195 - Der goldene Tod
einen dünnen Stahlstachel, der aus dem schwarzen Kuttenärmel ragte.
Blut klebte daran.
Sein Blut!
Inspektor Carrington starrte das Skelett entgeistert an. »Bob!« Seine Stimme zitterte. »Um Himmels willen, was hast du getan?«
Schlagartig setzte der Schmerz ein.
Rufus’ Magie, die der Stachel in den Leib des Inspektors gebracht hatte, breitete sich nun explosionsartig aus.
Mort Carringtons Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze des Schmerzes. Er krümmte sich, preßte die Arme gegen den Leib, der von aggressiven Wellen durchglüht wurde. Seine Augen quollen aus den Höhlen, und dicke Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Als der Inspektor zusammenbrach, sagte Rufus eisig: »Du hättest nicht herkommen sollen, Mort.«
Carrington vermeinte, das Skelett würde in einem trüben Nebel verschwinden.
Aber es war sein Leben, das sich aus ihm löste - und verschwand…
***
Loxagon verließ die Satansresidenz. Sobald sie außer Sichtweite war, blieb der kriegerische Teufelssohn stehen. Einst war er bereit gewesen, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln um den Höllenthron zu kämpfen, nun würde er ihm kampflos in den Schoß fallen.
Lange würde Asmodis nicht mehr regieren können.
Ein neuer Wind würde in Kürze durch die Hölle wehen und alle fortfegen, die sich nicht in Ehrfurcht und Demut vor ihrem neuen Herrscher beugten.
Die Mitglieder des Höllenadels würden sich offen zu Loxagon bekennen müssen. Sollten sie sich weigern, würde er kurzen Prozeß mit ihnen machen.
In dieser Hinsicht stach dem Teufelssohn vor allem Atax, die Seele des Teufels, ins Auge, denn ihm war bekannt, daß dieser starke Dämon, der auch Herrscher der Spiegelwelt war, sich seit langem bemühte, so etwas wie ein schwarzer Gott zu werden.
Da er das nicht allein schaffte, hatte er sich in der Vergangenheit intensiv nach Verbündeten umgesehen, doch keines der Bündnisse hatte lange gehalten.
Loxagon würde vor allem Atax seine harte Faust spüren lassen, damit diesem seine Machtgelüste vergingen.
Der Teufelssohn begann auf einmal zu wachsen und verwandelte sich in ein drachenähnliches Ungeheuer mit Flügeln auf dem Rücken. Die spannte er jetzt aus, und mit kräftigen Schlägen hob er vom Boden ab und flog davon.
***
Rufus stieß schwarze Magie in den Raum, und sie breitete sich flirrend über die Leichen. Sie hüllte sie zunächst nur ein, drang dann aber in die Körper und begann sie zu zersetzen.
Die Toten begannen zu dampfen, ihre Körper schmolzen, schrumpften. Ein penetranter Schwefelgeruch erfüllte das Schlafzimmer, und innerhalb weniger Augenblicke war von Sheree Kennedy und Mort Carrington nichts mehr zu sehen. Rufus’ Magie hatte sie aufgelöst. Nichts deutete darauf hin, daß sie jemals hier gewesen waren.
***
Afton Gunn machte sich schön für den Abend. Sie freute sich schon sehr auf Lance Selby. Ihr Vater gab häufig Partys, und Afton mußte dann die Rolle der Gastgeberin übernehmen, weil ihre Mutter nicht mehr lebte. Sie war beim Reiten tödlich verunglückt.
Böse Zungen behaupteten, ihr Mann hätte dabei seine Hand im Spiel gehabt, doch das glaubte Afton nicht.
Tatsache war, daß Henry Gunn mit seiner Frau keine glückliche Ehe geführt hatte. Dennoch war Afton davon überzeugt, daß ihr Vater ihre Mutter geliebt hatte. Als Bestätigung dafür wertete sie, daß er nicht mehr geheiratet hatte.
Nach dem Tod seiner Frau war der Platz an seiner Seite leer geblieben. Wenn die gesellschaftliche Etikette Damenbegleitung erforderte, sprang Afton ein. Anfangs fühlte sie sich in dieser Rolle nicht sonderlich wohl, doch inzwischen meisterte sie diese Aufgabe souverän.
Sie holte ein festliches Kleid aus dem Schrank und hielt es sich vor den fast nackten Körper.
Mit gestrengem Blick betrachtete sie sich im Spiegel, legte das Kleid beiseite und nahm ein anderes aus dem Schrank. Es fiel ihr nicht leicht, die richtige Wahl zu treffen, denn sie kannte Lance Selbys Geschmack nicht.
Seufzend sagte sie: »Da habt ihr Männer es einfacher. Ihr zieht euren Smoking an, und damit hat sich’s.«
Afton entschied sich schließlich für ein Kleid, das ihre jugendlich-fraulichen Kurven dezent betonte. Es hatte sie viel Energie gekostet, dieses Kleid zu bekommen, denn ihr Vater war der Ansicht gewesen, daß sie dafür noch ein bißchen zu jung wäre, Sie hoffte, dem Parapsychologen darin ganz besonders zu gefallen.
Nachdem sie es angezogen und die anderen Kleider wieder in den Schrank gehängt hatte, setzte sie
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