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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Frauen in Abendgarderobe, die Pappteller voll Essen von einem Zimmer ins nächste trugen und auf der Treppe vor dem Klo Schlange standen, während Männer in samtenen Smokings herumlungerten und Scotchgläser und fette Zigarren in Händen hielten.
    Durch die Tür zur Linken konnte ich Mrs. Patricia Foster erkennen, ohne Halskrause, die einer Gruppe von großen Männern mit roten Gesichtern die Gläser füllte.
    Ich ging in das Zimmer und sagte: »Ich suche Paula.«
    Totenstille.
    Mrs. Foster klappte den Mund auf, brachte aber keinen Ton heraus, und ihre Adlerblicke schossen durch den Raum.
    »Möchten Sie bitte mit rauskommen?« sagte eine Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um und bückte in Don Fosters grinsendes Gesicht.
    »Ich suche Paula.«
    »Das habe ich gehört. Lassen Sie uns hinausgehen und darüber sprechen.«
    Zwei große Kerle mit Schnurrbärten standen hinter ihm, alle drei trugen Smoking, Fliegen und Rüschenhemden.
    »Ich bin wegen Paula hier.«
    »Sie sind nicht eingeladen worden. Auf geht’s.«
    »Und fröhliche Weihnachten von Johnny Kelly«, sagte ich und warf ihm Kellys Einladung hin.
    Foster warf seiner Frau einen Blick zu, wandte sich zu einem der Männer und murmelte: »Draußen.«
    Einer der Männer trat auf mich zu. Ich hob einlenkend die Hände und ging zur Tür.
    Dort drehte ich mich um und sagte: »Vielen Dank für die Weihnachtskarte, Pat.«
    Ich sah, wie die Frau schluckte und zu Boden schaute.
    Einer der Männer schob mich sanft in die Eingangshalle.
    »Alles in Ordnung, Don?« fragte ein Mann mit grauem, lockigem Haar und einer Handvoll Scotch.
    »Ja. Der Herr wollte gerade gehen«, sagte Foster.
    Der Mann reckte den Kopf in meine Richtung. »Kenne ich Sie?«
    »Schon möglich«, erwiderte ich. »Ich hab’ mal für den Kerl mit dem Bart da drüben gearbeitet.«
    Chief Constable Ronald Angus drehte sich um und sah ins Nebenzimmer, wo Bill Hadden mit dem Rücken zur Tür stand und sich unterhielt.
    »Ach wirklich? Wie interessant«, sagte Chief Constable Angus, trank noch einen Schluck Whisky und schloß sich wieder der Gesellschaft an.
    Donald Foster hielt mir die Tür auf, und ich bekam wieder einen sanften Schubs von hinten.
    Von oben erklang das Gelächter einer Frau herunter.
    Ich ging aus dem Haus, die beiden Männer flankierten mich links und rechts, Foster hinter mir. Ich dachte erst daran, über den Rasen davonzusprinten und es bis zum Pub, dem Golden Fleece, zu schaffen; ich fragte mich, ob sie es wagen würden, mich vor allen Leuten aufzuhalten, wußte aber, sie würden es tun.
    »Wohin gehen wir?«
    »Geh einfach weiter«, sagte einer der Männer; er trug ein weinrotes Hemd.
    Wir waren gerade oben an der Zufahrt angekommen, als ich einen Mann vom Eingangstor halb laufend, halb gehend auf uns zukommen sah.
    »Scheiße«, sagte Don Foster.
    Wir blieben stehen.
    Die beiden Männer sahen Foster an und warteten auf seinen Befehl.
    »Der hat mir gerade noch gefehlt«, murmelte Foster.
    Stadtrat Shaw war ganz außer Atem. »Don!« rief er.
    Foster ging ihm ein kurzes Stück entgegen, breitete die Arme aus und reckte die Handflächen nach oben. »Bill, nett, dich zu sehen.«
    »Du hast meinen Hund erschossen! Du hast verdammt noch mal meinen Hund erschossen!«
    Shaw schüttelte den Kopf, weinte, versuchte Foster von sich zu schubsen.
    Foster umarmte ihn wie ein Tanzbär und versuchte ihn zu beruhigen.
    »Du hast meinen Hund erschossen!« schrie Shaw und machte sich los.
    Foster zog ihn wieder in seine Arme und grub Shaws Kopf in seinen Samtsmoking.
    Hinter uns stand Mrs. Foster mit ein paar Gästen auf den Stufen zur Tür und zitterte.
    »Was gibt’s, Liebling?« fragte sie mit klappernden Zähnen und klapperndem Glas.
    »Nichts. Geht ruhig wieder rein und amüsiert euch.«
    Alle blieben wie angefroren auf den Stufen stehen.
    »Na los. Es ist Weihnachten, verdammt!« brüllte Foster, der verdammte Nikolaus persönlich.
    »Wer will mit mir tanzen?« lachte Pat Foster, schüttelte ihre dürren Titten und scheuchte alle wieder hinein.
    Dancing Machine dröhnte zur Tür heraus, und Brot und Spiele gingen weiter.
    Shaw stand da und schluchzte inFosters schwarze Samtjacke.
    Foster flüsterte: »Das ist jetzt nicht der rechte Augenblick, Bill.«
    »Was ist mit dem da?« fragte der Mann mit dem lila Hemd.
    »Schafft ihn weg.«
    Der andere Mann in dem roten Hemd packte mich am Ellbogen und führte mich die Einfahrt entlang.
    Foster blickte nicht auf, flüsterte Shaw ins Ohr: »Das ist

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