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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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auf, kehrte mir den Rücken zu und sah hinaus über das schwarze Leeds. »Nun, vielleicht sollten Sie etwas sorgfältiger hinhören, was Jack zu sagen hat.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nun, schließlich hat Jack ausgezeichnete Beziehungen zu einem gewissen Detective Chief Superintendent.«
    Verärgert sagte ich: »Nun ja, vielleicht sollten wir dann gleich Nägel mit Köpfen machen, wenn wir schon dabei sind, und Jack zum verdammten Chefredakteur machen.«
    Hadden wandte sich vom Fenster ab und grinste beinahe ungehemmt. »Hört sich nicht so an, als seien Sie besonders gut darin, zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen, oder?«
    Meine Brust spannte und pochte. »Hat George Oldman mit Ihnen gesprochen?«
    »Nein. Jack.«
    »Ich verstehe. Na, das war’s dann ja wohl«, sagte ich, war nicht mehr im ungewissen, stand dafür aber im Regen.
    Hadden setzte sich wieder. »Hören Sie, vergessen wir die ganze Angelegenheit. Der Fehler liegt genausogut bei mir. Da wäre noch eine Reihe von anderen Dingen, die Sie für mich weiterverfolgen können.«
    »Aber …«
    Hadden hielt eine Hand hoch. »Also, ich denke, wir stimmen darin überein, daß Ihre kleine Theorie durch die Ereignisse des heutigen Tages gewissermaßen widerlegt wurde …«
    Mach’s gut, Jeanette. Mach’s gut, Susan.
    »Aber …« murmelte ich.
    »Bitte«, sagte Hadden lächelnd und hielt die Hand erneut in die Höhe. »Den Punkt mit der fehlenden Leiche können wir doch wohl vergessen.«
    »Zugegeben. Aber was ist damit?« sagte ich und deutete auf die Schlagzeile auf seinem Schreibtisch. »Was ist mit Clare?«
    Hadden schüttelte den Kopf und starrte auf die Zeitung. »Entsetzlich.«
    Ich nickte, wußte, ich hatte verloren.
    »Aber es ist Weihnachten«, sagte er, »und entweder ist die Sache bis morgen geklärt oder nie. So oder so wird die Story sterben.«
    »Sterben?«
    »Also wird Jack den Großteil davon übernehmen.«
    »Aber …«
    Haddens Lächeln versiegte. »Außerdem habe ich ein paar andere Storys für Sie. Mir zuliebe werden Sie morgen mit Barry Gannon nach Castleford hinausfahren.«
    »Castleford?« Mein Magen war hohl, meine Füße tasteten nach dem Boden, fanden aber keinen Halt.
    »Barry hegt die Annahme, daß Marjorie Dawson, John Dawsons Frau, ihn tatsächlich sehen und ihm Informationen bestätigen will, die er über ihren Mann ausgegraben hat. Ich halte das für relativ unwahrscheinlich, wenn man die geistige Verfassung dieser Frau in Betracht zieht, aber er will auf jeden Fall hin. Also habe ich ihn gebeten, Sie mitzunehmen.«
    »Mich? Warum?« Ich stellte mich dümmer als erlaubt und dachte, Barry hat recht, nur weil man an Verfolgungswahn leidet, heißt das noch lange nicht, daß man keinen verdammten Grund dafür hat, sich verfolgt zu fühlen.
    »Na ja, falls da was dran ist, wird es zu Verhaftungen und Anklagen und was nicht alles kommen, und Sie«, lächelte Hadden, »Sie als Gerichtsreporter für Nordengland werden bis über beide Ohren in Arbeit stecken. Und mir zuliebe werden Sie dafür sorgen, daß Barry nicht völlig ausflippt.«
    »Ausflippt?«
    Hadden sah auf die Uhr und seufzte. »Was wissen Sie über Barrys Geschichte?«
    »Dawsongate? Nur das, was alle wissen, nehme ich an.«
    »Und was halten Sie davon? Nur mal unter uns Pastorentöchtern?« Er lenkte mich in eine andere Richtung, aber ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wohin oder warum.
    Ich ließ mich lenken. »Nur mal unter uns? Ich glaube, er hat da eine Story an der Hand. Ich glaube allerdings, daß sie eher auf der Wellenlänge von Hobby und Handwerk liegt, nicht auf unserer.«
    »Dann denken wir dasselbe«, sagte Hadden grinsend, nahm einen prall gefüllten braunen Umschlag und reichte ihn mir über den Schreibtisch. »Das ist alles, was Barry bisher zusammengetragen und der Rechtsabteilung vorgelegt hat.«
    »Der Rechtsabteilung?« Langsam kam ich mir vor wie ein bescheuerter Papagei.
    »Ja. Und offen gesagt, können wir froh sein, wenn wir auch nur einen einzigen Satz davon drucken dürfen.«
    »Ach so.«
    »Ich erwarte nicht, daß Sie das alles lesen, aber Barry haßt Dummköpfe, also …«
    »Ich verstehe«, sagte ich, tätschelte den braunen Umschlag auf meinem Schoß und bemühte mich, echten Eifer an den Tag zu legen.
    »Und wenn Sie schon mal dort sind, möchte ich, daß Sie noch eine Story über den Rattenfänger schreiben.«
    Scheiße.
    »Noch eine?« Neue Untiefen, ich war am Boden zerstört.
    »Tolle Nummer. Ihr bestes Stück. Jede Menge

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