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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Autotür geklemmt. Was ist mit Ihrem Auge?«
    »Sieht man das?«
    »Nur, wenn Sie sich Feuer geben. Die Bullen?«
    »Vielleicht.«
    »Die können einem das Leben schwermachen, hm?«
    »Kann man so sagen.«
    »Na, dann verdienen Sie sich mal ein paar Pfund. Was ist passiert?«
    Jimmy Ashworth zog an seiner Zigarette und blies den Qualm dann langsam in Richtung des orangeglühenden Feuers.
    »Wir haben auf den Chef gewartet, aber der kam nicht, und es regnete, also hockten wir einfach nur rum, wissen Sie, tranken Tee und so. Ich bin rüber zum Ditch, mußte mal pissen, und da hab ich sie gesehen.«
    »Wo war sie?«
    »Im Ditch, ziemlich weit oben. So als ob sie runtergerollt war’ oder so. Dann hab ich die, die …«
    Der Kessel in der Küche begann zu pfeifen.
    »Flügel?«
    »Das wissen Sie?«
    »Ja.«
    »Hat Terry Ihnen das erzählt?«
    »Ja.«
    Jimmy Ashworth strich sich die Haare aus dem Gesicht und versengte sie sich mit der Glut. »Scheiße.«
    Der Gestank verbrannter Haare hing im Raum.
    Jimmy Ashworth sah mich an. »Die hatten sich ganz verheddert.«
    »Und was haben Sie gemacht?« fragte ich und drehte mich so weit wie möglich vom Feuer weg.
    »Nichts. Ich war wie versteinert. Ich konnte nicht glauben, daß sie es war. Sie sah so anders aus, so weiß.«
    Mrs. Ashworth kam mit einem Teetablett herein und stellte es ab. »Alle haben erzählt, was für ein hübsches kleines Ding sie war«, flüsterte sie.
    Mein ganzer rechter Arm fühlte sich an, als würde kein Blut mehr darin fließen. »Und Sie waren allein?« fragte ich.
    »Ja.«
    Die Hand pochte wieder, der Verband war durchgeschwitzt und juckte. »Was war mit Terry Jones?«
    »Was soll mit ihm gewesen sein?«
    »Danke«, sagte ich und nahm Mrs. Ashworth eine Tasse ab.
    »Wann hat Terry sie gesehen?«
    »Na, ich bin zu den Jungs zurück, oder nicht?«
    »Und wann?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, Sie sagten, Sie seien wie versteinert gewesen, da hab ich mich gefragt, wie lange Sie da gestanden haben, bevor Sie den anderen davon erzählten.«
    »Ich hab keinen Schimmer, verdammt.«
    »Jimmy, bitte. Nicht in diesem Haus«, sagte seine Mutter leise.
    »Er ist genau wie die verdammten Bullen. Ich weiß nicht, wie lang.«
    »Tut mir leid, Jimmy«, sagte ich und stellte meine Tasse auf den Kaminsims, damit ich mich am Verband kratzen konnte.
    »Ich bin zum Schuppen zurück und hatte gehofft, der Chef ist da, aber …«
    »Mr. Foster?«
    »Nee, nee. Mr. Foster ist der große Boß. Unser Chef ist Mr. Marsh.«
    »George Marsh. Sehr neuer Mann«, sagte Mrs. Ashworth.
    Jimmy Ashworth sah seine Mutter an, seufzte und sagte:
    »Jedenfalls war der Chef nicht da, nur Terry.«
    »Und die anderen?«
    »Hauen sich irgendwo im Wagen verdrückt.«
    »Also haben Sie Terry Jones davon erzählt, und er ist mit Ihnen zum Devil’s Ditch zurückgegangen?«
    »Nee. Ich bin los, die Polizei anrufen. Einmal hat mir gelangt.«
    »Also ist Terry hin und hat nachgesehen, während Sie die Polizei angerufen haben?«
    »Ja.«
    »Alleine?«
    »Alleine, hab’ ich doch gesagt.«
    »Und?«
    Jimmy Ashworth schaute in den orangefarbenen Lichtschimmer. »Und die Polizei ist gekommen und hat uns aufs Revier in der Wood Street gebracht.«
    »Die haben geglaubt, er war’s, wissen Sie?« Mrs. Ashworth betupfte sich die Augen.
    »Ma, halt den Mund!«
    »Was war mit Terry Jones?« fragte ich; meine Hand pochte heftig und wurde dann taub, so als spürte sie, daß etwas fehlte.
    »Ein Nichtsnutz, der.«
    »Ma, willst du wohl den Mund halten, verdammt!«
    Mir war heiß, ich war wie betäubt, war müde.
    »Hat die Polizei ihn befragt?«
    »Ja.«
    Ich schwitzte, mich juckte es, und ich wollte nur noch raus aus diesem Ofen.
    »Aber die haben nicht geglaubt, daß er es war, oder?«
    »Weiß nicht. Fragen Sie sie.«
    »Warum dachten die, Sie hätten es getan, Jimmy?«
    »Sagte ich doch schon, fragen Sie sie.«
    Ich stand auf. »Sie sind ein kluger Bursche, Jimmy.«
    Er schaute überrascht auf. »Wieso?«
    »Sie halten den Mund.«
    »Er ist ein guter Junge, Mr. Dunford. Er hat nichts gemacht«, sagte Mrs. Ashworth und stand auf.
    »Danke, daß Sie mich reingelassen haben, Mrs. Ashworth.«
    »Was werden Sie denn jetzt über ihn schreiben?« Sie stand an der Tür und hatte die Hände tief in den Kitteltaschen vergraben.
    »Nichts.«
    »Nichts?« fragte Jimmy Ashworth, der barfuß dastand.
    »Nichts«, sagte ich und hob meine fette, weiße rechte Hand.
     
    Ich fuhr langsam durch das Schwarz zurück zum

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