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1975 - Sonnenecho

Titel: 1975 - Sonnenecho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Störe ich?"
    Noch bevor er sich umgedreht hatte und die kleine, zierliche Blue-Gestalt sah, wußte er, daß es sich um Tuyula Azyk handelte. Das Bluesmädchen war um eine Handbreit kleiner als Arnulf, obwohl er mit 1,74 Meter auch nicht gerade ein Riese war. Sie hatte eine schmale, zierliche Gestalt und wirkte zerbrechlich, irgendwie gläsern. Sie hielt den flachen Tellerkopf leicht schräg und blickte Arnulf aus ihren vorderen beiden Katzenaugen scheu an. Das helle Rosa ihres Kopfes war fast fleckenlos, der kleine Mund am oberen Ansatz ihres langen Halses bewegte sich schnappend..
    Wie bei einem Fisch auf denn Trockenen, dachte Arnulf. Warum war sie so aufgeregt?
    Es war Arnulfs erste Begegnung mit dem Bluesmädchen. Nach allem, was er über sie und ihre Erlebnisse mit Vincent Garron gehört hatte, hatte er sich ein völliges anderes - und gänzlich falsches, wie er jetzt erkennen mußte - Bild von ihr gemacht. Er hatte gemeint, ihre Fähigkeiten und Erfahrungen hätten sie selbstsicherer und dominanter gemacht. Aber sie war eben doch noch fast ein Kind, das mitten in einer pubertären Entwicklung steckte.
    „Was willst du hier, Tuyula?" wollte Somnaro wissen, es klang weniger unfreundlich als sachlich.
    Statt eine Antwort zu geben, wanderte ihr Blick zu der männlichen Gestalt auf der Liege.
    „Ist das ein Avatara?" fragte sie und fuhr, ohne auf Antwort zu warten, fort: „Ich wollte mich nur mal mit ihnen bekannt machen."
    „Komm nur weiter, Tuyula!" forderte Arnulf das Bluesmädchen freundlich auf, um das Eis zwischen ihnen zu brechen. „Ich bin Arnulf Rohmer, Biomechaniker und Betreuer der Androiden." Er deutete zur Gestalt auf der Liege. „Und das ist Avatara Nummer vier. Kurz Vier genannt."
    „Er sieht sehr, sehr menschlich aus", stellte Tuyula Azyk.
    „Er ist auch fast ein Mensch, sieht man mal von einigen technischen Besonderheiten ab, die man in ihn integriert hat", erläuterte Arnulf. „Aber seine Organe sind natürlichen Ursprungs, damit meine ich, sie wurden in der Retorte geklont. Und jedes dieser Organe könnte jederzeit einem Menschen implantiert werden. So gesehen ist ein Avatara eine lebende Organbank."
    Er grinste, um diese Bemerkung als scherzhaft zu verdeutlichen, aber Tuyula Azyk blieb ernst.
    „Du bezeichnest den Avatara als Nummer vier. Hat er keinen Namen?"
    „Nein, Er hat weder einen Namen noch eine Persönlichkeit. Er ist psychisch völlig neutral. Er besitzt zwar ein Grundwissen und eine Allgemeinbildung, um Konversation führen zu können. Aber das ist auch schon alles. Das wird so gehandhabt, damit Avataras jederzeit zu Trägern einer beliebigen Persönlichkeit werden können. Etwa auf die Art, daß man an ihnen eine Gehirntransplantatation vornimmt. Sie können dann komplikationslos die Persönlichkeit des Gehirnspenders annehmen."
    „Ist es richtig, daß Avataras auch eine Minipositronik und sogar einen Pikosyn besitzen?"
    „Ja, in ihnen ist das Allgemeinwissen gespeichert. Diese Inhalte können bei Bedarf jederzeit gelöscht werden. Das muß aber nicht sein. Ein Bioponblock sorgt für den Informationsaustausch zwischen dem organischen Gehirn und den Troniken. Wenn der Schöpfer den Menschen neu erschaffen sollte, dann würde er sich einen Avatara zum Vorbild nehmen. Sie sind schlichtweg perfekt."
    „Der da gefällt mit ganz gut", sagte Tuyula Azyk und deutete auf Vier. „An ihn könnte ich mich gewöhnen."
    Tuyula Azyk war offensichtlich nur zur Begutachtung der Avataras gekommen, weil sie mit der Möglichkeit rechnete, daß einer von ihnen zum Träger von Vincent Garrons Ich werden könnte, falls der seinen Körper verlor.
    „Drei ist nicht minder sympathisch", sagte Arnulf Rohmer. „Er würde dir auch gefallen."
    „Dürfte man, im Falle eines Falles, nicht selbst einen Avatara wählen?"
    Arnulf hob die Schultern. „Darüber brauchte ich mir noch keine Gedanken zu machen. Aber ich denke, daß man die Reihenfolge einhält. Nummer drei ist demnach der erste in der Liste. Das ist so üblich."
    Er wurde von Nummer vier abgelenkt, der die Beine von der Liege schwang und aufstand. Er warf Arnulf einen Blick zu, der wohl bedeuten sollte: Na, habe ich dir nicht gesagt, daß ich völlig in Ordnung bin?
    „Ich habe festgestellt, daß der Avatara keinen Generator für den Aufbau eines Defensivfeldes besitzt", sagte Somnaro anschließend. „Das ist doch unüblich."
    „Ich habe den Generator auf speziellen Befehl bereits auf der MERLIN ausgebaut", antwortete Arnulf

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