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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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solche Leute am meisten, Leute, die andere korrumpierten. Nein, das stimmte nicht. Er haßte auch diejenigen, die sich korrumpieren ließen. Es gab sie überall. Sie saßen in den Firmenvorständen, spielten in Georgia und Palm Springs Golf und tunkten die Soße in den Country Clubs von Evanston und Grosse Pointe aus ihren Tellern. Ihre Umformen hatten sie verraten.
    Oberste, Generale, Commodores, Admirale. Das ganze verdammte Militärestablishment war von einer neuen Art von Dieben durchsetzt. Männer, die blinzelten und lächelten und ihre Unterschriften auf Ausschußempfehlungen setzten, auf Beschaffungsbewilligungen, auf Verträge, auf Kostenüberschreitungsvermerke. Weil es Übereinkünfte gegeben hatte. Der Brigadier von heute war der »Berater« oder »Repräsentant in Washington« von morgen.
    Wie leicht es doch war, sie zu hassen. Die Aussteiger, die Korrumpierer, die Korrumpierten...
    Deshalb hatte man das Eye Corps ins Leben gerufen. Eine ganz kleine auserwählte Gruppe von Offizieren, die der Apathie der Korruption und der Käuflichkeit müde waren, die jeden Teilbereich der bewaffneten Streitkräfte durchsetzten. Das Eye Corps war die Antwort, die Medizin, die die Krankheit kurieren würde. Denn das Eye Corps trug Akten von Saigon bis Washington zusammen. Männer des Eye Corps setzten alles zusammen: Namen, Daten, Verbindungen, illegale Profite.
    Zum Teufel mit den sogenannten vorgeschriebenen Kanälen: die Kommandokette nach oben. Zum Generalinspekteur. Wer legte denn für die militärische Kommandostruktur die Hand ins Feuer? Wer für den GI? Und wer, soweit er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war, würde für die Zivilisten die Hand ins Feuer legen? Sie vertrauten niemandem. Also würden sie es selbst anpacken. Jeder General, jeder Brigadier und Admiral - ein jeder, der irgendeine Form der Abweichung tolerierte, würde ausgeräuchert und mit seinen Verfehlungen konfrontiert werden.
    Eye Corps. Darum ging es. Eine Handvoll der besten jungen Offiziere im Feld. Und eines Tages würden sie das Pentagon aufsuchen und übernehmen. Niemand würde es wagen, sich ihnen in den Weg zu stellen. Die Anklagen des Eye Corps würden wie Handgranaten über den Köpfen dieser Litzenträger hängen. Die Handgranaten würden explodieren, wenn die Litzenträger nicht verschwanden, ihre Sessel den Männern des Eye Corps räumten. Das Pentagon gehörte ihnen. Sie würden ihm wieder eine Bedeutung geben. Stärke. Ihre Stärke.
    Adrian Fontine lehnte an der Bar und hörte den Diskussionen der jungen Studenten zu. Er wußte, daß sein Bruder ihn beobachtete. Er blickte zu Andrew rüber. Die kalten Augen des Soldaten ließen ihre übliche, kaum verborgene Verachtung erkennen und wandten sich dann ab, als Al Winston näher kam und den Major mit erhobenem Glas begrüßte.
    Andrew fängt an, seine Verachtung zu offen zur Schau zu tragen, dachte Adrian. Sein Bruder hatte einen Teil seiner weithin bekannten Selbstkontrolle verloren. Zu viele Dinge ärgerten den Soldaten in diesen Tage zu schnell.
    Wie weit sie doch auseinander waren! Einmal waren sie einander so nahe gewesen. Die Geminis... Brüder, Zwillinge, Freunde. Die Geminis waren die Besten. Und irgendwann - als sie noch Teenager waren, gemeinsam zur Schule gingen - fing alles an, sich zu ändern. Andrew begann zu glauben, er sei noch besser als der Beste, und Adrian war nicht mehr überzeugt, daß er dem Leben gewachsen war. Andrew stellte seine Fähigkeiten nie in Zweifel. Adrian war nicht sicher, ob er sehr viele besaß.
    Jetzt war er sicher. Die schrecklichen Jahre der Unschlüssigkeit waren vorüber. Er war durch die Unsicherheit hindurchgegangen und hatte seinen eigenen Weg gefunden. Und das verdankte er in hohem Maße seinem so positiven Bruder, dem Soldaten.
    Und heute, an ihrem Geburtstag, mußte er seinen Bruder stellen und ein paar sehr beunruhigende Fragen stellen. Fragen, die an den Kern von Andrews Kraft gingen.
    Sie waren auf die Bezeichnung Eye Corps gestoßen. Sein Bruder stand auf der Liste. Acht selbsternannte, verblendete Angehörige einer Elite, die für ihre eigenen Zwecke Beweismaterial versteckten. Eine kleine Gruppe von Offizieren, die sich selbst davon überzeugt hatten, daß sie im Pentagon die Zügel führen sollten - durch Einsatz von schierer Erpressung, anders konnte man es nicht nennen. Die Situation hätte komisch sein können, nur es gab Beweismaterial, und das Eye Corps hatte es. Das Pentagon war keineswegs darüber erhaben, vermittels

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