1976 - Das Jesus-Papier
Fall Tesco gelesen; du hast es oft wiederholt.«
»Es traf auch zu. Eine Gesellschaft als Besitzerin vieler anderer, eine Gesellschaft, die die Politik vieler fortsetzte, wo in Wirklichkeit Wettbewerb hätte herrschen sollen. Worauf willst du hinaus?«
»Du gebrauchst den Begriff in negativem Sinn, weil du ihn so siehst. Nun gut, dagegen will ich nichts sagen. Aber ich behaupte, daß es auch eine andere Betrachtungsweise gibt. Es kann auch gute überkommene Interessen geben. Wie uns. Unsere Interessen gelten nicht uns selbst; es gibt nichts, was wir brauchen. Unser Interesse ist das Land, und die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, sind beträchtlich. Wir haben die Mittel, etwas zu tun. Ich tue es. Um Gottes willen, hindere mich nicht daran!«
Adrian wandte sich von seinem Bruder ab und ging ohne Ziel an den feuchten Planken des Bootshauses entlang auf die breite Öffnung zu, die zum Wasser hinausführte. Die Wellen klatschten gegen die Poller. »Du gibst dich sehr glatt, Andy. Du warst immer sehr glatt und selbstsicher und überzeugt. Aber es wird nicht funktionieren.« Er drehte sich um und sah den Soldaten an. »Du sagst, wir brauchen nichts. Ich glaube, daß wir etwas brauchen. Wir beide brauchen - wollen - etwas. Und was du willst, macht mir angst. Weil ich eine Vorstellung davon habe, was du für einen Begriff vom >Besten< hast. Offen gestanden, es macht mir panische Angst. Die Vorstellung, daß deine >besten Senioroffiziere< die bewaffnete Macht dieses Landes kontrollieren könnten, reicht aus, mich in die Bibliothek zu jagen, um dort die Verfassung zu lesen.«
»Das ist arrogante Pferdekacke! Du kennst sie nicht!«
»Ich weiß aber, wie sie arbeiten, wie du arbeitest. Falls es dir guttut: Damals in San Francisco hat das, was du gesagt und getan hast, einigen Sinn gegeben. Es hat mir nicht gefallen, aber ich habe es anerkannt.« Adrian ging an der Helling entlang zurück. »Jetzt gibt das, was du sagst, keinen Sinn. Und deshalb warne ich dich. Rette, was du noch kannst, soviel bin ich dir schuldig. Steig so elegant wie möglich aus.«
»Du kannst mich nicht zwingen«, sagte Andrew mit schneidender Stimme. »Meine Personalakte ist eine der besten, die es gibt. Wer, zum Teufel, bist du denn schon? Eine lausige Aussage von einem unzufriedenen Offizier im Kampfbereich. Bockmist!«
»Ich will es dir sagen!« Adrian blieb in der Tür des Bootshauses stehen, hob die Stimme. »In fünf Tagen - am nächsten Freitag, um es genau zu sagen, wird dem Generaladjutanten des Militärgerichtshofs eine Blankovorladung überreicht werden. Er wird ein Wochenende Zeit haben. Arrangements können ausgehandelt werden. Ein solches Arrangement wird möglich sein, aber nur unter einer unwiderruflichen Bedingung: Ihr wüßt weg. Ihr alle.«
Der Soldat trat einen Schritt nach vorn und blieb dann stehen, den Fuß am Rand der Helling, als wollte er hinüberspringen, seinen Feind anspringen. Aber er hielt sich zurück. Wellen der Übelkeit und der Wut schienen über ihn hinwegzuspülen. »Ich könnte - dich töten«, flüsterte er stockend. »Ich verabscheue dich.«
»Das kann ich mir denken«, sagte Adrian, schloß kurz die Augen und rieb sie mit müder Bewegung. »Du solltest besser zum Flughafen fahren«, fuhr er fort und sah seinen Bruder wieder an. »Du hast eine Menge zu tun. Ich möchte vorschlagen, daß du mit diesem sogenannten Beweismaterial beginnst. Soweit uns bekannt ist, sammelt ihr schon seit drei Jahren daran. Übergebt es den entsprechenden Behörden.«
In zornigem Schweigen hetzte der Soldat in schnellen Schritten um die Helling herum, an Adrian vorbei, hinaus, auf die Treppen des Bootshauses zu. Er eilte hinauf, nahm bei jedem Schritt zwei Stufen.
Adrian trat schnell zur Tür und rief ihm nach, veranlaßte seinen Bruder, stehen zu bleiben.
»Andy!«
Der Soldat stand reglos da, aber er drehte sich nicht um, sagte auch nichts. So fuhr der Anwalt fort.
»Ich bewundere deine Kraft, so wie ich Vaters Kraft bewundere. Du bist ein Stück von ihm, aber du bist nicht er. Etwas fehlt dir, wir sollten einander also verstehen. Du verkörperst alles, was ich für gefährlich halte. Ich glaube, das bedeutet, daß ich dich auch verabscheue.«
»Dann verstehen wir einander«, sagte Andrew und wiederholte den Satz mit monotoner Stimme. Er ging den Rasen hinauf auf das Haus zu.
19
Das Orchester und die Angestellten des Partyservice waren gegangen. Andrew wurde zum La-Guardia-Flughafen gebracht. Es gab eine
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