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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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tat: beobachtete die Gesichter in der Menge, die Fahrzeuge, die Gebäudenischen zu beiden Seiten der Straße.
    »Wo gehen wir hin?« fragte Fontini-Cristi.
    »Bis auf einen Häuserblock an die Stelle heran, die uns unser Korse genannt hat«, erwiderte Apfel.
    »Aber ich dachte, Sie beargwöhnen ihn.«
    Birne gab ihm darauf Antwort. »Sie werden uns nicht sehen, weil sie nicht wissen, wonach sie Ausschau halten sollen. Der Bolschewik wird den Korsen auf der Piazza fangen. Wenn alles sauber ist, werden sie gemeinsam kommen. Wenn nicht, und wenn Ihr Freund sein Handwerk versteht, wird er der einzige sein.«
    Die Einkaufsstraße bog nach links in den südlichen Eingang der Piazza San Giorno. Ganz vorn stand ein Springbrunnen. Das kreisförmig angelegte Brunnenbecken darunter war voll mit weggeworfenen Papieren und Flaschen. Männer und Frauen saßen am Brunnenrand und tauchten die Hände in das schmutzige Wasser. Kinder liefen schreiend unter den wachsamen Blicken ihrer Eltern auf dem Kopfsteinpflaster herum.
    »Die Straße dahinter«, sagte Apfel und zündete sich eine Zigarette an, wobei er auf den breiten Pflasterstreifen wies, den man durch die Gischt des Springbrunnens sehen konnte, »ist die Via Ligata. Sie führt zur Küstenstraße. Zweihundert Meter weiter unten ist eine Nebenstraße. Der Corso hat gesagt, daß dort ein Taxi warten würde.«
    »Die Nebenstraße ist doch nicht zufällig eine Sackgasse?« Birne stellte sie Frage mit dem Ausdruck des Abscheus. Er erwartete keine Antwort darauf.
    »Ist das nicht ein Zufall? Ich habe mich genau dasselbe gefragt. Das wollen wir herausfinden. Sie«, sagte Apfel zu Vittorio gewandt, »bleiben bei meinem Partner und tun genau, was er sagt.« Der Agent warf das Streichholz auf den Boden, sog den Rauch seiner Zigarette tief in seine Lungen und ging schnell über das Kopfsteinpflaster auf den Springbrunnen zu. Als er nur noch wenige Schritte von dem Wasser entfernt war, verlangsamte er seine Schritte, und dann verschwand er zu Vittorios großem Erstaunen, tauchte völlig in der Menschenmenge unter.
    »Der ist recht gut in Form, was?« sagte Birne.
    »Ich kann ihn nicht ausmachen. Ich sehe ihn nicht.«
    »Das sollen Sie auch nicht. In der richtigen Beleuchtung kann so etwas sehr wirksam sein.« Er zuckte die Schultern. »Kommen Sie mit. Gehen Sie neben mir und plappern Sie irgend etwas. Und gestikulieren Sie. Hier in Italien fuchtelt jeder mit den Händen, als wäre er wahnsinnig.«
    Vittorio lächelte über die Binsenweisheit des Engländers. Aber als sie sich dann unter der Menge bewegten, achtete er darauf, die Hände zu bewegen und plötzlich die Arme hochzureißen. Der Brite kannte seine Italiener. Er hielt Schritt mit dem Agenten, die Zielstrebigkeit des Mannes faszinierte ihn. Plötzlich packte Birne Vittorio am Ärmel und riß ihn nach links, stieß ihn zu einem soeben freigewordenen Platz am Brunnensims. Fontini-Cristi war überrascht; er hatte geglaubt, es wäre ihr Ziel, die Via Ligata so schnell und so unauffällig wie möglich zu erreichen.
    Dann begriff er. Die erfahrenen, professionellen Augen des Briten hatten gesehen, was die des Amateurs nicht gesehen hatten. Das Signal.
    Vittorio saß mit eingezogenem Kopf zur Rechten des Agenten. Die ersten Gegenstände, die ihm auffielen, waren ein Paar ausgetretener Schuhe mit Flecken von orangeroter Farbe auf dem abgewetzten Leder. Einfach ein Paar bewegungsloser Schuhe in den sich bewegenden Schatten sich bewegender Leiber. Dann hob Vittorio den Kopf und erstarrte. Der Partisan, der ihn nach Alba gebracht hatte, stützte den untersetzten Körper des korsischen Kontaktmannes so, als stützte er einen Freund, der zuviel getrunken hatte. Aber der Kontaktmann war nicht betrunken. Sein Kopf hing herunter, seine Augen standen offen und starrten in die sich bewegende Finsternis. Er war tot.
    Vittorio lehnte sich am Brunnensims zurück. Das, was er am Boden sah, hatte ein hypnotische Wirkung auf ihn. Ein gleichmäßiger, dünner Blutstrom durchtränkte das Hemd des Korsen, rann an der Innenseite der Brunnenwand über den Stein und mischte sich in das schmutzige Wasser, bildete im schwankenden Licht der Straßenlampe der Piazza unregelmäßige Kreise.
    Die Hand des Partisanen hielt den Stoff zusammengeknüllt, bauschte das Hemd über der blutdurchtränkten Fläche zusammen. Seine Knöchel und sein Handgelenk waren mit Blut besudelt, und seine Finger umspannten den Griff eines Messers.
    Fontini-Cristi versuchte die Panik zu

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