1978 - Schlacht um Wanderer
erlebt hatte. Gegen dies hier war sein Kampf gegen die spinnen artigen CawCadd in der Dreiheit geradezu harmlos gewesen.
Aber solange er auch suchte, er fand keine Roboterwracks mehr. Die abgeschossenen Maschinen mußten also ebenso zu Staub zerfallen sein wie ihre noch funktionstÜchtigen Artgenossen. „Komm!" sagte Ernst Ellert. „Folge mir jetzt in die Maschinenstadt!"
*
Die Straßen waren glatt und wirkten wie poliert. Die Kuppeln mit ihren freitragenden Auswüchsen schmiegten sich zwischen die TÜrme und rechteckige oder zylindrische Bauten. Die Maschinenstadt wuchs vom Rand nach innen gleichmäßig in die Höhe. Sie vermittelte ein Bild zeitloser Schönheit. Es gab keinen krasseren Unterschied als diesen zu der zerfurchten Steppe draußen vor den mit roten Energievorhängen verschlossenen Toren.
Alles schien hier aus Metall zu bestehen, die Straßen und die glatt, sauber. und fugenlos aus dem Boden wachsenden, architektonisch gewagten Konstruktionen. Alles wirkte harmonisch und sauber aufeinander abgestimmt.
Lotho Keraete kam sich unendlich klein vor, als er neben Ernst Ellert durch die Straßenschluchten schritt. Er spürte die Nähe von ES stärker als jemals zuvor. Alles hier schien ES auszuatmen.
Es gab offenbar keine Verkehrsmittel. Jedenfalls sah Keraete den ganzen Marsch über keine Gleiter, Autos oder andere Vehikel. Doch wozu gab es dann die Straßen? „Einiges in der Maschinenstadt verändert sich laufend, anderes bleibt, wie es war", lautete Ellerts unbefriedigende Antwort. „Ich stand lange in ES' Diensten, aber ich habe ES und seine Motive nie wirklich kennengelernt. Keiner von uns Menschen kann das jemals - nicht einmal Perry Rhodan."
Perry Rhodan! „Was ist mit Rhodan?" fragte Lotho Keraete. „Lebt er noch? Wenn ich tatsächlich der neue Bote von ES werden soll, werde ich ihm je begegnen?"
„Die Wahrscheinlichkeit ist groß", antwortete Ernst Ellert. „Ja, Perry Rhodan lebt noch, obwohl er nicht müde wird, dieses Leben in Gefahr zu bringen."
„Und Reginald Bull und Atlan? John MarshalI, die anderen Mutanten?"
Geduldig sagte Ernst Ellert: „Reginald Bull, Atlan, Tifflor und viele andere Aktivatorträger sind noch am Leben. Nur die Mutanten wurden arg dezimiert. Im Jahr 2909, während der Second-Genesis-Krise."
„Was war mit dieser Krise? Ist auch Gucky gestorben? Ich hatte immer eine Vorliebe für den kleinen Mausbiber. Lebt er noch?"
„Auch er", sagte Ellert seufzend. „Aber jetzt sei lieber still und bereite dich auf das Zusammentreffen mit ES vor."
Lotho schwieg ab jetzt; Er wußte, daß er alle diese Fragen nur stellte, um von seiner eigenen Nervosität abzulenken. Der Gedanke, gleich einer Superintelligenz gegenüberzustehen, war faszinierend, zugleich erschrekkend. Er fürchtete sich etwas davor, und je weiter sie gingen, desto nervöser wurde er.
Hier wachsen keine Pflanzen, dachte er, hier ist alles steril, viel zu steril. Tiere gibt es auch nicht. Wovon soll ich mich hier ernähren?
Auch das, mußte er sich eingestehen, war pure Ablenkungdurch sein Unterbewußtsein. Die Realität, das waren Ernst Ellert, der neben ihm ging, und der große freie Platz im Zentrum der Maschinenstadt, den sie jetzt erreicht hatten. Er durchmaß nach Lothos Schätzung etwa zwei Kilometer. „Dort drüben", sagte Ellert und deutete auf einen mächtigen Kuppelbau, „liegt unser Ziel."
Als sie den Platz überquerten, wuchs Lothos Gefühl der Beklommenheit noch. Er spürte ES mittlerweile, als stünde er vor ihm, so stark war die Ausstrahlung der Superintelligenz. Und erst jetzt begriff Lotho in aller Konsequenz, was ihm für die Zukunft zugedacht worden war.
Die Roboter im Heim in der fernen Galaxis DaGlausch hatten ihn darauf vorbereiten sollen, als Bote und Botschafter für ES tätig zu werden. Das hatten sie mehr oder weniger geschafft, indem sie seinen Originalkörper im Lauf der Jahrhunderte Stück für Stück amputiert hatten - angeblich wegen einer defekten Recyclinganlage.
Aber war das wirklich der Grund gewesen? Oder hatte ES einen Boten gebraucht, der quasi unsterblich war, um seine Aufträge auch in ferner Zukunft auszuführen?
Egal; was zählte, war seine, Lothos, Zukunft. Er würde nie wieder ein Leben wie andere Menschen führen können - ganz abgesehen davon, daß er in die heutige Zeit gar nicht mehr hineinpaßte. Er würde dafür aber vielleicht an Geheimnissen teilhaben, die anderen Menschen für immer verschlossen blieben.
Zurück konnte er ohnehin
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