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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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brachte den Karton, legte ihn auf den Tresen und fragte: »Meinen Sie diesen hier?«
»Ja. Wie teuer ist das Gerät?«
Der Verkäufer hob die Schachtel in die Höhe, drehte sie, suchte das Preisschild. »Viertausendzweihundert«, sagte er dann.
»Danke. Vielleicht kaufe ich es mir morgen. Nun zu meinem Problem. Ich glaube, es ist nur halb so groß, wie ich dachte, denn ich habe mein Tauchgerät wiedergefunden. Da steht es!« Er zeigte auf den Vorhang. »Da drinnen. Neben dem Schreibtisch. Ich habe es genau erkannt. Es ist zwar beschädigt, aber jedenfalls wieder da.«
Nun steckte der Mann wirklich in der Bredouille, denn er konnte das Vorhandensein des Gerätes nicht leugnen, ohne in den Verdacht zu geraten, er wolle zu Unrecht die volle Erstattungssumme kassieren.
»Da drinnen, meinen Sie?«
»Ja, ich habe es wiedererkannt, und zwar an dem abgerissenen Schlauch. Und auch an dem Blutfleck. Zeigen Sie es mir doch mal!«
Christiane, die sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, trat nun auch vor, stellte sich neben Klaus, fragte ihn:
»Glaubst du wirklich, es ist dein Tauchgerät?«
»Ja, ich bin sicher.«
Der Mann ging hinter den Vorhang, und diesen Moment benutzte Klaus, um Christiane zuzuraunen, daß die Ibizenkos oft etwas deutsch verstünden und sie also vorsichtig sein müßten.
Der Verkäufer kehrte zurück, wuchtete die Flasche auf den Tresen und sagte: »Also, ich muß zugeben, die ist vorhin hier abgegeben worden. Ich kam gar nicht auf den Gedanken, daß es Ihre sein könnte. Aber nun glaube ich auch, daß es so ist. Wie steht es mit der Brille?«
Klaus zog sie aus seiner Jackemasche. »Hier«, antwortete er. »Wie hoch ist denn nun der Schaden?«
Der Verkäufer wies auf den Schlauch, der sich zwar nicht vollends von der Flasche gelöst hatte, dessen Bruchstelle aber deutlich zu erkennen war, und sagte: »Warten Sie, ich sehe mal eben im Katalog nach, was so ein Schlauch kostet.«
Er holte einen Stapel von Prospekten und Preislisten, blätterte, sagte schließlich: »Sind Sie einverstanden, wenn Sie mir …«
Ein Kunde betrat den Laden, ein junger Mann mit Lederjacke und Sturzhelm. Er grüßte.
» Momentito, Joven « , sagte der Verkäufer zu ihm und wandte sich erneut den Papieren zu. Und dann machte er einen überraschend kulanten Vorschlag. »Sind Sie einverstanden, wenn Sie mir für das Ausleihen und für den Schaden am Gerät zweitausend Peseten zahlen?«
Das waren fünfzig Mark, Klaus Hemmerich nickte und sagte: »Gut, dann kriege ich noch achtzehntausend zurück.«
»Sofort.«
Die Registrierkasse klingelte, und gleich darauf entstand ein Fächer von achtzehn grünen, im Halbkreis auf den Tresen gezählten Scheinen.
»Wie ist«, fragte Klaus, während er das Geld in seine Brieftasche steckte, »das Gerät eigentlich zu Ihnen gekommen? Da habe ich ja ein unwahrscheinliches Glück gehabt.«
»Das hat jemand gefunden und hier abgeliefert.«
»Nanu? Wo hat er es denn gefunden?«
»Das weiß ich nicht, Señor. « .
»Will er keine Belohnung haben?«
»Die hat er schon von mir bekommen. Ich habe sie mit den zweitausend verrechnet.«
Die Handhabe des Falles wurde immer großzügiger, aber auch immer mysteriöser. Nicht allein, daß der Spanier mit einer so geringen Entschädigung zufrieden war, er stellte auch keine Fragen nach dem Hergang des Malheurs. Offensichtlich war er bemüht, seinen deutschen Kunden so schnell wie möglich loszuwerden, denn er wandte sich jetzt abrupt von ihm ab und fragte den jungen Mann nach seinen Wünschen. Der wollte eine Motorradbrille haben, aber die war nicht vorrätig, und so geschah es, daß er noch vor Klaus und Christiane den Laden wieder verließ.
Klaus hatte sein Geld eingesteckt und zündete sich eine Zigarette an. Mehr und mehr gab ihm die eilige und generöse Abrechnung zu denken, wie ihn überhaupt die ganze Entwicklung seines Besuches in dem Sportgeschäft beunruhigte, am meisten natürlich die Entdeckung des Gerätes, das noch vor zwölf Stunden im Wald von San Carlos gelegen hatte.
Er nahm Christiane an die Hand, sagte: » Adiós, señor! « , und dann verließen sie das Geschäft. Draußen sagte er:
»Einen Moment! Ich will nur mal eben durch die Scheiben gucken. Mal sehen, was der Mann jetzt macht.« Er ließ Christiane stehen, trat an das der Tür nächstgelegene Schaufenster heran, blickte hindurch, fand den Verkäufer nicht, lief um die Ecke, in die Seitenstraße, sah dort durchs Fenster, sah – über die Auslagen hinweg – den Mann im grauen Kittel,

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