1980 Die Ibiza-Spur (SM)
abspielte?«
»Ja. Das Hin und Her, als du versuchtest, an ihm vorbei ins Hinterzimmer zu spähen.«
»Genau. Das sah vielleicht ganz lustig aus, aber es war nicht lustig. Der Kerl wollte mein Tauchgerät vor mir verstecken, aber nicht, um mich zu begaunern und die volle Summe zu kassieren, nein, die Situation war viel ernster. Und sie hat Konsequenzen. Eine davon sage ich dir schon mal vorab. Du mußt nach Hamburg zurückfliegen. So bald wie möglich!«
»Davon mußt du mich aber erst mal überzeugen.« »Bitte, Christiane, mach’s mir nicht schwer! Es war viel zu schön heute nacht, als daß ich dich ohne triftigen Grund nach Hause schicken würde. Jetzt noch ein paar Tage und Nächte im ROCA LLISA … Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen. Aber ich bin ziemlich sicher. Sie kommen! Vielleicht schon heute nacht! Wollen uns da herausholen und wer weiß wohin bringen! Sieh mal, es geht doch nicht mit rechten Dingen zu, wenn ich meine Taucherausrüstung im Wald von San Carlos verliere und sie einen halben Tag später bei genau dem Mann wiederfinde, der sie mir geliehen hat. Und dann diese Posse am Tresen! Er auf der einen, ich auf der anderen Seite. Wie zwei Kampfhähne, die jeden Augenblick aufeinander losgehen können. Ich sollte also die Flasche nicht sehen. Frage: Warum nicht? Zweite Frage: Wer hat sie dahingebracht? Dritte Frage: Warum wollte er gar nicht wissen, was mir mit dem Gerät passiert ist? Mit seinem Gerät immerhin! Es hatte doch nahegelegen, sich zu erkundigen, wo ich das Ding verloren habe. Aber nein, er fragt nicht nach der Art des Malheurs, nicht mal nach dem Blut auf der Flasche! Und dann, gleich nachdem wir aus dem Laden heraus sind, dieser Anruf!«
»Mit dem du offensichtlich gerechnet hattest, denn wie der Blitz warst du am Fenster, erst an dem einen, dann an dem anderen.«
»Das war wohl eher Instinkt. Er hatte sich so seltsam verhalten und war so auffallend darum bemüht, uns loszuwerden, daß ich einfach wissen wollte. Was tut er, wenn er wieder allein ist? Na, und was hat’s ergeben? Er telefoniert, erstattet Bericht, informiert jemanden über unseren Besuch. Mehr noch, er beschreibt unser Auto und gibt die Nummer durch. Ich bin überzeugt, er hat mit Hentschel gesprochen oder mit einem seiner Männer. Und also kennen sie nun meinen Namen, denn gestern, als ich mir das Gerät auslieh, hab ich meinen Paß vorgezeigt, auch mein Seefahrtsbuch und die Gästekarte vom ROCA LLISA … Ich hab nicht damit gerechnet, daß Hentschel über dieses Sportgeschäft herausbekommen könnte, wer ich bin. Nie im Leben hatte ich dem Mann meine Papiere zeigen dürfen! Da ich’s nun mal getan habe und der Mann meinen Namen notiert hat, hätte ich wenigstens gestern nacht dieses verflixte Tauchgerät wieder mitnehmen müssen! Aber es war da auch ganz anders, als ich es dir erzählt habe. Mit der Flasche mußte ich einen Hund erschlagen, weil er, als ich vom Turm kam, vor der Leiter hockte. Das heißt, ›hockte‹ ist nicht ganz richtig. Er sprang mir entgegen, wütend, schnappte nach mir, und wäre ich einfach weiter nach unten geklettert, hätte er mir sicher nicht nur die Hand geleckt. Es war ein riesenhafter Hund, und der Mann, dem er gehörte, war ganz nahe. Ich mußte das Tier erledigen, sonst wäre ich nicht weggekommen. Daher das Blut auf der Flasche.«
»Mein Gott, Klaus!« Christiane griff nach seinen
Händen. »Warum hast du das nicht erzählt?«
»Ich wollte es nicht so dramatisch machen, wollte dich
nicht beunruhigen. Jetzt tu ich’s, damit du einsiehst, daß
du so schnell wie möglich abreisen mußt.«
»Aber es wird jetzt auch für dich gefährlich! Und
außerdem: Gestern, als du mich nicht mitnehmen wolltest
zum Schacht, hast du gesagt, es wäre gut, wenn ich in der
Nähe wäre, damit ich im Notfall etwas unternehmen
könnte. Was, wenn dir jetzt etwas passiert, und ich sitze in Hamburg? Ich sehe ein, daß die Dinge sich zugespitzt haben und daß das ROCA LLISA für uns nicht mehr in Frage kommt, aber in San Antonio sind wir doch sicher.«
»Wir wissen nicht, ob vor dem Laden ein Posten stand.« »Vermutlich nicht, denn uns ist niemand gefolgt. Auch daß der Spanier sofort anrief, spricht eigentlich dagegen, daß draußen einer stand.«
»Wer weiß, vielleicht sagen sie sich, doppelt hält besser, und haben beides gemacht, dem Mann aufgetragen, sofort anzurufen, und auch noch jemanden zum Observieren abgestellt.«
»Noch einmal, Klaus: Uns ist niemand gefolgt!«
So als
Weitere Kostenlose Bücher