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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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»mach, daß du da hineinkommst!«
»Dazu brauch ich meine Hände.«
»Setz dich auf die Kante!«
Hemmerich half ihm, und dann packte er ihn an den Schultern, drückte ihn am geöffneten Deckel vorbei nach unten. Wie ein Kartoffelsack fiel der Mann auf den Boden des Kofferraums. Hemmerich hob die Beine des Mannes über die Kante, verstaute sie, tat es ziemlich ruppig.
»Hör zu, Jüngelchen, ich könnte dich knebeln, damit du nicht schreist, aber weil’s da drin ohnehin etwas knapp wird mit der Luft, laß ich es. Solltest du nur ein einziges Mal den Versuch machen, zu schreien oder zu poltern, halte ich an und ziehe dir eins mit meiner WALTHER über den Schädel, damit du für den Rest des Weges still bist!« Eine Antwort darauf wartete er nicht ab. Er schlug den Deckel zu, schloß ab.
Er setzte sich ans Steuer, fuhr ein kleines Stück, machte halt, stieg aus und kletterte in die Felsen, um sein Bündel zu holen. Als er zurück war, warf er es auf den Rücksitz, fischte sich die Zigaretten heraus, zündete sich eine an. Selten hatte ihm das Rauchen so gut geschmeckt wie jetzt, da die nervliche Anspannung erst mal vorbei war und er eine ruhige halbstündige Autofahrt vor sich hatte.
Er startete. Warf noch einen Blick auf den Bungalow und auf die kleine Badebucht, in der vor gut zwei Stunden das Boot geankert hatte, mit dem – da hatte er keinen Zweifel – Christiane und er hatten entführt werden sollen. Nun lag die kleine Bahia friedlich da. In ihrem Wasser spiegelte sich der Mond.
Was hätten sie wohl mit uns gemacht? überlegte er. Gleich darauf fragte er sich: Und was mache ich jetzt mit meinem Gefangenen? Ihm war klar, daß für die Verwahrung des Mannes zunächst nur das Haus in San Antonio in Frage kam. Und er dachte. Christiane wird nicht gerade erbaut sein von dieser lebenden Trophäe, die ich da mitbringe.

XXV.
    Das Ferienhaus am Stadtrand von San Antonio hatte, obwohl es nur klein war, eine Servidumbre, die aus zwei winzigen Zimmern bestand. Das eine enthielt ein ganzes Arsenal von Hausratsgegenständen, das andere war das eigentliche Mädchenzimmer. Es standen zwar Möbel darin, dennoch war es nicht möbliert. Ein paar Gartenstühle, ein runder Tisch und zwei Pritschen lehnten zusammengeklappt an den Wänden. Eine dritte Pritsche hatte Hemmerich aufgestellt und seinen Gefangenen darauf abgelegt. Er hatte ihm auch noch die Füße gefesselt, ihn dann geknebelt und schließlich am Stahlrahmen der Liegestatt festgebunden.
    Der Gefangene war nun, die Autofahrt eingeschlossen, seit vier Stunden in seiner Gewalt. Der Tag hatte begonnen, die Sonne war schon ein Stück gewandert und stand über den Bergen der Sierra Grosa.
    Klaus und Christiane hatten trotz der bedrückenden Einquartierung fast zwei Stunden geschlafen, worüber sie sich beide wunderten. »Es scheint«, hatte Klaus gesagt, »daß wir uns allmählich an das Metier gewöhnen.« Aber dann hatte er doch nichts zum Frühstück gegessen, nur etwas Kaffee getrunken, und Christiane hatte lustlos an einem Apfel geknabbert.
    Das Verhör sollte beginnen, doch immer wieder zögerte Klaus es hinaus, indem er ein neues Gespräch mit Christiane begann. Es war nicht zu leugnen. Er war unsicher, wußte es selbst, und auch Christiane spürte es.
    »Was mache ich bloß mit ihm, wenn er nicht reden will? Ich kann ihm doch nicht gut ein Feuer unterm Hintern anzünden oder meine Zigarette auf seinem Bauch ausdrücken. Andererseits. Reden muß ich mit ihm. Ich bin allerdings nicht sicher, ob er überhaupt etwas von Victor weiß. Heute nacht, als ich ihn ins Mädchenzimmer sperrte, sprachen wir kurz miteinander. Er sagte, er sei gerade erst aus München gekommen, und auch, daß er Student sei. Vielleicht stimmt das sogar.«
    Christiane antwortete: »Vielleicht. Ich finde, das Gesicht eines Gangsters hat er nicht, eher das eines Träumers. Aber auch die Träumer können gefährlich werden, wenn sie nämlich ihre Träume partout verwirklichen wollen. Dieser Mann würde zwischen den Touristen in den Straßen von Sa Penya nicht auffallen, jedenfalls nicht unangenehm. Er könnte da irgendwo an einer Staffelei stehen und mit Hingabe malen.«
    »Genau. Einer, von dem man meint, daß man ihm vertrauen kann. Das ist das Trügerische an unserem Terror, ob er nun von links kommt oder von rechts. Die Meinhof hatte, finde ich, trotz ihrer gefährlichen Intelligenz etwas ausgesprochen Feminines, die Ensslin war eine Pfarrerstochter, Mahler hat einen Philosophenkopf. Und der Junge

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