1981 - Richard
gehörten dazu ohnehin selten zum Geschäft des Hauses Blammer. Die einzige kleine Sensation, die Blammer jemals zu verzeichnen hatte, war die Versteigerung eines Liebermann . Es war allerdings keines der millionenschweren Werke, sondern ein eher unbekanntes Aquarell, aber immerhin ein Liebermann , der mehrere hunderttausend eingebracht hatte. Das Kunst- und Auktionshaus Blammer war allerdings nur der Veranstalter und hatte damals eher bescheiden daran verdient.
Heinz Kühler suchte nochmals nach dem Instruktor, der aber mittlerweile Müde geworden war. Er gab ihm jetzt nur noch Tipps, wie er sich selbst auf die Suche machen konnte, um auch die vielbeachteten Privatsammlungen einsehen zu können. Es war seine letzte Chance, zumindest was die Tate-Sammlungen betraf. Es war aber auch eher wahrscheinlich, dass der Gauguin irgendwann einmal in einer der Privatsammlungen schlummerte und Edmund Linz ihn darum überhaupt erst kaufen konnte. Von einem Museum erhielt man höchst selten ein Kunstwerk, es sei denn man war ein anderes Museum oder aber es handelte sich um Diebesgut, was Heinz Kühler im Falle des Gauguins zu fast hundert Prozent ausgeschlossen hatte. Unter dem Stichwort Privatsammlung gab es zwei verschiedene Arten der Veröffentlichung. Entweder entlieh ein Sammler einzelne, thematisch zu der Ausstellung eines Museums passende Werke, oder es wurde von einer Privatperson eine eigene Ausstellung organisiert, in der alle Schätze des Sammlers gezeigt wurden, ohne Rücksicht auf Stile und Themen, die die einzelnen Objekte verkörperten. Um 15:00 Uhr hatte Heinz Kühler für den ersten Tag genug. Er durfte die Bände, die er noch nicht durchgesehen hatte, an seinem Platz liegen lassen. Es war fast wie in einer richtigen Bibliothek. Der Instruktor fertigte sogar ein Kärtchen mit dem Namen des Benutzers an und stellte es neben die Bücher.
Am nächsten Morgen war er bei weitem nicht der erste im Tate-Archiv . Er kam diesmal erst gegen zehn. Neben seinem Arbeitsplatz hatte sich ein sehr britisch aussehender älterer Herr eingerichtet. Sie begrüßten sich mit einem Nicken, ohne etwas zu sagen. Heinz Kühler musste sich erst einmal wieder orientieren. Seinen Notizblock hatte er gestern auch liegen gelassen. Es waren gerade einmal anderthalb Seiten, auf denen er sich Notizen zu bestimmten Ausstellungen gemacht hatte. In einem zweiten Block hatte er auf immerhin gut zehn Seiten alle Kataloge verzeichnet, die er durchgesehen hatte. Es war der aufwendigste Teil seiner Recherche. Neben den Titeln der Ausstellungen hatte er auch das Jahr und die Anzahl der gezeigten Objekte notiert. Später würde er die Liste im Sekretariat seines Chefs von Frau Hoischen oder von einer der anderen Damen abschreiben lassen. Die Liste diente dann als Beleg für seine Arbeit. Für den Fall, dass ihn später irgendjemand noch einmal auf eine Ausstellung aufmerksam machen würde, könnte er mit der Liste immer nachsehen, ob er die Unterlagen nicht doch schon bearbeitet hatte. Die jetzt noch handschriftliche Liste würde in den nächsten Stunden noch länger werden.
Die meisten privaten Sammler besaßen aus dem Werk von Paul Gauguin nur einzelne Zeichnungen oder Aquarelle, die sie zum Teil gemeinsam mit den Besitztümern anderer Sammler präsentierten. Heinz Kühler hatte schon bei den Museumskatalogen immer mit der Gegenwart begonnen und war dann in der Zeit weiter zurückgegangen. Dies hielt er auch bei der Durchsicht der Privatsammlungen so. Anfangs bestanden die Kataloge und Verzeichnisse noch aus prächtigen Fotografien der gezeigten Bilder. In der Zeit vor 1950 dominierten dann Schwarzweißaufnahmen. In einem der Kataloge waren überhaupt keine Bilder enthalten. Die Objekte wurden lediglich bis ins Detail beschrieben. Die Fotos machten es natürlich leichter. Heinz Kühler musste jetzt die einzelnen Abschnitte genau durchlesen. Die Kreidezeichnungen und Aquarelle hatte er zunächst überschlagen. Er suchte nach einem Ölgemälde. Es fand sich unter den gut dreißig Werken nur ein einziges, ein Stillleben. Er blätterte zurück zum Anfang und ging jetzt alle anderen Texte durch. Er überflog die Seiten meistens nur und suchte dabei nach Begriffen, die etwas mit Edmund Linz Gauguin zu tun haben konnten. Die Aquarelle waren in der Mehrzahl. Der Titel eines Bildes lautete » Die Hirtin« , wenigstens ein weibliches Modell, während die vorherigen Seiten oft nur Landschaften oder Brücken beschrieben. Er las jetzt etwas langsamer. Er
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