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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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erinnerte sie sich. Die Fotoausstellung in einem der Stationsflure. Es war in der orthopädischen Abteilung und einige hingen auch in der Inneren. Sollte das ein Zufall sein. Sie betrachtete sich das Bild des Ölgemäldes auf ihrem Computermonitor. Sie glaubte, dass Gesicht des kleinen Mädchens schon einmal auf einer Fotografie gesehen zu haben oder gab es nur Ähnlichkeiten. Ohne weiter zu zögern machte sie sofort einen Schwarz-Weiß-Ausdruck. Der Drucker in ihrem Büro ratterte und schob das Blatt langsam heraus. Sie nahm es, wedelte noch ein paar Mal damit und verließ dann ihr Büro in Richtung der Krankenstationen. Die Fotogalerie, die sie suchte, gehörte ursprünglich zu einer Ausstellung im Gemeindehaus von Taiohae. Vor zwei oder drei Jahren wurden die Bilder dann als Dauerleihgabe an das Krankenhaus gegeben, wo sie jetzt in den Fluren der beiden Stationen hingen. Florence war schon häufig daran vorbei gelaufen und hatte sich die Aufnahmen immer mal wieder angesehen. Die Bilder stammten aus einer Zeit, als erst wenige Franzosen auf den Marquesas lebten. Das europäisch geprägte Leben in Polynesien spielte sich um die Jahrhundertwende mehr auf Tahiti ab. Die Marquesas lagen eher abseits davon, eigentlich lagen sie auch noch heute Abseits der polynesischen Metropolen, aber es hatte sich mit dem Flugverkehr und den schnellen und recht häufigen Schiffsverbindungen natürlich schon sehr viel verändert. Florence erreichte die orthopädische Abteilung. Diese Station war dem Haupteingang des Krankenhauses am nächsten. Gleich hinter der Verbindungstür in den Flur, von dem die gut zehn Zimmer abgingen, begann die Galerie der Aufnahmen. Die Bilder waren vergrößert worden, etwa in den Abmaßen eines Schreibmaschinenblattes. Bei einigen Aufnahmen hatte es dazu geführt, dass Details zum Teil verschwommen wirkten. Auf beiden Seiten des Flures hingen die Bilder, alle etwa im Abstand von einem Meter und alle auf gleicher Höhe. Die Rahmen waren größer, so dass die Aufnahmen als Passepartout von einem breiten weißen Rand umschlossen waren. Sie schritt die Galerie ab. In der Hand hielt sie den Ausdruck. Die Bilder an den Wänden zeigten Menschen, hauptsächlich die Ureinwohner der Marquesas, aber es waren auch europäische Gesichter darunter. Es gab Szenen an Anlegestellen, Fischer auf ihren Booten, das Anlanden von Waren oder Postsäcken nach Ankunft eines Versorgungsschiffes. Es gab eine Aufnahme vor einem der ersten Hotels auf Nuku Hiva, im Vordergrund hatten sich die Angestellten versammelt. Florence kannte das kleine Haus sogar. Das Hotel war mittlerweile etwas erweitert worden und heute in einer dunkleren Farbe gestrichen. Unter jedem Foto stand in Bleistift, ganz zart, der Ort an dem die Aufnahmen entstanden waren und eine Jahreszahl. Florence erinnerte sich, dass noch in der Ausstellung im Gemeindehaus, neben den Fotoaufnahmen kleine Schildchen mit kurzen Erklärungen aufgehängt waren. Die Schildchen fehlten jetzt und waren durch die sorgfältigen Notizen ersetzt. Es gab Fotos, die auf Nuku Hiva, auf Hiva Oa und auf Ua Pou gemacht worden waren. Die Jahreszahlen hatten eine Spanne zwischen 1897 und 1905. Florence suchte nach einer Aufnahme, die sie im Geiste vor sich sah, an die sie sich eben in ihrem Büro erinnert hatte. Es handelte sich um ein Foto vom Strand, mit einem Boot im Zentrum des Bildes. Es war ein kleines Boot mit einem Mast, es gehörte vielleicht auch einem Fischer, der täglich in der Nähe der Inseln seine Netze auswarf. Die Boote, mit denen die Leute weit auf das Meer hinausfuhren, waren größer, es waren richtige kleine Schiffe, mit einem Deck und Laderäumen. Mit diesen Schiffen entfernten sich die Fischer weit von den Inseln und fuhren auf den Pazifik hinaus. Es war das Boot und es war das Gesicht des Mädchens. Beides hatte Florence schon einmal auf einem der ausgestellten Fotografien gesehen. Jetzt wo sie an der Galerie der Schwarz-Weiß-Bilder vorüber ging, erinnerte sie sich an das, was sie suchte. Auf einem der Fotos befand sich ein Boot im Mittelpunkt der Aufnahme. Es waren Erwachsene, Halbwüchsige, Kinder, es waren Männer, Frauen, Jungen und Mädchen, die links und rechts neben dem Boot standen und sich fotografieren ließen. Florence war überzeugt, dass eines der Kinder ebenfalls einen Sonnenhut trug, genau so einen, wie die Kleine auf dem Ölgemälde. Sie schritt weiter an der Bildergalerie vorbei. Sie hielt sich jetzt nicht mehr damit auf, jede einzelne Fotografie genau

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