1982 - Gefangene der Algioten
sie innerlich zitterte. Was, wenn sie das bei Atlan schon versucht hatten? Wenn der Chip bereits unwiederbringlich zerstört war? „Das ist eine absolut logische Vorsichtsmaßnahme. ES hat diesen Chip selbst hergestellt und verfügt selbstverständlich ebenso über die Technik, derartige Sicherungen einzubauen; die nicht rückgängig gemacht werden können. Nur der von ES bestimmte Auserwählte darf einen Chip tragen, niemand sonst" Die Farbe der Schuppenhaut normalisierte sich allmählich wieder. U'Niboref stieß ein leises Zischen aus. „Das ist sehr unbefriedigend." Das kann ich mir denken. Rinaher entspannte sich etwas. Sie hatten also noch keine voreilige „Chip-Operation" bei Atlan vorgenommen, sonst würde der Kommandant hektischer reagieren. So wirkte er lediglich enttäuscht. Weder ein toter Atlan noch ein zerstörter Chip waren für die Tazolen von Nutzen. Möglicherweise wussten die Tazolen gar nichts von dem Inhalt der Verhöre; es konnte schließlich sein, dass die Voranesen dem Geheimnis der Unsterblichkeit in eigener Sache auf die Spur kommen wollten. „Das genügt für heute." U'Niboref drückte einen Sensor auf seinem Tisch. Zwei Soldaten kamen herein und führten Rinaher ab.
„Hoffentlich sind unsere Leute inzwischen auf der Suche nach uns", sagte Rhoa. „Ganzetta und die Besatzung der URANIA haben den Untergang der ANUBIS sicher mitverfolgt. Hoffen wir, dass Ganzetta oder auch der Oxtorner Massall die Möglichkeit hatten, einen: ungefähren Kursvektor zu errechnen. Sonst sehe ich ziemlich schwarz für uns."
„Wie meinst du das?" fuhr Viliona alarmiert auf.. „Das ist doch ganz einfach", belehrte Gerenger. „Wenn sie mit uns fertig sind, werden sie uns beseitigen. Abgesehen von Atlan natürlich und vielleicht noch Hermon. Aber wir drei Kadetten sind doch absolut unbedeutend."
„Vielleicht tauschen sie uns auch aus", wies Rhoa ihn streng zurecht, als sie Vilionas erschrockene Augen sah, die sofort Flüssigkeit absonderten. „Dann brauchst du doch nicht schwarz zu sehen, oder?" Gerengers Nerven schienen ebenfalls ziemlich am Ende zu sein. „Spekulieren bringt uns gar nichts", warf Rinaher ein. „Machen wir uns nicht verrückt! Sehen wir lieber zu, dass wir einen Weg hier raus finden."
Die Zeit verging sehr schnell. Die Lüftung befand sich in der Decke, aber sie fanden keinen Greifpunkt, um die Verkleidung auszuhebeln und nachzusehen, ob der Schacht groß genug war. Auch an der Tür fanden sich keine Möglichkeiten zur Manipulation. Als das nächste Essen gebracht wurde, war Rinaher an der Reihe, Versuchskaninchen zu spielen. Die Voranesen blieben anwesend, und das ließ ein mulmiges Gefühl in ihr aufkommen. „Das esse ich nicht", sagte sie auf Algisch. „Du isst, was wir dir geben", erhielt sie eine scharfe Antwort. Plötzlich waren fünf Voranesen im Raum und richteten die Waffen auf die Gefangenen. „Alle essen!" befahl einer. Die Arkoniden zögerten und wechselten untereinander fragende Blicke.
Dann sagte Rhoa: „Es ist wohl besser, wenn wir gehorchen. Es ist sinnlos, wenn wir uns jetzt erschießen lassen. Wir wissen ja, dass die Wirkung nicht sehr lange anhält." Daraufhin nahm sich jeder einen Konzentratwürfel und aß, aber der Widerwillen stand allen im Gesicht geschrieben. Schon kurz darauf merkte Rinaher, dass sich ihr Verstand benebelte; es war ein Gefühl, als hätte sie zuviel getrunken. Einer der Voranesen stieß sie mit dem Strahler an. „Mitkommen!" Rinaher stand auf; sie schwankte leicht, fing sich aber rasch wieder. Halt dich an deinem Willen fest! dachte sie. Nicht nachgeben!
Die Versuchung war groß. Sie fühlte sich schläfrig, ihre Beine schienen kaum mehr zu ihr zu gehören. Diesmal wurde die junge Arkonidin nicht in das Büro geführt, sondern in einen ganz anderen Raum, der sie einigermaßen ernüchterte. Der Raum war klein und fensterlos. Es befand sich nichts darin außer einem Stuhl, umgeben von jeder Menge Maschinen, deren Aussehen nichts Gutes verhieß. Zwei Soldaten zwangen sie, sich auf dem Stuhl niederzulassen. Arme und Beine wurden elektronisch gefesselt. Sie musste ihren Kopf nach hinten lehnen. Um den Hals wurde ein Metallkragen geführt und so straff befestigt, dass sie zu keiner Bewegung mehr fähig war. Sie' konnte kaum noch schlucken. „Was ... was habt ihr mit mir vor?" fragte sie, ihre Zunge schlug leicht am Gaumen an Sie merkte, wie Sekret aus den Augen lief, und zwinkerte heftig. Nicht nachgeben, Kadettin! „Die bisherigen Verhöre
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