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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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andere.«
Der Polizist kam zurück und stellte das Kästchen auf den Tisch.
Replin nahm ein Paar hauchdünne, durchsichtige Handschuhe aus seiner Jackentasche, zog sie an und klappte den Deckel hoch.
»Sie liegen ganz unten«, sagte Luise Pohlmann.
Er holte drei gelbliche Umschläge, alle vom gleichen Format hervor. »Sind es diese?«
»Ja.«
»Also mal wieder die sattsam bekannten Buchstaben aus dem Druckerkasten«, meinte er und sah sich die Anschriften, die Marken und die Stempel genau an. »Der älteste Brief ist vom 27. November, der nächste vom 14. Dezember und der letzte vom 8. Januar, alle drei in Wiesbaden abgestempelt.«
Er nahm die Bögen aus den Umschlägen und legte sie, in der Reihenfolge der Absendedaten, nebeneinander auf den Tisch.
Dann las er vor:
»›Du Schwein hast uns um unsere Ersparnisse gebracht, aber wir kriegen Dich!‹ Darunter steht ›Vier Mitglieder des Vereins der Pohlmann-Geschädigten‹, natürlich nicht handschriftlich.
Zweiter Text: ›Solltest Du demnächst verschwinden, so kannst Du sicher sein, wir werden Dich aufspüren, und wenn es Jahre dauert! Du wirst bezahlen für das, was Du uns angetan hast!‹ Und drittens: ›Nun hast Du sogar schon einen Toten auf dem Gewissen! Wie wir hörten, hat sich einer von den Bankleuten, die Du aufs Kreuz gelegt hast, das Leben genommen. Wir werden nicht zulassen, daß Du ungeschoren davonkommst!‹«
Replin hob den Blick, sah Luise Pohlmann an. »Damit ist wohl der Frankfurter Bankier gemeint, der sich eine Kugel durch den Kopf geschossen hat.«
»Ja, aber der hatte in Wirklichkeit vor allem familiäre Probleme.«
»Hat Ihr Mann irgendeinen Verdacht geäußert, von wem die Briefe stammen könnten?«
»Einmal sagte er, vielleicht wär es sogar jemand aus der Firma.«
»Ist es denkbar, daß diese Briefe, also die beiden ersten, für ihn der eigentliche Anlaß zum Verschwinden waren?«
»Nein! Dazu hat er sie, wie gesagt, nicht ernst genug genommen.«
»Vielleicht hat er Ihnen das nur vorgespielt, weil er Sie beruhigen wollte.«
»Das glaub’ ich nicht. Ist nicht seine Art.«
Staatsanwalt Becher beugte sich über die Drohbriefe und verglich ihre Texte miteinander. »Aufs Kreuz legen und aufspüren«, sagte er dann, »sind Wörter aus verschiedenen Sprachebenen.«
»Und was schließen Sie daraus?« fragte Luise Pohlmann.
»Nicht gleich, daß unbedingt mehrere Leute daran gearbeitet haben müssen. Das kann durchaus ein einzelner gemacht haben. Wenn ja, dann war’s jedenfalls einer, der den Begriff ›aufspüren‹ in seinem Wortschatz hat. Daß so einer auch ›aufs Kreuz legen‹ und ›Schwein‹ und ähnliches sagen kann, ist anzunehmen. Die umgekehrte Version, daß also die Sprache des Absenders vulgär ist und er sich hier mal zu etwas wie ›aufspüren‹ verstiegen hat, ist unwahrscheinlich.«
»Das meine ich auch«, erwiderte Replin. »Wir werden die Briefe gründlich analysieren, und unser Labor wird sich ebenfalls mit ihnen befassen. Aber nun zurück zu meiner Frage! Wissen Sie wirklich nicht, wo Ihr Mann sein könnte?«
Sie schüttelte den Kopf. Das dunkle, glatt auf die Schultern fallende Haar geriet dabei in eine leichte Schwingung. »Nein«, antwortete sie, »aber manchmal glaube ich, daß er nicht nur Deutschland für immer verlassen hat, sondern auch mich.«
»Entschuldigen Sie meine direkte Frage: Hatte er Liebschaften?« Replin streifte die Handschuhe ab, steckte sie ein.
»Ja, es gab ein paar Affären. Sie liegen lange zurück.«
»Nichts, was sich bis auf den heutigen Tag gehalten hat? Glauben Sie mir, das ist wichtig.«
»Sie meinen, er hat sich bei einer versteckt?«
»Wäre immerhin denkbar.«
»Die letzte, von der ich weiß, hat vor sechs oder sieben Jahren mit ihm einen Urlaub in Kalifornien verbracht, aber danach war’s zu Ende.«
»Das ist lange her. Trotzdem, wer sich verstecken muß, wendet sich auch an Freunde, von denen er seit Jahren nichts gehört hat. Geben Sie uns bitte den Namen und, wenn möglich, auch die Adresse!«
»Tut mir leid, mir ist nur bekannt, daß sie Patricia heißt und aus London stammt, und das hilft Ihnen bestimmt nicht weiter.«
»Und seitdem war nichts? Keine einzige Eskapade?«
»Nicht, daß ich wüßte.«
Einer der Polizisten meldete, daß die Durchsuchung abgeschlossen sei, und so beendeten auch Becher und Replin ihren Teil der Aktion. Sie ließen sich noch die Namen und Anschriften von Pohlmanns Eltern geben, ebenso die von seinen engsten Freunden. Danach verließen sie das Haus.
Die

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