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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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worüber ich will. Ob mein Blatt das dann auch druckt, ist ’ne andere Sache.
Am besten, ich melde mich bei denen in New York als Korrespondent der Hamburger Zeitschrift KOMET.«
»Weißt du noch, mit welcher Überheblichkeit wir uns, als wir noch zur Schule gingen, die Zeitverschiebung gemerkt haben? Wegen ihrer viel längeren und reicheren Geschichte sei die Alte Welt der Neuen voraus, und darum müßten die sechs oder sieben Stunden zurückgerechnet werden. Kurzum, drüben ist jetzt später Nachmittag. Aber wahrscheinlich ist das Amt sowieso rund um die Uhr besetzt.«
»Hast recht. Also, ich ruf dich danach an.«
»Machen wir’s so, daß ich bei dir anrufe. Ich fahr’ nämlich erst jetzt nach Hause, und das dauert eine bis anderthalb Stunden.«
»Wo hängst du denn herum?«
Er zögerte zwei, drei Sekunden mit der Antwort: »Am Nord-Ostsee-Kanal.«
»Findest du das sehr sinnvoll?«
»Ja. Immerhin hat es mich auf die AMVER-Idee gebracht.«
»Okay.«
»Also, bis nachher.« Er hängte ein, kehrte zum Tresen zurück, bezahlte das Gespräch, verließ das Lokal und machte sich auf den Weg.
Er kam, da die Straßen wenig befahren waren, schnell voran, erreichte sein Haus genau um Mitternacht, rief den Freund gleich an:
»Ich bin’s wieder. Hat es geklappt?«
»Deine AMVER-Gesellschaft hab’ ich erreicht, ja. Mit vollem Namen heißt sie Automated Mutual Assistance
    Vessel Rescue und dient vor allem in Seenotfällen der schnellen Alarmierung von Schiffen, die zu Hilfe kommen können, ist also für eine solche Nachfrage durchaus die richtige Adresse. Aber das Ergebnis ist leider negativ.«
    »Das kann doch nicht sein! Haben die wirklich alles überprüft?«
»Ja, da bin ich ganz sicher. Ich bekam nach einigem Hin und Her einen Mann an die Strippe, der ein Faible für Old Germany hat und sich darum nach Kräften bemühte. Er wollte allerdings zwischendurch auch wissen, ob die Reeperbahn noch existiert.
Also: Damals befanden sich auf dem Nordatlantik etliche Schiffe mit Kurs auf die ostamerikanischen Häfen, oder sie hatten diese Häfen verlassen, nur waren sie zu weit weg von der MELLUM. Er wußte alles über den Untergang, aber, wie gesagt, die Handelsschiffe kamen für die Rettung nicht in Betracht. Das klägliche Ergebnis von vier Überlebenden schafften schließlich nur die Kriegsschiffe.«
»AMVER hat den abgerissenen Funkspruch also nicht aufgefangen?«
»Nein, eben wegen der großen Entfernung. Sie haben nur den telefonischen Notruf von einem der Kriegsschiffe erhalten. Das lief über die Marineleitung. Übrigens hat auch die Reederei bei AMVER nachgefragt. Die Antwort: Wenn es das mysteriöse Schiff überhaupt gab, so war es jedenfalls nicht eingebunden in das AMVER-System.«
»Was heißt das?«
»Die rechnergestützte Erfassung der Schiffe erfolgt freiwillig.
Die meisten Reedereien machen da natürlich mit, zumal sie dadurch beim Aus- und Einklarieren in den amerikanischen Häfen Erleichterungen genießen, aber eine Pflicht zur Teilnahme besteht nicht. Wenn du die private Meinung eines Kollegen hören willst, der ’ne Menge von der Seefahrt versteht und den ich vor meinem Gespräch mit New York noch angerufen hab’, dann ist AMVER eine phantastische Möglichkeit für die Amis, den gesamten Warentransport über den Nordatlantik von West nach Ost und umgekehrt nahezu perfekt unter Kontrolle zu halten; das gleiche haben sie übrigens kürzlich für den Pazifik eingerichtet. Aber nun weiter! Es hat sich also bei deinem Verweigerer um ein Schiff gehandelt, dessen Leute von AMVER nichts halten und offenbar nicht nur von AMVER, sondern von Rettungsaktionen allgemein. Und nach so einem Schiff zu suchen, meinte der Mann, sei zwecklos, zumal seit dem Ereignis fast vier Monate verstrichen sind.«
»Aber das Verrückte ist«, antwortete Jacob Thaden, »daß der erste Impuls der Leute offensichtlich doch der war zu helfen! Gleich darauf müssen sie es sich anders überlegt haben.«
»Da würde ich auf Zoff an Bord tippen.«
»Ich auch.«
»Und auf entsprechende Hintergründe.«
»Wie meinst du das?«
»Ist doch klar: Die Leute konnten es sich nicht leisten, ihren Dampfer vorzuzeigen, aus welchen Gründen auch immer.«
Jacob Thaden war mutlos geworden. »Verdammt! Und ich hatte eine gehörige Portion Hoffnung, dieses Schiff ausfindig zu machen.«
»Auch damit bekämst du Sigrid und Arndt nicht zurück.«
»Weiß ich ja. Aber wenn es jemanden gibt, der schuld ist an ihrem Tod, dann will ich ihn in die Finger kriegen.«
»Das

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