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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Klar haben wir sie nicht in die Club-Hütte gebracht, sondern in unsere Höhle. Eine Dusche gab’s da nicht. Also, was tat sie, verschwitzt, wie sie nach dem Aufstieg war? Sie ging raus, riß sich die Klamotten vom Leib und wälzte sich splitternackt im Schnee, während wir drei durch die beiden Fenster starrten, die im Handumdrehen beschlugen. Sie kam wieder rein, und wir durften sie abtrocknen. Freunde, habt ihr schon mal eine Göttin abgetrocknet? Bestimmt nicht,  und wenn doch, dann sicher nicht in einem Alter, in dem man noch keine Erfahrung hat und schon heiße Hände kriegt, wenn man ’ner Frau nur aus dem Mantel hilft. Ja, wie soll ich’s sagen? Sie hat uns belohnt, alle drei. Aber heute, wo ich ein bißchen mehr weiß vom Leben, ist mir klar, daß es nicht nur Belohnung war, sondern …, ja, irgendwie war’s auch was für sie, war ein zusätzlicher Service ihrer Bergführer, den sie bis zur Raserei in Anspruch nahm. Hab’ so was Wildes nie wieder erlebt. Man redet immer von den heißblütigen Südamerikanerinnen. Pah! Inga war ein Vulkan, ja, ein Vulkan auf dem
Vulkan, wenn man’s genau nimmt. Und das Verrückte. Wir waren zwar alle drei noch unschuldig, ahnten aber natürlich, wie so was normalerweise geht, hatten, wenn wir uns das ausmalten, die Missionarsstellung im Kopf. Und dann kam es ganz anders. Sie wollte immer nur oben sein, jedesmal, vielleicht, um das Tempo zu bestimmen, vielleicht, um sich nach eigenem Gusto austoben zu können. Vielleicht auch war’s der Wunsch, den Mann oder die Männer zu beherrschen, und mit solchen Jünglingen, wie wir es nun mal waren, ging das ja auch. Wie ein Raubtier fiel sie über uns her, warf uns zu Boden und pflanzte sich dann auf unsere Leiber, immer schön der Reihe nach. Und die grad Unbeschäftigten verwickelte sie auf andere Weise ins Geschehen, und das sogar wörtlich. Wie ich schon sagte, war sie blond. Während sie also zum Beispiel Hilario ritt, schlang sie ihr langes blondes Haar mal mir, mal Carlos um den Schwanz, so wie ein Seemann beim Belegen seine Leine um den Coffeynagel wickelt. Madre mía, war das ein Gefühl! Hätt’ nichts dagegen, mich von einer so durchs Leben ziehen zu lassen! Und noch viele andere Sachen machte sie mit uns. Natürlich aßen wir auch mal und tranken, machten ’ne Schneeballschlacht oder spielten«, er zeigte auf die Steine, »Dame, aber die Hauptsache war das andere. Zwei Tage dauerte es an. Sie war unersättlich, und wir waren jung und kräftig und zu dritt, also ging auch niemandem die Puste aus. Ja, und einmal, als wir uns wieder zum Damespielen hinsetzten, nahm sie zwei Steine vom Brett, einen schwarzen und einen weißen, und legte sie so hin, wie die hier liegen. ›Der dunkle‹ sagte sie, ›das seid ihr mit eurer braunen Haut und eurem schwarzen Haar, und ich, mit meiner Weizenmähne und mit meinem hellen Körper, bin der andere.‹ Ja, das hat sie gesagt, und wir waren begeistert, waren selig mit diesem Geheimnis, das nur uns gehörte. Und wenn Hilario und Carlos und ich später auf Leute stießen, die grad Dame spielten, dann grinsten wir uns an und hatten sofort das Bild im Kopf, unten einer von uns und oben die weiße sueca. «
» Por Dios, was für ein Erlebnis!« sagte Ernesto. »Ja, es war wie …«, Umberto rieb sich die Schläfen, »wie …, nein, man kann es nicht beschreiben.«
»Frag ihn nach dem Weg!« sagte Olaf auf deutsch zu Federico. »Hilarios Botschaft an Carlos muß bedeutet haben: ›Da oben liegt das Geld.‹ Na, und wo das Geld ist, könnte auch der Bewacher des Geldes sein. Aber warte, bis ich wieder da bin!« 
    Er brachte dem Wirt die Steine und kehrte sofort zurück. Als er an seinem Platz saß, wandte Federico sich an Umberto: »Wann waren Sie denn das letzte Mal in der Höhle?«
»Ach, das ist eine Ewigkeit her, fünfzehn Jahre mindestens.«
»Aber es gibt sie doch noch?«
»Wer sollte sie zerstört haben?«
»Wissen Sie, da wir schon mal hier sind, wollen wir auch auf den Monte Osorno, und bestimmt würde es uns gewaltigen Spaß machen, darin zu übernachten, ein-, höchstens zweimal. Dürfen wir das?«
»Aber klar! Strohsäcke wird’s allerdings nicht mehr geben, und auch der Ofen wird nicht gut ziehen nach so vielen Jahren.«
»Ist egal. Wir nehmen warme Sachen mit. Aber wie finden wir hin? Ob Sie uns eine Skizze machen?« Federico holte seinen Kugelschreiber aus der Hemdtasche, rief den Wirt heran und bat um einen Bogen Papier.
Als das

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