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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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rufe ich wieder an. Benutz das Telefon bitte möglichst nicht von dir aus.«
    »Verstanden«, sagte Aomame.
    »Waren es harte Brocken?«, fragte Tamaru.
    »Die zwei, die er bei sich hatte, machten einen recht tüchtigen Eindruck. Ziemlich kaltblütig. Aber Profis waren das nicht. Ein ganz anderes Niveau als du.«
    »Niemand ist wie ich.«
    »Es wäre auch ziemlich anstrengend, wenn mehr von deiner Sorte herumliefen.«
    »Mag sein«, sagte Tamaru.
    Aomame nahm ihr Gepäck und ging zu einem Taxistand. Auch dort stand eine lange Schlange. Anscheinend war der Bahnverkehr noch immer nicht wieder aufgenommen worden. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich anzustellen und zu warten, bis sie an der Reihe war. Sie hatte keine Wahl.
    Während Aomame zwischen den Gestrandeten – vielen sah man ihre Verärgerung an – auf ein Taxi wartete, wiederholte sie im Kopf die Adresse und die Nummer der Wohnung, den Code für die Tür und Tamarus Telefonnummer. Wie ein Asket, der auf einem Felsen am Gipfel eines Berges sitzend ein bedeutendes Mantra rezitiert. Aomame hatte schon immer auf ihr gutes Gedächtnis vertraut. Es kostete sie keine Mühe, sich Angaben wie diese zu merken. Allerdings waren diese Zahlen lebenswichtig für sie. Sobald sie nur eine davon vergaß oder verwechselte, würde es ihr das Überleben schwer machen. Zu ihrer eigenen Sicherheit musste sie sich die Nummern fest einprägen.
    Als sie endlich in ein Taxi stieg, war etwa eine Stunde vergangen, seit sie das Zimmer mit dem Leichnam des Leaders verlassen hatte. Bisher hatte sie annähernd doppelt so lange gebraucht wie geplant. Wahrscheinlich hatten die Little People dadurch Zeit gewonnen. Sie hatten die Regengüsse in Akasaka herbeigeführt, die U-Bahn gestoppt und damit die Leute an der Heimfahrt gehindert, sodass der Bahnhof Shinjuku völlig überfüllt war, die Taxis nicht ausreichten und Aomame aufgehalten wurde. Damit sie die Nerven verlor. Und ihre Gelassenheit. Dennoch konnte alles auch nur Zufall sein. Vielleicht hatte es sich einfach so ergeben. Und ich fürchte mich nur vor dem Schatten irgendwelcher Little People, die es nicht einmal gibt, dachte sie.
    Nachdem Aomame dem Fahrer ihr Ziel mitgeteilt hatte, ließ sie sich tief in den Sitz zurücksinken und schloss die Augen. Momentan warteten die beiden Männer in den dunklen Anzügen wohl noch immer darauf, dass ihr Oberhaupt aufwachte. Aomame sah vor sich, wie der Kahlköpfige hin und wieder einen Blick auf seine Uhr warf. Während er seinen Kaffee trank, dachte er über seine Aufgabe nach. Er grübelte. Vielleicht war ihm der Schlaf des Leaders zu ruhig. Aber er schlief stets tief und geräuschlos. Ohne Schnarchen und lautes Atmen. Also war alles wie immer. Er würde zwei Stunden schlafen, hatte die Frau gesagt. Und dass diese Zeitspanne nötig sei, damit seine Muskeln sich erholten. Es war noch nicht einmal eine Stunde vergangen. Aber irgendetwas machte ihn nervös. Vielleicht sollte er doch lieber nachsehen. Er war unsicher.
    Doch die eigentliche Gefahr war der Typ mit dem Pferdeschwanz. Aomame erinnerte sich noch lebhaft an die Aura aufflackernder Gewalt, die von ihm ausgegangen war, als sie das Zimmer verlassen hatte. Er war ein Mann, der nicht viele Worte machte, aber über einen ausgeprägten Instinkt verfügte. Wahrscheinlich war er ein hervorragender Kampfsportler. Weit fähiger, als sie angenommen hatte. Ihre eigene Kampfsporttechnik hätte ihr wahrscheinlich nichts genützt. Er hätte ihr nicht einmal genug Zeit gelassen, ihre Waffe zu ziehen. Doch glücklicherweise war er kein Profi. Bevor er seine Intuition in die Tat hatte umsetzen können, hatte sich sein Verstand eingeschaltet. Er war daran gewöhnt, Befehle zu empfangen. Anders als Tamaru. Tamaru hätte erst nachgedacht, nachdem er den Gegner gepackt und außer Gefecht gesetzt hätte. An erster Stelle stand das Handeln. Er vertraute völlig auf seinen Instinkt, der logische Schluss kam später. Zögerte man auch nur einen Augenblick, war es zu spät. Das wusste er.
    Als Aomame sich an diesen Moment erinnerte, brach ihr unter den Achseln der Schweiß aus. Sie schüttelte stumm den Kopf. Ich hatte Glück. Zumindest konnte ich es vermeiden, lebendig am Tatort gefangen genommen zu werden. Von nun an muss ich sehr aufpassen. Auf Tamaru hören. Aufpassen und durchhalten, darauf kommt es an. Ein Augenblick der Unachtsamkeit, und die Gefahr ist da.
    Der Taxifahrer war ein gesprächiger, hilfsbereiter Mann in mittlerem Alter. Er holte einen

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