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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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kommen, konnte sie nicht machen. Wenn er fehlschlug, konnte sie aufgeben. Aber sie würde bis zum Schluss, bis zuallerletzt, ihr Möglichstes tun, so wie es ihrer ganzen Art zu leben entsprach.
    Aomame beugte sich über das Gitter und suchte den Notabstieg. Aber da war keine Treppe . Sie schaute und schaute, aber das Ergebnis blieb das gleiche. Die Treppe war verschwunden.
    Aomame biss sich auf die Lippe und verzog das Gesicht.
    Es war ausgeschlossen, dass sie sich in der Stelle geirrt hatte. Da war der Pannenstreifen, und die Esso-Tafel war auch direkt vor ihr. Alles sah genauso aus wie vor ein paar Monaten. In der Welt des Jahres 1984 war hier eine Treppe gewesen, die sie nach der Beschreibung des sonderbaren Taxifahrers ganz leicht hatte finden können. Sie war über das Gitter geklettert und hinuntergestiegen. Aber hier im Jahr 1Q84 existierte dieser Notabstieg nicht mehr.
    DER AUSGANG WAR VERSPERRT .
    Nachdem Aomame ihr verzerrtes Gesicht wieder entspannt hatte, schaute sie sich aufmerksam um und sah noch einmal zu der Reklametafel von Esso hinauf. Der Tiger lächelte vergnügt und warf ihr, den Tankschlauch in der Pfote, den Schwanz schwungvoll nach oben geringelt, einen neckischen Seitenblick zu. Als ob es kein größeres Glück gäbe und er niemals zufriedener gewesen sei.
    Natürlich, dachte Aomame.
    Sie hatte es von Anfang an gewusst. Der Leader hatte es ihr ja deutlich genug gesagt, bevor er in der Suite des Hotels Okura von ihrer Hand gestorben war. Es gab keinen Weg, der aus dem Jahr 1Q84 in das Jahr 1984 zurückführte. Die Tür ging nur in eine Richtung auf. Genau wie er es gesagt hatte.
    Dennoch hatte sie sich mit eigenen Augen vergewissern müssen. Das lag in ihrer Natur. Jetzt hatte sie sich überzeugt. Ende. Der Beweis war erbracht. Quod erat demonstrandum .
    Gegen das Gitter gelehnt, blickte Aomame nach oben. Ein makellos schöner Tag. Am tiefblauen Himmel zogen ein paar zarte längliche Wolken dahin. Durch seine Weite wirkte er gar nicht wie ein Großstadthimmel. Von den Monden war jedoch nichts zu sehen. Wo waren sie? Egal, dachte sie. Monde sind Monde. Ich bin ich. Jeder von uns hat seine eigene Art zu leben, seine eigenen Absichten.
    Faye Dunaway würde jetzt wohl eine schlanke Zigarette hervorziehen und sie sich mit ihrem Feuerzeug anzünden. Und dabei cool und sexy die Augen zukneifen. Aber Aomame rauchte nicht, und auch ein Feuerzeug hatte sie nicht bei sich. Nur Hustenbonbons mit Zitronengeschmack. Plus eine 9-mm-Automatik und den Eispick, den sie schon mehreren Männern in den Nacken gestoßen hatte. Beides tödlicher als Zigaretten.
    Sie betrachtete die Wagen, die in dem Stau standen. Die meisten Leute darin sahen neugierig zu ihr herüber. Natürlich. Dass eine gewöhnliche Passantin auf der Stadtautobahn spazieren ging, bekam man schließlich nicht jeden Tag zu sehen. Schon gar nicht eine junge Frau. Und auch noch im Minirock, in Stöckelschuhen, mit einer grünen Sonnenbrille und einem Lächeln auf den Lippen. Wer würde da nicht hingucken?
    Viele der stehenden Wagen waren große Transporter, die Güter aus allen Teilen des Landes nach Tokio beförderten. Einige waren vielleicht die ganze Nacht unterwegs gewesen und nun in den unvermeidlichen Vormittagsstau geraten. Die erschöpften Fahrer dösten gelangweilt vor sich hin. Ihre einzige Sehnsucht bestand darin, ein Bad zu nehmen, sich zu rasieren und auszustrecken und zu schlafen. Sie glotzten Aomame nur abwesend an, wie man ein Tier betrachtet, dessen Anblick einem nicht vertraut ist. Zu aktiver Anteilnahme waren sie viel zu müde. Zwischen den Lastern stand ein silberfarbenes Mercedes-Coupé. Es wirkte wie eine grazile Antilope, die versehentlich in eine Herde massiger Nashörner geraten ist. Offenbar war es ganz neu, und seine elegante Karosserie glitzerte nur so in der Morgensonne. Selbst die Radkappen waren auf die Farbe des Wagens abgestimmt. Die gutaussehende Dame mittleren Alters auf dem Fahrersitz hatte die Scheibe heruntergelassen und beobachtete Aomame durch ihre Givenchy-Sonnenbrille. An der Hand, die auf dem Lenkrad lag, funkelte ein Ring.
    Die Dame sah sympathisch aus. Sie schien besorgt um Aomame. Was tat eine so attraktive junge Frau allein und zu Fuß auf der Stadtautobahn? Offenbar ahnte sie, dass da etwas nicht stimmte, und schien im Begriff, Aomame anzusprechen. Sie hätte sie sicher bereitwillig irgendwohin mitgenommen.
    Aomame nahm ihre Ray Ban ab und steckte sie in die Brusttasche ihrer Kostümjacke. Geblendet

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