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1WTC

1WTC

Titel: 1WTC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich von Borries
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Sie macht farbige Aufnahmen, gestochen scharf.«
    Die Kamera überwacht den Eingang des Memorial Preview Centers, in dem das zukünftige Mahnmal vorgestellt und Spenden gesammelt werden.
    Mikael holt seinen Fotoapparat raus. Mit dem GPS-Handy bestimmt er den Standort, notiert die Uhrzeit und zeichnet schnell eine grobe Umgebungsskizze in sein Notizbuch. Wie erwartet, kommt ein Wachmann auf die beiden zu: »Hey, was machen Sie da?«
    »Nichts«, antwortet Mikael und versucht, seine Nervosität zu überspielen.
    »Warum fotografieren Sie denn hier?«
    »Einfach so.«
    Mikael zuckt mit den Schultern, geht weiter. Der Sicherheitsmann stellt sich ihm in den Weg, ein zweiter Wachmann kommt dazu.
    »Sie dürfen hier keine Fotos machen. Das ist verboten.«
    »Verboten? Fotos?« Mikael zeigt auf die anderen Touristen. »Alle machen hier Fotos. Jeden Tag.«
    »Ja, von der Baustelle. Den neuen Gebäuden. Aber nicht von den Sicherheitseinrichtungen. Löschen Sie jetzt alle Fotos von Ihrer Kamera, oder ich nehm sie Ihnen ab. Für die Baustelle gelten erhöhte Sicherheitsbestimmungen, okay? Ich kann auch gerne die Polizei anrufen. Löschen Sie jetzt also bitte die Bilder!«
    Mikael nickt dem Sicherheitsmann zu und löscht widerwillig die Bilder.
    »Idiot«, zischt Syana leise in Richtung des Sicherheitsbeamten. Eigentlich ärgert sie sich jedoch über Mikael. Ein bisschen mehr Einsatz hätte er schon zeigen können.
    »Mach die Kamera aus, sonst kann ich die Daten nicht wiederherstellen.«
    »Die sind doch eh gelöscht?«
    »Man, Mikael, es gibt Programme, mit denen du das rückgängig machen kannst. Datenrettung. Wir fahren jetzt in die Uni, da hab ich alles, was wir dafür brauchen. Aber schalt jetzt endlich die Kamera aus, sonst funktioniert es nicht. Das Memorial Preview Center kannst du dir ja irgendwann mal ohne mich anschauen.«
    Mit dem R-Train fahren sie von der Cortlandt zur 8th Street. Die New York University verteilt sich über mehrere Gebäude rund um den Union Square, das Game Center ist in mehreren Abteilungen angesiedelt. Syanas Büro befindet sich in der Tisch School of the Arts. Im Erdgeschoss weist sich Syana beim Sicherheitspersonal aus, mit dem Fahrstuhl fahren sie in den achten Stock. Durch enge Gänge geht es an mehreren kleinen Büros und Arbeitsräumen vorbei. In den Fluren hängen noch die Präsentationen der letzten Woche.
    In Syanas winziges Büro passen lediglich ein kleiner Tisch, ein Regal und zwei Stühle. Immerhin hat sie einen eigenen Raum, an der NYU ist das schon fast so etwas wie ein Privileg.
    »Gib mal her.« Zwei Minuten später sind die Daten wiederhergestellt. »So, das wäre erledigt.«
    »Super, du bist großartig. So können wir das aber nicht jedes Mal machen.«
    »Ne, so werden wir das ganz bestimmt nicht noch mal machen. Außerdem klappt es nicht immer, du hast jetzt eben Glück gehabt.«
    »Vielleicht sollte ich eine versteckte Kamera bauen. Weißt du, so wie Steve Mann. Eine Minikamera in einer Sonnenbrille. Oder in einer Halskette. Du hast doch eine ganze Elektrowerkstatt in deiner Wohnung, da kann ich das zusammenbasteln.«
    Syana grinst.
    »Glaubst du etwa, dass ich das nicht hinbekomme?«
    »Doch, klar kriegst du das hin. Mein kleiner Mikael Superspy mit Agentenbrille. Jetzt mal im Ernst: Ich dachte, genau darauf kommt es dir an? Auf die Auseinandersetzung mit den Sicherheitsleuten? Mit einer versteckten Kamera gehst du denen aus dem Weg. Nein, die Sonnenbrillennummer ist zu billig. Außerdem gibt es das schon in schlechten Snuff-Pornos.«
    Mikael denkt nach. »Kann man die Bilder aus der Kamera nicht irgendwie auf einen externen Speicher bekommen? Vielleicht mit ’ner Funkverbindung?«
    »Hab ich mich auch schon gefragt. Ein Kollege von mir hat so was mit seinen Studenten gemacht. Den Sender-Speicher hat er selbst gebaut, den kann ich mir mal ausleihen. Die Bilder werden direkt auf eine Festplatte übertragen, die du einfach in einen Rucksack packen kannst. Fällt überhaupt nicht auf. Den Rucksack kann theoretisch auch jemand anderes tragen, das wäre noch sicherer.«
    Mikael schaut Syana erstaunt an. »Woher weißt du das eigentlich alles? Oder denkst du dir so was nur aus, um mich zu beeindrucken?«
    Bei der Konferenz, auf der sich Mikael und Syana in Mumbai kennengelernt haben, hat sie die eher unverfänglichen Arbeiten des NYU Game Center vorgestellt: Lernspiele für Kinder, Kennenlernspiele für Erwachsene. Außerdem noch einige der kommerziellen Produkte, das Institut

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