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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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diesem Dunklen nicht zufallen, das wäre das Ende von allem. Das Ende vom Licht...«
    »Ach«, entgegnete der Wahrsager skeptisch. »Was heißt schon Ende...«
    »Nun, das Ende unserer Überlegenheit«, erklärte der Magier. »Wir würden die Dunklen dann in der nächsten Zeit nicht niederhalten können.«
    »Ist das denn überhaupt möglich?« In den Worten des Wahrsagers klang eine unverhohlene und ordentliche Skepsis an. »Seit Tausenden von Jahren existieren die Lichten und die Dunklen Seite an Seite. Seit Tausenden von Jahren kämpfen sie gegeneinander. Die Wachen konkurrieren schon seit so vielen Jahren miteinander. Außerdem gibt es noch die Inquisition, die eine Störung des Gleichgewichts nicht zulässt...«
    Die Lichten unterbrachen ihr Gespräch einen Augenblick, gingen zum Anfang der Schlange aus drei Menschen und
    »Zwei Dutzend Hamburger und ein Päckchen Saft«, verlangte der Magier und wandte sich abermals seinem Gesprächspartner zu.
    Ich tat so, als habe der Zauber auch mich erfasst. Im Grunde gehen Andere recht unbekümmert durchs Leben. Vor allem die jungen. Das Gefühl, normalen Menschen überlegen zu sein, steigt ihnen zu Kopf, und erst mit den Jahren verstehen sie, dass es mitunter viel leichter und einfacher ist, ein Mensch zu sein als ein Anderer.
    »Trotz allem wird es einen Kampf geben. Anton hat mir gesagt, die Dunklen hätten irgendeinen zugereisten Wunderknaben, der Farid und Danila auf dem Strastnoi Boulevard mit links erledigt hat. Und Tigerjunges hat er ermordet. Das Schwein...«
    Was legt sie sich auch mit einem friedlichen Dunklen an, dachte ich verärgert. Nicht ich bin über sie hergefallen, sondern sie über mich...
    Und was das »mit links« angeht - da logen die Lichten auch. Diese Konfrontation war mich teuer zu stehen gekommen.
    Mit einem Mal merkte ich: Irgendetwas begann hier. Wie auf Kommando drehten die Lichten den Kopf in Richtung Rollfeld und tauchten sofort ins Zwielicht ab. Ich folgte ihnen nur eine Sekunde später.
    Auf dem Rollfeld stand einer der Dunklen vor der verschneiten Landebahn und streckte seinen Stab nach vorn. Eine ellenlange Flammenzunge leckte über den eisigen Beton. Einmal, zweimal. Der Magier trocknete die Piste vor der Landung des Flugzeugs aus Odessa. Aus der Abfertigungshalle stürmten, immer wieder in Schneewehen stecken bleibend, Lichte zu ihm heraus.
    Nachdem er noch weitere Flammenzungen ausgestoßen hatte, tauchte der Magier tiefer ins Zwielicht.
    Anscheinend war das Kolja.
    Meine Schwatzköpfe stopften ihre Hamburger in weiß-grüne Plastiktüten und eilten im Trab davon, auf den wogenden Teppich aus blauem Moos eintretend.
    Das konnte hier prächtig gedeihen. So viele Menschen, so vielen Gefühle ... Ein Passagier, der seinen Flug verpasst, reicht, um den ganzen unersättlichen Belag einen Tag lang zu ernähren.
    Ich sprang ebenfalls vom Hocker. Das nicht ausgetrunkene Bier ließ ich auf dem Tresen stehen. Durch die Wand der Abfertigungshalle war praktisch nicht zu erkennen, was auf dem Rollfeld vor sich ging - ich sah nur diffuse Schatten von Anderen mit buntgefleckten Auren über den Köpfen und schlammige Klumpen freigesetzter Kraft. Zugleich beobachtete ich weiter das Innere des Saals und die Menschen, die geduldig auf ihren Flug warteten und es sich in Plastiksesseln bequem gemacht hatten.
    Ein tiefes Donnern schmuggelte sich ins Zwielicht: Eine Ansagerin verkündete, dass der »Flug Fünfzehn Null Fünf aus Odessa gelandet« sei. Ich schoss die Stufen hinunter, schlängelte mich durch die nahezu reglosen Menschen hindurch.
    Runter. Geradeaus. Jetzt nach rechts.
    Ich sprang über das Drehkreuz und fand mich vor dem Ausgang zum Flugplatz wieder.
    Dort spielte sich eine wenig spaßige Szene ab - mit meiner Haut spürte ich förmlich die Energieströme. Die Stärke der Amulette und das Geschick der Magier, all das, was man auch für andre Ziele hätte einsetzen können, statt einander damit zu bekämpfen. Wie vernagelt die Lichten in ihrem gerechten Kampf doch geworden waren! Sie kamen nicht einmal mehr auf die Idee, einfach mit uns zu verhandeln - sie griffen sofort an.
    Ich spürte, wie miserabel die Dunklen dastanden. Offenbar hatte sich der Chef der Nachtwache eingemischt, dieser Geser. Außerdem befanden sich noch mindestens zwei sehr starke Magier bei dem auf den Halteplatz zusteuernden Flugzeug.
    Plötzlich brachen vier Personen durch die Mauer der Abfertigungshalle. Natürlich alles Andere. Allesamt wie aus dem Bilderbuch: groß

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