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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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mit Edgar auf einer Stufe. Wenn er auch weniger Erfahrung hatte.
    Wer von ihnen? Natürlich wäre es am einfachsten, Igor auszuschalten. Er stand ohnehin mit einem Bein im Schattenreich des Zwielichts.
    Und wieder Gorodezki. Er flog auch nach Prag. Aber das sind nur die schlichtesten Varianten. Wie viele gab es insgesamt?
    Allein bei dem Gedanken an die Zahl der theoretisch möglichen Varianten und Wechselbeziehungen bekam Edgar Zahnschmerzen. Mist! Ach, jetzt das Richelieu-Programm mit seinem heuristischen Modul...
    Stopp, rief sich Edgar innerlich zur Ordnung. Stopp. Du bist fürchterlich einseitig, Dunkler!
    Der neue Gedanke war einfach und unerwartet.
    Die Dunklen konnten nicht nur gestärkt werden, indem sie einen ihrer Gegner aus dem Sattel warfen. Gäbe es nicht auch die umgekehrte Möglichkeit: einen starken Dunklen in den Kampf zu schicken?
    Doch wen konnten sie unter die wenigen Magier der Tagwache einreihen? Witali Rohosa, über dessen Auftauchen Edgar sich wie ein Kind gefreut hatte, war nur ein Spiegel gewesen. Er hatte vollbracht, wofür das Zwielicht ihn geschaffen hatte, und war für immer verschwunden. Sollten sie einen aussichtsreichen jungen Menschen suchen? Bestimmt würden sie jemanden finden... Aus ihm würden sie jedoch nicht im Handumdrehen einen wirklich starken Anderen machen, und auf Wunderkinder wie Swetlana Nasarowa waren die Dunklen schon lange nicht mehr gestoßen.
    Trotzdem, dachte Edgar, trotzdem bin ich auf dem richtigen Weg. Ich fliege nach Prag. Die Hauptstadt der europäischen Nekromantie. Noch dazu kurz vor Weihnachten, vor Beginn des Jahres 2000. In einer Zeit, in der zahllose Propheten und Seher die Welt mit den unterschiedlichsten Schreckensszenarien verunsichern, darunter auch solche vom Ende der Welt...
    Ha! Das war's! Sebulon würde doch nicht vorhaben, einen der dematerialisierten Magier der Vergangenheit wieder auferstehen zu lassen? Prag! In dieser Zeit! Beim Dunkel, Sebulon hatte wie immer leichthin und geschickt verborgen, was eigentlich ins Auge sprang!
    Edgar atmete schwer aus, zerknüllte die Serviette mit den Zeichnungen und stopfte sie sich in die Tasche.
    Also: In der Stadt der Nekromanten könnte Sebulon im Zuge einer unglaublichen energetischen Instabilität durchaus versuchen, jemanden aus dem Nichts zurückzuholen. Aber wen?
    Denk nach, Edgar ... Die Antwort muss ebenfalls auf der Hand liegen.
    Gut, schauen wir uns noch einmal an, was wir haben. Prag, das Tribunal, den Fall des Duells zwischen Teplow und Donnikowa, Gorodezki und Edgar, beide auf Dienstreise ... Alita könnte noch herkommen. Wer noch? Ach ja, die Regin-Brüder...
    Stopp! Stopp, stopp und noch mal stopp!!!
    Die Regin-Brüder! Die Diener Fafnirs! »Siehst du, Edgar, ich habe noch meine Pläne mit diesem albernen Dreigespann«, hatte Sebulon gesagt.
    Fafnir!
    Edgar versuchte, äußerlich ruhig zu bleiben, klappte das
    Fafnir. Das käme den Dunklen allerdings vortrefflich zupass, der mächtige Fafnir, der Große Magier, der Zwielichtdrache ...
    Allein ein kleiner Nachhall seiner Kraft, von Rohosa dem Spiegel aufgenommen, hatte es ermöglicht, eine Zauberin wie Swetlana aller Kraft zu berauben.
    Und wenn Sebulon wirklich die Auferstehung Fafnirs plant, hätte er keinen besseren Ort und keine bessere Zeit in den vergangenen und in den kommenden hundert Jahren wählen können, resümierte Edgar, während er den Blick durch die Boeing schweifen ließ. Ja, so musste es sein.
    Auf einen Blick der Stewardess hin legte Edgar den Sicherheitsgurt an. Das Flugzeug setzte zur Landung an.
    Guten Tag, Prag...
    Seine Ohren schienen wie mit Watte verstopft, doch das hinderte Edgar nicht am Denken.
    Also eine Auferstehung. Eine Aktion, die die Dunklen seit fünfzig Jahren nicht mehr durchgeführt hatten, seit Stalin nicht. Freilich hatte sich auch keine Gelegenheit dazu geboten: Seit 1933 und 1947 waren die erforderlichen mächtigen energetischen Turbulenzen nicht mehr aufgetreten.
    Warum hatte Sebulon Edgar nichts gesagt? War die Zeit dafür noch nicht reif? Wie passte die versteckte Warnung Juris dazu? Und wie hing die Geschichte, die sich im Sommer im Artek abgespielt hatte, damit zusammen? Denn zusammenhängen musste sie damit, ganz bestimmt. Ein Bauer war bereits geopfert. Traf es Jetzt eine wichtigere Figur? Und was sollte Edgar abgeben? Einen Springer oder einen Läufer? Die beiden Türme - das sind mit Sicherheit Juri und Nikolai, die Dame ist Sebulon, der König - das ist nichts andres als die Sache des

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