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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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suchen würden, um den es eigentlich ging.«
    »Und?«
    »Nichts. Mit Jegor ist alles in Ordnung. Sein Schicksal wurde nicht umgeschrieben.«
    »Wessen dann?«
    Igor schwieg und sah Anton in die Augen. Er wartete. Als ob er nicht das Recht hätte, diesen Namen selbst auszusprechen.
    »Swetlanas?«, schrie Anton in jäher Erkenntnis auf. Gleichzeitig schoss ihm durch den Kopf, dass jeder Dunkle an seiner Stelle gebrüllt hätte: »Meins?«
    »Sieht so aus. Das ist ein Zug von genialer Schönheit. Um sie herum tobt ein derartiger Ozean von Kraft, dass es einfach unmöglich war, die Operation mit ihrem Schicksalsbuch zu bemerken. Und ihr Schicksalsbuch können die Dunklen nicht überprüfen, das käme einer Kriegserklärung gleich.«
    »Will Geser Swetlanas Verwandlung in eine Große Zauberin beschleunigen?«
    »Das ist ausgeschlossen. Das würde den Vertrag verletzen. Grabe tiefer.«
    Anton starrte auf die kleinen Kreise. Er nahm einen Filzstift und zog von Swetlana eine leuchtend rote Linie nach oben, die in einen neuen kleinen Kreis mündete. Einen leeren.
    »Ja«, sagte Igor. »Genau. Du weißt, in welcher Zeit wir leben?«
    »Das Ende des Jahrtausends...«
    »Zweitausend Jahre nach Christi Geburt«, schmunzelte Igor.
    »Jeschua war der größte Lichte Magier«, sagte Anton. »Ich weiß nicht genau, ob man hier überhaupt von einem Magier sprechen kann ... er war das Licht selbst... aber ... Will Geser einen neuen Messias?«
    »Das sagst du, nicht ich«, erwiderte Igor. »Komm ... aufs Licht.«
    In absoluter Erstarrung trank Anton ein volles Glas. »Nein, aber das...« Er schüttelte den Kopf. »Igor, das ist ein Spiel mit den Urkräften! Mit der Grundlage des Universums! Wie kann er das riskieren?«
    »Anton, ich bin überzeugt, dass alles genau so geplant ist. Urteil doch selbst: Weltweit flammen religiöse Glaubensvorstellungen auf, alle erwarten auf die eine oder andere Weise gleichermaßen das Ende der Welt und die Wiederkehr eines Heilands... was übrigens dasselbe ist.«
    »Doch wohl nicht alle...« Anton winkte ab. »Übertreib nicht!«
    »Nicht alle, aber genug, damit der Strom menschlicher Erwartungen sich auf die Realität auswirkt. Und wenn man dem Ganzen ein bisschen nachhilft, wenn man das Schicksal von jemandem umschreibt ... Geser spielt va banque. Er will für unsere Reihen einen Anderen gewinnen, mit dessen Kraft sich keiner der Dunklen messen kann. Weder Sebulon noch ein gewisser kleiner kalifornischer Landwirt, weder die Besitzerin eines schlichten Hotels in Spanien noch die populäre japanische Sängerin... Niemand.«
    »Das könnte stimmen«, gab Anton zu. »Aber Swetlana hat ihre Kraft verloren, und zwar für lange Zeit.«
    »Ja und? Hindert sie das etwa daran, ein Kind zur Welt zu bringen?«
    »Stopp!« Anton fuchtelte mahnend mit den Händen. »Jetzt machen wir uns gegenseitig schon ganz wuschig. Glauben kann man letzten Endes an jede Hypothese. Aber sehen wir uns mal die übrigen Ereignisse an. Was ist zum Beispiel mit dem Spiegel?«
    »Der Spiegel...« Igor runzelte die Stirn. »Einen Spiegel bringt das Zwielicht hervor. Sebulon konnte nicht direkt auf ihn einwirken ... aber diese dummen Sektierer mit dem Artefakt nach Moskau holen und Rohosa mit Kraft auftanken - das durchaus. Und das Ziel dieser Aufladung ist klar-. Swetlana zu vernichten.«
    »Rohosa hat sie nicht vernichtet! Er hat ihr bloß ihre Kraft geraubt, aber das ist...«
    »Irgendjemand von uns hat nicht so gespielt, wie Sebulon es geplant hat«, erwiderte Igor. »Irgendjemand hat nicht den Schritt getan, der es Sebulon ermöglicht hätte, Swetlana vollständig zu vernichten ... als Persönlichkeit. Vielleicht hat sie gerettet, dass Tigerjunges und Andrej bereits gestorben waren? Der Spiegel ist kein hundertprozentiger Dunkler, und in die Konfrontation der Wachen greift er nicht direkt ein. Was meinst du, ob er womöglich noch mit einem bestimmten Schlag gerechnet hat? Von dir, beispielsweise. Oder von Geser. Aber Schlag blieb aus ... weshalb er im Gegenzug nicht mit voller Kraft zuschlagen konnte.«
    »Dann erklär mir mal, wozu Sebulon Alissa und dich aufeinander gehetzt hat, Igor?«
    »Das war ein Zufall«, murmelte Igor. »Ich habe doch schon gesagt, dass Alissa...«
    »Selbst wenn sie es nicht gewusst hat! Aber Sebulon hat es gewusst, das kannst du mir glauben! Er hat sie dem Tod überlassen und damit zwei Figuren abgetauscht! Wozu?«
    »Das wüsste ich auch gern.« Igor breitete die Arme aus.

Fünf
    Raivo tigerte durchs

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