Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Zimmer und gestikulierte mit einem für ihn untypischen Eifer. »Trotzdem rechne ich noch mit Schwierigkeiten! Wir haben nicht das Recht, von der Hilfe der Tagwache zu auszugehen. Ob sie nun aus Moskau kommt, aus Prag, aus Helsinki - oder woher auch immer.«
    »Aber dieser Dunkle hat versprochen, uns zu helfen ...«, bemerkte Jari.
    Raivo runzelte die Stirn. Mit einer beredten Geste winkte er ab. »Versprochen! Ja, natürlich. Und wer hat unsern Brüdern versprochen, dass Fafnir auferstehen wird?«
    »Meiner Ansicht nach«, bemerkte Juha leise, »wäre es weitaus klüger, der großen Sache der Wiederauferstehung Fafnirs zu dienen, als den alten Magier tatsächlich auferstehen zu lassen ...«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille.
    »Juha ...«, sagte Jari tadelnd. »Also ... so direkt brauchst du das nicht...«
    »Warum nicht? Die Zeiten der Magier, die ohne jede Regel spielen, sind längst vorbei. Willst du etwa eine globale Katastrophe?«
    »Aber unsere...«
    »Unsere altersschwachen Häuptlinge haben den Verstand verloren! Deshalb sind sie auch auf die Versprechungen von sonst wem reingefallen! Und in Bern gestorben ... Uns wird niemand helfen, da hat Raivo Recht! Wer tot ist, kommt nicht wieder. Pasi hat das auch geglaubt - und wo ist Pasi jetzt? Von Geser im Zwielicht dematerialisiert!«
    Auf dem Tisch schrillte das Telefon. Juha, der seine Rede offensichtlich nur ungern unterbrach, langte nach dem Hörer. »Ja.«
    Im nächsten Moment sprang er hoch und riss ein Glas mit jenem scheußlichem tschechischen Bier um. »Du?«, schrie er. »Du... Von wo rufst du an? Was?«
    Eine Minute lang hörte er zu, wobei sich auf seiner Miene ein immer fröhlicherer, zugleich aber auch immer verwirrterer Ausdruck abzeichnete. Wie es eben der Fall ist, wenn einem Menschen eine gute Nachricht mitgeteilt wird, der bereits auf böse Überraschungen eingestellt war und - mehr noch - es geschafft hatte, alle mit seinem Pessimismus anzustecken. Nach einer Weile legte Juha den Hörer auf. »Brüder...«, flüsterte er. Anton vermochte sich einfach nicht darüber klar zu werden, ob es dumm von ihnen gewesen war, die zweite Flasche Wodka zu öffnen oder nicht. Auf der einen Seite schienen sie der Sache langsam auf den Grund zu kommen, auf der andern wurde es immer schwieriger, das Problem zu erörtern. Igor beispielsweise neigte immer mehr zu extremer Skepsis. Und wollte einfach nicht begreifen, was Anton ihm zu beweisen versuchte. »Igor, wenn in einem derart komplizierten Schema auch nur ein Element nicht passt, fällt alles in sich zusammen! Für alles muss es eine Erklärung geben. Vielleicht hast du einem Plan Sebulons im Weg gestanden?«
    »Ich?« Igor lachte bitter auf. »Vergiss es. Ich bin ein ganz gewöhnlicher Fahnder. Dritter Grad ... in Hochform zweiter ... ohne besondere Fähigkeiten und ohne jede Perspektive. Ich hätte es mit dem Spiegel nicht aufnehmen können. Ich weiß nicht, Anton.«
    »Irgendwas muss doch an dir dran sein«, murmelte Anton. Er goss Wodka ein, schwieg eine Sekunde und stellte dann seine Frage. »Igor, hast du was mit Swetlana gehabt?«
    »Nein«, antwortete Igor scharf. »Nein. Schlag dir diesen Gedanken aus dem Kopf. Da war nichts, da ist nichts und da wird auch nie etwas sein. Und wenn du glaubst, ich solle der Vater des zukünftigen Messias sein...«
    Er lachte mit einem Mal los.
    »Es ist mir einfach in den Sinn gekommen ...«, brummte Anton, der sich wie ein kompletter Idiot vorkam.
    »Du hast Ideen, Anton ... Das ist die Eifersucht, die da aus dir spricht, verzeih mir, aber nicht dein Kopf! Das Ganze hat doch nichts mit dem normalen, dem menschlichen Fortpflanzungsprozess zu tun! Wenn Swetlanas Schicksalsbuch umgeschrieben worden ist, wenn sie die Mutter eines neuen Messias werden soll, ist das ein Prozess auf dem Niveau komplexer Stoffe, der Energetik von Licht und Dunkel, des Kerns des Universums! Welche Rolle spielt es da, wer...« Er legte eine kurze Kunstpause ein. »... der biologische Vater ist? Selbst von Swetlana hängt dabei nicht allzu viel ab! Nein, das ist Quatsch. Sebulon braucht nur vor Swetlana Angst zu haben.«
    »Dann verstehe ich nicht, was es bringt, dich zu entfernen...«
    »Ich auch nicht. Aber es wird schon einen Grund dafür geben ...«
    Schweigend und ohne anzustoßen tranken sie. Wie auf Kommando starrten sie wieder auf das Blatt Papier.
    »Dann lass uns genau davon ausgehen!«, schlug Anton vor, der bemerkte, dass seine Stimme leicht zerfloss. »Also, vor anderthalb

Weitere Kostenlose Bücher