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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Echse«, presste er schließlich heraus. »Meine Kampffähigkeit ist leider nicht besonders hoch. Die Kiefer sind stark, meine Zähne flach, und!
    sie mahlen ordentlich was weg. Aber ich bin ein bisschen zu langsam. Arme oder Beine brechen ... einen Finger abkauen ... das kann ich.«
    Unwillkürlich musste ich lachen. »Nimm's nicht so schwer«, bemerkte ich mitfühlend. »Solche wie du sind doch auch notwendig! Hauptsache, dein Aussehen ist beeindruckend und flößt Angst und Schrecken ein.«
    »Mein Aussehen ist schon beeindruckend ...«, meinte Pawel, der misstrauisch zu mir herüberschielte. »Nur sind meine Schuppen zu bunt. Wie bei einem teuren Markenspielzeug. Damit kann ich mich kaum tarnen.«
    Es gelang mir, eine ernste Miene zu bewahren. »Mach dir nichts draus, das ist doch sogar ganz interessant. Wenn man Menschen und vor allem kleine Kinder erschrecken will, ist ein bunter Panzer genau richtig.«
    »Meist ist das auch meine Aufgabe...«, bestätigte Pawel.
    Ein Stoß unterbrach unser Gespräch. Das Flugzeug hatte auf der Landebahn aufgesetzt. Höflich, wenn auch etwas zu früh, spendeten die Passagiere Applaus. Ein paar Sekunden lang presste ich die Stirn gegen das Fenster und sog den Anblick des Grüns und des Flughafengebäude ein, vor dem gerade eine Maschine zum Start vorbereitet wurde...
    Ich konnte es einfach nicht glauben.
    Ich war dem stickigen Moskau entkommen, man hatte mir den lang erhofften Urlaub bewilligt ... und besondere Rechte eingeräumt... und wenn ich zurückkäme, würde Sebulon wieder auf mich warten... Pawel brachte mich noch zur Haltestelle des Oberleitungsbusses. Es war die komischste Strecke, von der ich je gehört hatte: Der Obus fuhr von einer Stadt in die andre, von Simferopol nach Jalta. Was merkwürdigerweise sogar recht bequem war.
    Alles war hier anders, völlig anders. Zwar herrschte auch hier Hitze, aber nicht die Moskauer Asphalt- und Betohhitze. Sogar das Meer konnte ich schon spüren, obwohl es noch weit weg war. Dann das wilde Grün, die ganze Atmosphäre eines großen Ferienorts mitten in der Saison.
    Gut. Mir ging es wirklich gut.
    Jetzt wollte ich nur schnell unter die Dusche, mich ausschlafen, mich zurechtmachen...
    »Du fährst doch nicht nach Jalta, oder?«, erkundigte sich Pawel.
    »Nicht ganz bis nach Jalta«, nickte ich. Finster blickte ich auf die lange Schlange. Selbst Kinder wirkten konzentriert und bereit, sich um einen Platz im Obus zu prügeln. Ich hatte kaum Gepäck, bloß eine Handtasche und eine Sporttasche über der Schulter, und könnte mich durchaus anstellen - in der Hoffnung, ohne Fahrkarte in den Bus zu kommen.
    Aber das wollte ich nicht.
    Schließlich hatte ich ein nettes Päckchen für meine Dienstreise, meinen Urlaub und meine Genesung in die Hand gedrückt bekommen - Sebulon hatte für mich fast zweitausend Dollar locker gemacht. Für zwei Wochen dürfte das absolut reichen. Vor allem in der Ukraine.
    »Gut, Pawluscha.« Ich schmatzte ihm einen Kuss auf die Wange. Der Tiermann lief knallrot an. »Ich komme schon hin, du brauchst mich nicht zu begleiten.«
    »Bestimmt nicht?«, hakte er nach. »Ich habe den Auftrag, dir jede erdenkliche Hilfe zu leisten.«
    Ein toller Beschützer! Eine Pflanzen fressende Echse, eine Kuh mit Schuppen...
    »Ganz bestimmt nicht. Du bist auch urlaubsreif.«
    »Ich will mit Freunden eine Radtour machen«, teilte er mir aus irgendeinem Grund mit. »Das sind wirklich prima Jungs, ukrainische Werwölfe und sogar ein junger Magier. Sollen wir vielleicht mal bei dir vorbeikommen?«
    »Das würde mich freuen.«
    Der Tiermann wandte sich wieder dem Flughafengebäude
    offenbar in der Absicht, seinen Anschlussflug zu kriegen.
    Langsam schlenderte ich an der kurzen Schlange von Privatfah- rern und Taxis entlang. Die Nacht brach allmählich an, und es
    gab nicht mehr allzu viele Autos. »Wohin, meine Schöne?«, rief mir eine plumper Kerl mit Bart hinterher, der neben seinem Shiguli eine rauchte. Ich schüttelte den Kopf - mit einem Shiguli würde ich bestimmt nicht von einer Stadt in die andre fahren. Einen Wolga ignorierte ich ebenfalls und erst recht einen Oka, von dem nicht klar war, worauf der eigentlich hoffte.
    Aber ein neuer Nissan Patrol gefiel mir schon besser....
    Ich beugte mich zu dem heruntergelassenen Fenster hinunter. Im Wagen saßen zwei junge schwarzhaarige Typen. Der Fahrer rauchte, sein Kumpel nuckelte an einer Bierflasche.
    »Seid ihr frei, Jungs?«
    Zwei Augenpaare taxierten mich. Ich sah nicht

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