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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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ich. Schließlich brodelt in euch noch die jugendliche Hypersexualität. Genau wie in mir!«
    Selbst der Verletzte schwieg. In absoluter Stille lauschten sie mir. Die Straße hatte sich zur Nacht hin geleert, nur in der Ferne ließen sich näher kommende Scheinwerfer erkennen. Eine atemberaubende Nacht, eine ruhige, warme Sternennacht auf der Krim, während unten, am Fuße des Abhangs, das Meer toste.
    »Immerhin seid ihr echt nette Jungs«, sagte ich. »Schade ist nur, dass ich im Moment nicht in der Stimmung für Sex bin. Ihr habt euch zu hässlich benommen. Aber ...« Ich hob einen Finger, und sie starrten ihn an, als seien sie hypnotisiert. »... wir finden schon eine Lösung!«
    Ihren Gesichter nach zu urteilen versprachen sie sich davon nichts Gutes. Was Quatsch war. Ich bin schließlich keine Mörderin.
    »Da ihr zu zweit und offenbar gute Freunde seid«, setzte ich ihnen auseinander, »wird es für euch kein Problem sein, euch gegenseitig zu befriedigen. Danach fahren wir dann ganz ruhig und ohne weitere Abenteuer ins Artek.«
    »Du hast sie wohl nicht alle!« Der Fahrer wollte schon auf mich zukommen, doch der auf seine Leistengegend gerichtete Pistolenlauf belehrte ihn eines Besseren.
    »Es gibt noch eine Ausweichvariante«, räumte ich ein. »Ich könnte euch von euren überflüssigen Körperteilen befreien. Und ich wette 3 :1, dass ich das beim ersten Schuss schaffe.«
    »Du...«, zischte der Angeschossene. »Man wird uns...«
    »Kein Hahn wird nach euch krähen«, erklärte ich. »Lasst die Hosen runter und macht euch an die Arbeit.«
    Über die Kraft, mit der jeder Andere den Willen eines Menschen brechen kann, verfügte ich nicht mehr. Der Ton meiner Stimme klang vermutlich noch überzeugend genug.
    Sie gehorchten. Versuchten zu gehorchen.
    In der Abteilung guckten wir uns manchmal schwule Pornos an - was sehr komisch ist. Genauso wie die wachhabenden Vampire und Magier sich ab und an mit lesbischen Filmen vergnügen.
    Aber die Schauspieler im Kino überließen sich selbstvergessen der Sache und verstanden etwas davon. Die beiden Oberidioten hier waren durch die überraschende Wendung der Ereignisse offenbar völlig durch den Wind und hatten bisher keine entsprechenden Erfahrungen gesammelt. Deshalb interessierte ich mich vor allem für das nächtliche Meer und achtete lediglich darauf, dass die Kerle nicht schlapp machten.
    »Nehmt's nicht schwer«, tröstete ich sie, sobald ich fand, sie hätten sich genug erniedrigt. »Wie heißt es doch so schön: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. In eurer Freizeit solltet ihr noch ein bisschen üben. Und jetzt ins Auto!«
    »Wozu?«, jammerte der Fahrer, nachdem er endlich nicht mehr ausspuckte. Offenbar glaubte er, ich hätte die Absicht, sie zu erschießen und sie zusammen mit ihrer Karre im Meer zu versenken.
    »Ich habe euch doch gemietet, damit ihr mich fahrt, oder?«, wunderte ich mich. »Und das Geld habt ihr auch schon kassiert.«
    Die weitere Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse. Auf halber Strecke fing der Fahrer allerdings plötzlich an darüber zu lamentieren, dass er sich selbst hassen würde, sein Leben keinen Sinn mehr habe und er jetzt das Steuer herumreißen und in den Abgrund rasen würde.
    »Nur zu!«, spornte ich ihn an. »Mit einer Kugel im Genick spürst du nicht mal den Schmerz beim Fallen.«
    Er schwieg.
    Bis wir im Artek ankamen, legte ich die Pistole nicht aus der Hand.
    Nachdem ich die Tür bereits geöffnet hatte, beugte ich mich noch einmal zu den beiden nach vorn. »Noch was, Jungs...«
    Voller Hass sahen sie mich an. Was könnte ich jetzt für Kraft abzapfen, wenn ich in Form wäre!
    »Ihr versucht besser gar nicht erst, mich zu finden. Andernfalls würde euch diese Nacht wie der Himmel auf Erden vorkommen. Alles klar?«
    Eine Antwort blieb aus.
    »Schweigen ist ein Zeichen der Zustimmung«, verkündete ich und steckte die kleine Astra Cub zurück in meine Handtasche. Die ideale Waffe für eine zarte Frau - auch wenn es Pawel war, der sie durch den Zoll hatte schmuggeln müssen.
    Ich ging zum Eingangstor, während der Nissan aufheulend davonfuhr. Ich hoffte, die beiden glücklosen Räuber und Vergewaltiger hatten genug Grips, sich von hier fern zu halten...
    In ein paar Tagen würde ich mir jedoch um die kleinen
    Gauer vor Ort ohnehin keinen Kopf mehr machen.
    So kam ich also um zwei Uhr nachts im Artek an, wo ich wieder gesund werden sollte.
    »Brühe trinken«, wie Karl Lwowitsch sich ausgedrückt hatte, als er die

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