Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Kumpel vom Fahrer seine Hand aus meinem Gesicht. Und rang sich sogar ein Lächeln ab. »Wir sind da, Schätzchen.«
    »Sieht aber nicht wie das Artek aus, Freundchen«, antwortete ich im selben Ton.
    »Das ist der Angarski-Pass. Der Motor ist heiß gelaufen.« Der Fahrer beleckte sich die Lippen. »Wir müssen kurz warten. Wir können aussteigen und ein bisschen frische Luft schnappen.«
    Er suchte sogar nach zusammenhangslosen Ausreden, machte sich also offensichtlich weit mehr Gedanken als sein Kumpel. Der - im Gegenteil - immer mehr auf Touren kam. »Auch ne Gelegenheit zum Pissen...«
    »Danke, kein Bedarf.« Ich blieb sitzen und betrachtete das Pärchen voller Neugier. Was sie jetzt wohl machen würden? Versuchen, mich aus dem Wagen zu ziehen? Oder mich gleich hier drinnen zu vergewaltigen?
    Und dann?
    Mich laufen zu lassen wäre gefährlich. Wahrscheinlich würden sie mich den Abhang 'runterstoßen. Irgendwohin ins Meer, dem besten Freund der Mörder aller Zeiten und Völker. Boden bewahrt die Spuren lange auf, das Meer hat eine kurzes Gedächtnis.
    »Es haben sich Zweifel gemeldet«, verkündete der Fahrer. »Ob du überhaupt Geld hast... Pionierin?«
    »Da ich euch gemietet habe ...« Ich legte die Betonung auf das Wort gemietet. »... hab ich welches.«
    »Zeig's«, verlangte der Fahrer.
    Ach, was seid ihr für dumme... Menschlein...
    Schweigend holte ich aus der Handtasche das Bündel Dollar. Fingerte einen halben Hunderter heraus und streckte den beiden den Schein hin, wobei ich so tat, als bemerke ich den gieri- gen Blick nicht, mit dem sie das Geld verschlangen. Damit dürfte mein Schicksal endgültig besiegelt sein.
    Trotzdem suchten sie immer noch nach Rechtfertigungen. Zumindest vor sich selbst.
    »Die sind falsch«, kreischte der Fahrer, während er den Schein sicher in seiner Hosentasche verstaute. »Du verdammte Hündin wolltest uns...«
    Ich hörte mir eine Portion auserlesener Beschimpfungen an, während ich sie nach wie vor ungerührt beobachtete. Obwohl irgendetwas in mir sich anspannte, verfügte ich nicht über die normale Kraft eines Anderen, mit der ich aus diesen beiden Bastarden gehorsame Marionetten hätte machen können.
    »Hoffst du etwa auf deinen Freund?«, fragte mich der Beifahrer. »Ja? Der uns das Fell über die Ohren ziehen soll? Umgekehrt wird ein Schuh draus, du Hure!«
    Ich lachte los, als ich mir die unzähligen Späße vorstellte, die sich Sebulon mit diesen Hündchen erlauben würde. Allein wegen dieser Worte.
    Der Fahrer packte meinen Arm. Sein Gesicht, eigentlich jung und hübsch - gegen eine Urlaubsaffäre mit so einem Jungen hätte ich nichts einzuwenden gehabt -, verzerrte sich in einer Mischung aus Bosheit, Angst und Verlangen.
    »Du wirst mit Naturalien zahlen, du Hure!«
    Ach ja. Mit Naturalien. Aber auch mit meinen Sachen und mit einem kurzen Flug den fast senkrechten Abhang hinunter...
    Nein, auf diese Weise wollte ich eigentlich nicht mit dem Schwarzen Meer Bekanntschaft schließen.
    Der andre Kerl streckte die Hände nach mir aus, zweifelsohne mit dem Ziel, mir die Bluse zu zerreißen. Idiot, die hat immerhin 250 Dollar gekostet!
    Als er mich fast berührte, knallte ich ihm den Lauf einer Pistole an die Stirn.
    Eine kurze Pause trat ein.
    »Was seid ihr doch für taffe Jungs«, gurrte ich. »Und jetzt nehmt ihr mal schön die Händchen hoch und steigt aus.«
    Die Pistole hatte sie schockiert. Vielleicht weil ich vom Flughafen gekommen war und sie deshalb nicht damit gerechnet hatten, dass ich eine Waffe bei mir trug. Vielleicht witterten sie aber auch mit dem Instinkt junger Köter, dass es mir ein Vergnügen sein würde, ihnen das Hirn herauszublasen.
    Sie sprangen aus dem Auto, ich folgte ihnen. Ein paar Sekunden zögerten die beiden, dann stürzten sie davon. Aber das genügte mir nicht mehr!
    Die erste Kugel feuerte ich in den Knöchel des Beifahrers. Auf seine Füße kam es schließlich nicht an, er musste ja nicht auf die Pedale treten. Die Verletzung war der reinste Witz, oberflächlich, wahrscheinlich brannte nur die Haut, und es handelte sich nicht mal um eine klaffende Wunde, aber es dürfte völlig reichen. Jammernd fiel der Kerl zu Boden, sein Freund blieb wie angewurzelt stehen und hob die Hände. Für wen die mich wohl hielten? Für eine Mitarbeiterin des Föderativen Sicherheitsdienstes im Urlaub?
    »Eure Gier kann ich durchaus verstehen«, sagte ich. »Die Wirtschaft liegt am Boden, ihr kriegt euer Gehalt nicht... Auch euer Verlangen versteh

Weitere Kostenlose Bücher