200 - Die Suche beginnt
verband. Noch drei Telepathen waren hier am Dornenwald geblieben. Sie schwiegen und hielten Fackeln über die Heilerin und den Bewusstlosen.
Zwei Fackeln steckten im Boden neben Maddrax’ Kopf.
Etwas abseits stand eine Öllampe. »Du machst das sehr sorgfältig«, sagte Rulfan, »ich glaube, ich kann mich auf dich verlassen.«
»Willst du mich beleidigen?« Sie runzelte die Stirn und blickte missbilligend zu ihm hinauf. »Natürlich kannst du dich auf mich verlassen!« Ihre grünen Augen funkelten angriffslustig.
»Ich fürchte, er hat Fieber.« Rulfan stellte ihr seine Wasserflasche hin. »Du musst ihm zu trinken geben.«
»Ich weiß. Wohin willst du gehen?«
»Ich muss ins Lager. Vor Sonnenaufgang bin ich zurück.« Rulfan nahm die Öllampe, ging vor Chira in die Hocke und kraulte ihr das Nackenfell. »Du bleibst hier, Mädchen. Pass auf Maddrax und seine Ärztin auf.« Die Lupa winselte, als würde sie verstehen.
Rulfan stand auf und ging ins Lager. Dort brannten nur noch vereinzelte Feuer zwischen den wenigen Zelten. Der Großteil der Hütten, Unterstände und Zelte war von Trümmerstücken zerstört worden, als der Uluru zersprungen war. Fast alle waren leer, denn die meisten Telepathen waren entweder tot oder verwundet oder hatten längst die Flucht ergriffen. Hastig durchsuchte Rulfan die Hütten und Zelte.
Er suchte nach einem weiteren Beweis dafür, dass der Wandler-EMP vorbei war, suchte nach irgendeinem technischen Gerät, und wäre es noch so primitiv. Eine Taschenlampe würde schon reichen. Er fand nichts. Wie auch? Selbst wenn diese Telepathen jemals elektrische Geräte benutzt haben sollten, so hätten sie die doch nicht mit an den Uluru gebracht: Sie waren unbrauchbar, seit zwei Jahren floss schließlich kein Strom mehr.
Plötzlich durchfuhr es Rulfan siedendheiß: eine Taschenlampe…
Er lief die drei Kilometer zurück zur Kuhle und zum Dornwald. Chira kam ihm schwanzwedelnd entgegen gesprungen. Die Heilerin hockte neben Maddrax. Sie hatte ein Feuer entzündet. Über seinem Gesicht goss sie Wasser auf ein Tuch und steckte es dem Bewusstlosen in den Mund. »Das Fieber steigt«, sagte sie. »Ich mache mir Sorgen um ihn.«
Rulfan betrachtete den Freund und schluckte. Dann riss er sich los und schritt zum Dornenwald. Die Öllampe in der vor sich ausgestreckten Hand bückte er sich in die Bresche, die sie in stundenlanger Arbeit geschlagen hatten. Am Felsblock angelangt, beleuchtete er die Stelle, an der er Maddrax gefunden hatte. Er brauchte nicht lange zu suchen: Der Rucksack hing nur wenige Schritte entfernt im Geäst.
Rulfan verkeilte die Öllampe im Gestrüpp. Mit Cahais Säbel schlug er sich den Weg frei. Er zerrte den Rucksack aus den Dornen. Im Laufschritt hastete er die Bresche hinauf und zurück zum Rand des Dornenwaldes und der Kuhle.
Er wusste, dass ein normaler EMP jegliche Elektronik unbrauchbar machte. Doch er ahnte nun, dass der Impuls des Wandlers keine derart zerstörerische Wirkung entfaltet, sondern lediglich den Stromfluss gestoppt hatte. Wenn der Wandler nun in den Tiefen des Alls verschwand, war es dann nicht logisch, wenn auch sein EMP nicht mehr wirkte?
Rulfan legte den Rucksack neben seinem bewusstlosen Besitzer ab und öffnete ihn. Chira tauchte neben ihm auf und schnüffelte daran. Schnell fand Rulfan, was er suchte: Einer kleinen Seitentasche entnahm er eine bislang nutzlose Stablampe von Fingergröße.
»Was ist das?«, fragte Mauricia.
Rulfan schaltete die Lampe an. Ungläubig und froh zugleich starrte er den feinen, aber starken Lichtstrahl an, den sie warf. »Das ist der Beweis dafür, dass wieder Strom fließt«, sagte Rulfan triumphierend. »Das ist der Beweis für das Ende des globalen EMP!«
»Was ist ein globaler Eh’em’pee?«
***
Mit der Axt schlug Canterbury jun. solange gegen die Wand des Hangars, bis erst das Gestrüpp abfiel und dann das rostige Blech zerbrach. Nacheinander schlüpften sie in die Halle, Dany Richards zuerst.
Es war leidlich hell darin, denn das Loch, das der Panzer ins Dach gerissen hatte, war nicht die einzige Lücke, durch die Licht in die Halle fiel. Zu einem Drittel ragte Jackson 2 etwa hundert Meter entfernt aus der Decke. Langsam gingen sie auf die Stelle zu. Der Bug des Flugpanzers sah reichlich demoliert aus.
»Ein Wunder, dass der schwarze Käfer zwei Jahre dort oben hängen geblieben ist«, sagte Richards. »Das Dach ist doch viel zu leicht, um so ein Schwergewicht auf Dauer zu tragen.«
Canterbury jun. zuckte
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