2002 - Einsatz für Bully
wußte nur zu gut, was er meinte. Es gehörte zu ihrem Job. Im Einsatz konnten sie sich keine Sentimentalitäten leisten.
Einem inneren Impuls folgend, nahm sie Goa in den Arm und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter.
Sie tastete nach seiner Hand und hielt sie ganz, ganz fest. Er erwiderte den Druck und hauchte ihr einen Kuß auf die Wange.
Yala lauschte in sich hinein und versuchte die Gefühle zu ergründen, die in ihrem Innern Karussell fuhren und nicht mehr zum Stillstand kommen wollten.
Eine ganze Weile saßen sie so da und genossen es, den Körper des anderen zu spüren.
Wieso habe ich früher nie bemerkt, daß er mir etwas bedeutet? fragte Yala sich. Lag es am vollen Trainingsprogramm? Oder sind es einfach nur die derzeitigen Umstände, die uns einander näherbringen?
Plötzlich entdeckte sie Furcht in sich, es könnte nach der Rückkehr aus dem Einsatz vorüber sein.
Gerade so, wie man einen Film ansah und den Inhalt hinterher vergaß.
„Was ist?" fragte er. Er hatte ihr Zucken bemerkt. „Wovor erschrickst du?"
„Nichts ist; gar nichts."
Sie zog sich nach innen zurück. Auf keinen Fall durfte sie ihre Aufgabe vernachlässigen. Wieder durchforschte sie die nähere Umgebung der Datenzentrale.
Topsider kamen und gingen. Sie nutzten die Räume dieses Gebäudetrakts nie zu langen Aufenthalten.
Und sie dachten an Alltägliches und nur ganz selten an die Arkoniden und das, was sich durch die Invasion für den einzelnen verändert hatte.
Alles lief in den gewohnten Bahnen. Allerdings gab es Hindernisse in der Bewegungsfreiheit.
Arkonidische Patrouillen kontrollierten Fahrzeuge und Insassen. Die Topsider mußten sich einem Echtheitstest unterziehen. Der Test sollte Wesen in topsidischer Kokonmaske von wirklichen Planetenbewohnern unterscheiden. Bisher war jedoch keine Fälschung entdeckt worden. Wer hätte auch ein Interesse daran gehabt, wie ein Topsider auszusehen und keiner zu sein? Der Anführer der LFT-Delegation und seine Begleiter sicher nicht.
„Da!" stieß Yala hervor. „Ich hab's. Der Kerl sitzt zwei Etagen tiefer und repariert dort eine Energieleitung. Schnell, ehe er weg ist."
Goa war schon auf den Beinen. „Du redest in Rätseln. Was hast du herausgefunden?"
Yala nahm ihn an der Hand und zog ihn zur Tür. Sie schalteten die Deflektoren ein und schlüpften hinaus auf die Außentreppe.
„Ein Kerl namens Krech-Zrekh. Er besitzt Informationen über Bully. Versuche, ihn zu einem Besuch des Gefängnisses zu überreden."
„Sollten wir nicht erst Cistolo...", begann er.
„Nein. Dann verlieren wir den Topsider."
Goa wußte, daß ihre Fähigkeit nicht unendlich weit reichte, und fügte sich murrend.
Dicht hintereinander hasteten sie die Stufen hinab, immer bemüht, sowenig wie möglich Geräusche zu machen.
Yalas Eindrücke wurden deutlicher, ein Zeichen, daß sie sich der Quelle der Gedankenimpulse näherten. Der Topsider verließ gerade den Ort seines Wirkens und entfernte sich durch einen Korridor.
So schnell es ging, folgten sie ihm die Etage entlang bis zum nächsten Antigravschacht. Im Abstand von zwanzig Metern ließen sie sich in einen der Türme hinauftragen.
Goa versuchte, die Gedanken des Topsiders zurück auf den Anführer der Delegation zu lenken. Der Versuch ging ins Leere. Das Echsenwesen besaß keine näheren Informationen.
Enttäuscht kehrten sie um. Tief unter ihnen hing eine Gruppe aus zehn bewaffneten Arkoniden mit PsIso-Netzen und ließ sich abwärts tragen. Sie mußten eben erst in den Schacht gelangt sein.
„Über uns ist was", erklang eine rauhe Stimme. „Bei den She'Huhan! Da sind zwei Deflektoren im Einsatz. Die Sternenpest soll mich holen, wenn die beiden Geräte mutterseelenallein unterwegs sind."
Achtungsvolles Gelächter antwortete. Die Arkoniden änderten den Bewegungsvektor ihres Transportfeldes und schwebten nach oben, auf Yala und Goa zu. Die beiden erreichten den Ausstieg ihrer Etage und rannten den Korridor zurück, den sie gekommen waren. Als sie die Außentreppe erreichten, hatten die Arkoniden bereits aufgeholt. Der Abstand zu den Verfolgern betrug nicht einmal mehr zwanzig Meter.
Als die beiden Jungmutanten die Treppe hinaufhetzten, verstanden sie langsam, was sie anrichteten.
„Wir machen alles verkehrt", stieß Yala hervor. „Was ist nur mit uns los?"
„Zu spät. Wir können nicht mehr umkehren", keuchte Goa. „Schneller, Mädchen! Lauf um dein Leben!"
Unter ihnen erschien der erste Arkonide auf der Treppe und gab einen
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