2012- Die Rückkehr
einer Klinik einige Tests macht, aber Lilith hatte sich geweigert. »Diese Krankenhäuser bringen dich nur um, Liebling. Ich bin sicher, dass das nichts weiter als ein hartnäckiger Fall von Lebensmittelvergiftung ist. Ich habe dich doch immer wieder davor gewarnt, so viele Meeresfrüchte zu essen. Ich habe den Koch nach Hause geschickt. Von nun an bringe ich dir deine Mahlzeiten persönlich, wenigstens so lange, bis es dir wieder besser geht.«
Lucien blickt auf das Nachttischchen zu seiner Rechten. Verschreibungspflichtige Medikamente, Papiertaschentücher und ein kleiner Strandeimer aus Plastik für den Fall, dass er sich wieder übergeben muss. Auf einem Tablett steht ein halbleerer Teller Hühnersuppe. Schon beim bloßen Anblick wird ihm übel. Hühnersuppe … kann sie denn nichts anderes als Hühnersuppe kochen?
Der Milliardär rollt sich auf die Seite und zieht sich die Decke über die Schulter. Was nutzt mir alles Geld der Welt, wenn ich zu krank bin, um es zu genießen?
Plötzlich ist es, als schieße eine heiße Flamme durch seinen unterkühlten Körper, die die gefürchtete Übelkeit mit sich bringt.
Lucien packt den Eimer und übergibt sich.
Das Blut hämmert in seinem Kopf. Sein Hals brennt, sein Magen zuckt krampfhaft. Er rutscht auf den Boden, fasst seinen Kopf mit beiden Händen und betet darum, dass der Schmerz nachlässt.
Gott … was willst du denn von mir? Soll ich eine Wohltätigkeitsorganisation unterstützen? Soll ich noch einen Krankenhausflügel irgendwo in der Dritten Welt bauen lassen? Sag’s mir einfach und mach diesem Elend ein Ende.
Er nimmt all seine Kraft zusammen und drückt sich hoch auf die Beine, aber ihm wird schwindlig, und das Schlafzimmer dreht sich um ihn. Er stolpert los in Richtung Badezimmer, doch dann hält er plötzlich inne und starrt auf seine nackten Füße.
Seine Zehen fühlen sich taub an.
»O Gott … was passiert mit mir? Lilith? Lilith!«
Er stolpert aus dem Schlafzimmer hinaus auf den Flur.
»Lilith?«
Keine Ehefrau. Keine Bediensteten. Wo, zum Teufel, sind die nur alle?
Er schwankt den Flur hinab, und das taube Gefühl erreicht seine Füße und seine Knöchel. Als er Stimmen hört, bleibt er vor der offenen Tür zu einer der Gästesuiten stehen. »Lilith? Lilith, bist du da drin?«
Lucien stolpert ins Schlafzimmer.
Seine junge Frau liegt mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem riesigen Wasserbett und starrt sich im Deckenspiegel an.
»Lilith, hilf …« Lucien fällt auf die Knie. Der scharfe Schmerz in seinen Därmen ist überwältigend. Das Gefühl der Taubheit steigt von seinen Knöcheln bis hinauf zu seinen Hüften. »Ruf Gill an. Bring mich in ein Krankenhaus. Ich glaube, es ist mein Herz.«
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Liebling. Es ist nicht dein Herz.«
»Wie … wie willst du das wissen?«
»Liebling, es ist nur das Gift, das ich dir gegeben habe.«
Luciens Blut wird kalt.
»Jetzt stirb wie ein guter reicher kleiner Junge. Und mach keine Flecken auf dem Teppich.«
Lucien bricht zusammen und fällt mit dem Gesicht voran auf den beigefarbenen Plüschteppich. Die Taubheit steigt über seine Brust hinaus in seinem Körper nach oben und erzeugt ein Klingeln in seinen Ohren, das jedoch nicht laut genug ist, um das perlende Gelächter zu übertönen, das von den sinnlichen Lippen seiner mörderischen Ehefrau strömt.
University of Miami
Das Jerome Brown Memorial Athletic Center liegt an der Nordseite des Campus der University of Miami, gleich neben dem MTI-Basketballstadion. Zusätzlich zu den Laufbahnen, dem Pool, einem Hantelraum und allerlei Trainingsgeräten
verfügt das JBC über einen Presseraum und ein Medienzentrum, das auf Sendungen eingerichtet ist, die in die ganze Welt gehen. Ein runder Übertragungsraum bildet das Herzstück der Einrichtung. Seine Wände bestehen aus Smart-Glas, das die ganzen Kameras, Lampen, Mikrofone, Geräte für Spezialeffekte und Techniker verbirgt.
Diane Tanner betritt den Interviewraum. Wie üblich trägt sie ein hautenges Designer-ESPN-Trikot. Die üppige Blondine setzt sich Sam gegenüber in einen samtbezogenen Sessel, der mit dem seinen identisch ist, und zupft ihren Ausschnitt zurecht. »Nervös?«
»Sollte ich denn nervös sein?«
»Das ist ein Live-Interview.«
»Es wird nicht mein erstes sein.«
»Aber ich mache Sie nervös, nicht wahr?«
»Werden Sie immer scharf, wenn Sie einen Sportler interviewen?«
Sie lächelt. »Nur bei den wirklich
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