2012- Die Rückkehr
hat die Florida State nicht daran gehindert, dich heute Nachmittag auseinanderzunehmen.«
»Okay, jetzt beruhigen wir uns alle mal wieder«, sagt Hudak. »Hör zu, Mule, wir sind deine Mannschaftskameraden. Deine Brüder. Und Brüder halten zusammen.«
Brüder halten zusammen … Diese Worte hallen lange nach in seinem Kopf.
»Wirst du für uns da sein, Mule?«
Sie drängen sich um ihn, eine piniengrüne Mauer aus Fleisch.
Im Speisesaal mustert Lauren den langen Banketttisch mit verschiedenen Gerichten und Drogen. Die Sushi und die chinesischen Rippchen sehen verlockend aus, doch sie geht daran vorbei. Beim letzten Mal, als sie auf einer von K. C.s Partys etwas gegessen hat, endete alles damit, dass sie nackt auf dem Rasen des Dekans Volleyball spielte.
Sie hört Jubelrufe. Gelangweilt folgt sie dem Lärm zur Entertainment-Suite.
Ein Dutzend Spieler liegt auf Körperkissen auf dem Boden, trinkt Bier und verfolgt eine holografische 3-D-Aufzeichnung des Spiels Miami gegen Florida State. Lauren pflückt einen Saftbeutel vom Kühlbaum und setzt sich auf den Boden.
Gerade läuft Miamis Eröffnungszug. Eine über der Endzone schwebende sphärische Kamera zoomt auf K. C. Renner, dessen Lippen lautlos unverständliche Anweisungen geben. Die Szene wird in extremer Zeitlupe abgespielt. Der Quarterback packt den Ball und wirft ihn Sam zu, der auf der rechten Seite losstürmt, wo mehrere Seminole-Spieler warten.
Die Zuschauer rufen »Mule … Mule … Mule«, während Sam eine atemberaubende Pirouette vollführt, zur Line of Scrimmage zurückrennt und sich wie ein wilder Stier mit seinem berühmten »steifen Arm« einen Weg durch die Mauer der Verteidiger bahnt und sich eine eigene Lücke schafft.
Lauren spürt, wie sie eine Gänsehaut bekommt. Sie gestattet sich ein Lächeln. Vielleicht werde ich heute Nacht ja doch nicht zu müde sein …
Die Kamera zoomt auf Sams Gesicht.
Die junge Frau hört auf zu lächeln.
Lauren Beckmeyer kennt Samuel Agler seit der neunten Klasse. In all diesen Jahren hat die Miene ihres Freundes noch nie jenes Gefühl verraten, das sie jetzt in seinem Gesicht sieht.
Angst.
23
20. November 2033
Manalapan, Florida
Sonntagnachmittag In Manalapan, einer kleinen Inselstadt unmittelbar nördlich von Boynton Beach in Südflorida, zieht sich das palastartige Landhaus des Milliardärs Lucien J. Mabus und seiner Frau Lilith über eine Länge von zweihundertvierzig Metern hinweg einen makellosen Privatstrand entlang. Das einunddreißig Zimmer umfassende, drei Stockwerke hohe Gebäude wurde im Jahr 1997 zu einem Preis von 21,3 Millionen Dollar erbaut. Es verfügt zur Meeresseite hin über einen Pool mit Wasserfall und zentral im Wasser platzierter Bar sowie über zwei Tennisplätze, ein privates Fitness-Center, einen dreihundertsechzig Quadratmeter großen Salon, der von einem fünftausendfünfhundert Pfund schweren Kristall-Kronleuchter aus einem französischen Château aus dem neunzehnten Jahrhundert erhellt wird. Es gibt eine Aussichtskuppel, eine Garage für acht Fahrzeuge und Fußböden aus Saturnia-Marmor. Jede der sechs Suiten mit Schlafzimmer hat einen Balkon, der auf den Atlantik geht.
Sämtliche Fenster des Gebäudes sind selbstreinigend, eine dünne Schicht aus elektrisch geladenem Metalloxid unterstützt das Regenwasser dabei, lose Staubpartikel abzuspülen.
Zum Personal gehören zwei Haushälterinnen, ein Koch, ein Pilot, der auch als Chauffeur arbeitet, sechs schwer bewaffnete Sicherheitsbeamte und ein Mechaniker. Roboter mähen den Rasen und stutzen die Hecken mit makelloser Perfektion. Alle Computer und sämtliche Sicherheitseinrichtungen werden von einer eigenständigen kleinen Brennstoffzelleneinheit mit Strom versorgt, die sich auf der Nordseite des Grundstücks befindet. Auf dem Dach gibt es drei Satellitenschüsseln.
All dies für lediglich zwei Erwachsene und gelegentlich zu Besuch kommende Geschäftspartner.
Der sechsundzwanzigjährige Lucien Mabus, Sohn des verstorbenen Peter Mabus, öffnet seine mausbraunen, rot umrandeten Augen und starrt sich selbst im Deckenspiegel an. Sein Gesicht ist aschgrau, und seine Lippen sind alabasterweiß. Seine Augen sind tief in ihre Höhlen gesunken und von dunklen Schatten umgeben.
»Das ist nur die Grippe«, hat ihm sein privater Arzt erklärt. »Sie sind viel zu jung und viel zu reich, um uns jetzt schon zu verlassen, Lucien.«
Das war sechzehn Tage und dreißig Pfund früher. Sein privater Arzt hatte gewollt, dass er in
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