2012 - Schatten der Verdammnis
Luke aufreißt und in die Öffnung stolpert. Er schlägt den Lukendeckel hinter sich zu und verschließt ihn mit einer Drehung.
Der Aufprall des Wassers stößt das Mini-U-Boot zur Seite.
Mick taumelt die Leiter hinab und landet hart auf den Einzelteilen zerstörter Geräte, während die Barnacle freikommt.
Ein betäubendes Kreischen ertönt. Die gewaltige Turbine beschleunigt auf hundert Umdrehungen pro Sekunde und katapultiert das U-Boot wie eine Pistolenkugel aus ihrem Auslassschacht.
An Bord der Scylla
20.40 Uhr »Das ist ein Strudel!« Kapitän Fuhrman wird an ein Schaltpult geschleudert. Der Boden unter seinen Füßen verformt sich unter dem tonnenschweren Gewicht der Stahlrohre, die über das Unterdeck rollen.
Das schrille Kreischen von Metall zerreißt die Luft. Mit einem qualvollen Ächzen schwankt das Oberdeck der Bohrinsel in der brutalen Strömung. Die Scylla neigt
sich um sechzig Grad, weil die an einem der Pontons befestigten Trossen sich dem immer stärker werdenden Strudel entgegenstemmen.
Menschen und Messgeräte rutschen über das offene Deck und stürzen ins tobende smaragdgrüne Meer.
Alarmsirenen heulen in die Nacht. Verwirrt taumeln weitere Besatzungsmitglieder aus den Kabinen und werden von umherfliegenden Trümmern empfangen. Die Bohrinsel dreht sich im Kreis. Von Schwindel erfasst, stolpern die Männer die Aluminiumtreppen hinab ins Unterdeck, wo ein Dutzend Rettungsboote an Seilwinden hängen.
Brian Dodds klammert sich an die Haltetaue eines Bootes, das heulende Brausen des Strudels in den Ohren. Das Boot hängt zwei Meter unter ihm, doch die Scylla wird inzwischen so heftig hin und her geworfen, dass er es nicht mehr schafft, hinabzuklettern.
Gefangen in der Fliehkraft des Strudels, kippt die Ölplattform zur Seite und wird an die Wand der kreisenden Röhre aus Wasser gepresst. Der NASA-Direktor öffnet die Augen und zwingt sich, den Blick auf den blendenden Energiestrahl zu richten, der aus der Mitte des Trichters kommt. Dodds klammert sich fest und ringt verzweifelt nach Luft, als eine zehn Meter hohe Welle ihn erfasst. Auf ihrem zerstörerischen Weg durchs Unterdeck reißt sie das letzte Rettungsboot mit sich.
Der Magen des NASA-Direktors krampft sich zusammen. Ungläubig weiten sich seine Augen, als das Zentrum des Strudels urplötzlich zum Meeresboden absinkt, sodass die Bohrinsel schwankend am oberen Rand einer sechshundert Meter hohen Wasserwand klebt. Inmitten des grellen Leuchtens wird etwas sichtbar - ein schwarzes, geflügeltes Wesen, das wie ein höllischer Dämon unaufhaltsam durch die tobende Röhre nach oben steigt.
Das geflügelte Ungeheuer schwebt an Dodds vorbei und verschwindet in der Nacht. Im selben Moment taumelt
die Scylla seitwärts und stürzt mitten in den Schlund des Todes.
Das Wesen streicht mit Überschallgeschwindigkeit über das Wasser des Golfs von Mexiko. Es gleitet mühelos auf einem starken Kissen aus Antigravitationsenergie. Während es Kurs nach Südwesten nimmt, steigt es höher. Auf seinem Weg zum Pazifik erschüttert sein Energiestrom die Berggipfel Mexikos.
Nachdem es den Ozean erreicht hat, ändert die vorprogrammierte Steuerung den Kurs in genau westlicher Richtung. Das Wesen wird langsamer und passt seine Geschwindigkeit der Erdumdrehung an, um während seiner schicksalhaften Reise ständig auf der dunklen Seite des Planeten zu bleiben.
AUS DEM TAGEBUCH VON JULIUS GABRIEL
Unsere Flitterwochen in Kairo waren wunderschön.
Maria war mein Ein und Alles - verwandte Seele, Geliebte, Gefährtin, meine beste Freundin. Wenn ich sage, dass ich völlig in ihr aufging, so ist das keine Übertreibung. Ihre Schönheit, ihr Duft, ihre Erotik - alles an ihr war so berauschend, dass ich aus hemmungsloser Liebe oft bereit, ja begierig war meinen Schwur zu missachten, das Rätsel des Maya-Kalenders zu lösen, um mit meiner Frau in die Staaten zurückkehren zu können.
Um eine Familie zu gründen, um ein normales Leben zu führen.
Maria hatte andere Pläne. Nach einer herrlichen Woche bestand sie darauf, dass wir unsere Reise in die Vergangettheit der Menschheit fortsetzten. Unser nächstes Ziel war es, in der Großen Pyramide nach Spuren zu suchen, die eine Verbindung zwischen diesem gewaltigen ägyptischen Bauwerk und jener Zeichnung auf dem Nazca-Plateau herstellen konnten.
Wer kann sich einem Engel widersetzen?
Was Giseh betrifft, ist die Frage, wer die Pyramiden erbaut hat, ebenso wichtig wie die Frage nach dem wann, wie und weshalb.
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