2012 - Schatten der Verdammnis
steigen, werden sie von Kapitän Edwin Loos empfangen.
Der Marineoffizier lächelt. »Alles in Ordnung, Herr Vizepräsident? Sie sehen etwas mitgenommen aus.«
»Wir hatten allerhand Turbulenzen. Sind die Beobachtungsflugzeuge an Ort und Stelle?«
»Zwei Predator schweben über dem Zielbereich, wie Sie uns angewiesen haben, Sir.«
Teperman zieht seine Schwimmweste aus und reicht sie dem Hubschrauberpiloten. »Herr Kapitän, weshalb vermuten Ihre Leute, dass wir heute Abend wieder mit einem dieser Strudel konfrontiert werden?«
»Die Sensoren haben einen Anstieg der unterirdischen elektromagnetischen Fluktuation registriert, genau wie an dem Tag, an dem der Mahlstrom das letzte Mal erschienen ist.« Loos führt die beiden zu den Aufbauten und in die Gefechtszentrale des Schiffes.
In dem schwach beleuchteten, von High-Tech-Geräten überquellenden Raum herrscht hektische Aktivität. Fregattenkapitän Curtis Broad blickt vom Monitor eines Sonars auf. »Sie kommen gerade rechtzeitig, Käpt’n. Die Sensoren zeigen eine zunehmende elektromagnetische Aktivität an. Schaut ganz so aus, als würde sich der nächste Strudel jetzt bald bilden.«
Direkt über dem smaragdgrünen Leuchten kreisen in unterschiedlicher Höhe zwei der unbemannten Beobachtungsflugzeuge der USS Boone, im Jargon als Predator - Räuber - bezeichnet. Während das Meerwasser gegen den Uhrzeigersinn zu kreisen beginnt, übermitteln ihre Infrarot- und Videokameras dem Kriegsschiff Bilder aus nächster Nähe.
Chaney, Teperman, die beiden Marineoffiziere und zwei Dutzend Techniker und Wissenschaftler blicken gebannt auf die Videomonitore und sehen mit klopfenden Herzen, wie der Strudel vor ihren Augen Gestalt annimmt.
Der Vizepräsident schüttelt ungläubig den Kopf. »Was, um Himmels willen, hat die Kraft, so etwas zu bewirken?«
Teperman flüstert: »Vielleicht war es auch dieses Ding da unten, das die Explosionen im Westpazifik verursacht hat.«
Der Strudel dreht sich immer schneller, bis seine gewaltige Zentrifugalkraft einen Trichter geschaffen hat, der bis zum zerborstenen Meeresgrund hinabreicht. Als das Wasser sich teilt, schießt ein leuchtend smaradgrüner Strahl wie ein überirdischer Suchscheinwerfer in den Nachthimmel.
»Da!« Teperman zeigt auf den Bildschirm. »Da steigt was aus der Mitte...«
»Ich sehe es«, flüstert Chaney fassungslos.
Drei dunkle Schatten erscheinen inmitten des Lichtstrahls und steigen durch den Trichter in die Höhe.
»Verflucht, was ist das?«, murmelt Loos. Die leitenden
Wissenschaftler brüllen ihren Kollegen und Assistenten Anordnungen zu, um sicherzustellen, dass alle Daten aufgezeichnet werden.
Die Objekte haben den oberen Rand des Trichters erreicht. Sie bleiben kurz über der Wasserfläche stehen, dann nähern sie sich dem tieferen der beiden Beobachtungsflugzeuge.
Das Bild, das die Kamera des Predators übermittelt, wird unscharf, flimmert und erlischt.
Der zweite Predator sendet weiter Daten.
»Lassen Sie zwei Seahawks aufsteigen«, ordnet Kapitän Loos an. »Nur zur Aufklärung. Und halten Sie den zweiten Predator in sicherem Abstand. Verlieren Sie bloß nicht den Kontakt.«
»Aye, Sir... Sir, was ist ein sicherer Abstand?«
»Käpt’n, die Seahawks sind in der Luft!«
»Sie sollen von dem Licht wegbleiben«, bellt Chaney.
Die drei seltsamen Objekte steigen auf eine Höhe von sechshundert Metern. Dort drehen sie mit roboterhafter Präzision eine Pirouette, bei der sie die gewaltigen Flügel zu ihrer vollen Spannweite ausbreiten, dann beschleunigen sie und sind sofort aus dem Blickfeld verschwunden.
Kapitän Loos hastet zum Zielerfassungssystem. Dort verfolgt Leutnant Linda Mukaresku die Objekte bereits mit der rasch rotierenden Radarschüssel der Boone.
»Ich hab sie, Sir - gerade noch. So was hab ich noch nie gesehen. Keine Wärmesignatur, keinerlei Geräusche bis auf ein schwaches elektromagnetisches Rauschen. Kein Wunder, dass unsere Satelliten die Dinger nicht aufspüren konnten.«
»Wie schnell?«
»Mach vier, und sie beschleunigen immer noch. Alle drei Ziele fliegen nach Westen. Sie sollten NORAD kontaktieren, Käpt’n. Bei diesem Tempo hab ich sie gleich nicht mehr auf dem Bildschirm.«
NORAD-Zentrale Colorado
Sechs Kilometer südwestlich von Colorado Springs ragt der Cheyenne Mountain auf, ein gut dreitausend Meter hoher Gipfel aus zerklüftetem Granit. An seiner Flanke führen zwei schwer bewachte Zugangstunnels einen halben Kilometer weit in den Fels. Sie sind die
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