2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
war. Du solltest still sein wie dein dämlicher Name, dachte ich. Ch’uupol war im Ch’olan ein Wort wie Schwuler oder Homo; daher war es der beliebteste Schimpfname für mich, da das Wort vom Klang her irgendwo in der Mitte zwischen diesem Ausdruck und »Chacal« lag.
»Yan Kot Chacal!« , rief er. »Das ist Harpyie Schakal!«
Beachte sie einfach nicht, Liebling, dachte ich.
»Yan Chuupol Chacal! Yan Chuupol Chacal!«
Einige Geblüte auf den Ozelot-Tribünen hatten gehört, was Smaragd-Sturmschritt gerufen hatten, und zeigten unterschiedliche Reaktionen. Einige waren entsetzt und salbaderten herum, doch der Kantor, der Magister, die Schläger und alle anderen taten weiterhin, was sie zu tun hatten, und folgten per Massenträgheit dem Protokoll.
Wie auch immer, der Ball kam. Hun Xoc schnappte ihn sich und spielte zu mir ab. In der Femtosekunde, die ich ihn anblickte, merkte ich, dass er zu ausgepumpt war, um selbst wieder anzugreifen. In einem normalen Match mit mehr Ersatzspielern auf der Bank wäre er längst ausgewechselt worden.
Ich spielte zu Rote Schnur, und der gab den Ball an mich zurück.
Okay, dachte ich. Es hat keinen Sinn mehr, sich noch zurückzuhalten.
Ich kellte den Ball aus der Luft, gab ihn an Hun Xoc ab, fiel zurück und wendete, um jenen Lauf zu beginnen, der mein Markenzeichen war. Schakals Markenzeichen, meine ich. Ich hatte ihn durch so viele Wiederholungen perfektioniert, dass er mir wie eine einzige Bewegung vorkam und sich schon abgeschlossen anfühlte, sobald ich ihnbegann. Ich baute Geschwindigkeit auf und rannte die rote Mauer hoch, fast wie Donald O’Connor in Singin’ in the Rain . Ich verriet mich damit, gab aber einen Rattenschiss darauf. Ich würde meinen transzendenten Tanz machen, und nichts konnte mich aufhalten.
Wie ein Skateboarder wendete ich knapp unterhalb der Mauerkante und fegte hinunter, baute Wucht auf, überquerte diagonal die Gasse und stürmte die smaragdfarbene Mauer der Ozelots hinauf. Ich erreichte den Augenblick völligen Gleichgewichts und stand bewegungslos da, in einem verrückten 45°-Winkel wie eine Fliege. Ich spürte den Wind von den Baatob’ der Ozelot-Zuschauer, die nach mir schlugen und mich knapp verfehlten. Das Tor war nur sechs Arme vor und drei Arme über mir. Hun Xoc schleuderte mir mit seinem Joch den Ball zu, wie er es schon tausend Mal getan hatte, und während ich fiel, kam der Ball hoch, fast genau an die Stelle, wo ich ihn haben wollte, sodass ich seine rasende Drehung mithilfe eines rosa Fleckens aus blutigem Kreidestaub erkennen konnte. Ich grub meinen Handgelenkschutz in den schwarzen Mond und trieb ihn seitlich gegen die Vase. Ich sah die Blüte aus Türkispulver aufsteigen, während ich das Gleichgewicht verlor, und als ich zurückrollte, hörte ich die Harpyien-Geblüte singen: »Kax! Kax! Kax!« – »Sieg! Sieg! Sieg!«, während die Ozelot-Meute brüllte: »Tuus! Tuus! Tuus!« – »Schiebung! Schiebung! Schiebung!«
Doch der Schiedsrichter erkannte mich nicht – er war ein Idiot –, und bis ihn jemand erreichte, hatte er das Tor bereits gezählt. Der Kantor musste verkünden:
»Großtor, Harpyie!
Neunzehn Tore, Ozelots,
Und einundzwanzig Tore, Harpyien –
Sieg Harpyien!«
Ich rollte mich bis zum Südhang ab, kam auf die Beine und hörte Hun Xocs Stimme.
»Chokow pol!« Es bedeutete »verrückt« oder »Verrückter«, eine andere verbreitete, in diesem Fall aber bewundernde Verballhornungmeines Namens. Ich drehte mich um. Ich sah nur noch dieses große schwarze Ding, aber ich duckte mich rechtzeitig, und es riss mir nicht den Kopf ab.
2-Smaragdgrüner-Brüllaffe hatte den toten Ball aufgekellt und gegen meinen Kopf gejocht.
Was ist denn jetzt los?, wunderte ich mich ein wenig dumpf. Mir schwirrten noch immer die Endorphine durch den Körper. Hüftball sollte ein elegantes Spiel sein – im besten Fall kombinierte es die Kunstfertigkeit von Wettkampfgymnastik mit der Spannung und der Finesse von Lacrosse –, und jetzt verwandelte es sich in australischen Football. Brüllaffe stürmte, dem Ball folgend, auf mich zu. Ich wandte mich ab, als wollte ich fliehen; dann stemmte ich mich mit dem rechten Fuß gegen den Hang, stieß mich von dem Winkel zwischen Boden und Steigung ab und kam zum Stillstand. Affenschlampe schlitterte von hinten in mich hinein. Ich beugte mich nach vorn, hob Hinterteil und Rücken und spürte, wie die linke Zinke meines hufeisenförmigen Jochs mit Knochen in Kontakt kam. Ich rollte
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