2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
nach vorn und stand wieder auf den Beinen. Affenschlampe glitt in einem dem Uhrzeigersinn folgenden Bogen die Rampe hinunter und hinterließ eine breite dunkle Spur. Die Menge raste. Ich duckte mich zur »Schildkröte«, weil ich erwartete, dass Smaragd-Sturmschritt sich auf mich stürzte, aber er kam nicht. Ich sah hoch. Roter Schnabel hatte ihn gepackt. Nicht für lange aber, wie es aussah. Hinter ihnen sah ich 4-Schnappschildkröte und die zwei smaragdgrünen Ersatzspieler, die in unsere Richtung rannten. Wabbelschnapper war ein riesiger Kerl mit schweren Knochen, und einen Schlag lang dachte ich, es wäre um mich geschehen, doch er verlor das Gleichgewicht. Als er auf mich zufiel, brachte ich mein Joch genau unter seinen Kopf. Ich hörte kein Krachen, sondern mehr ein leises Glutsch . Während Wabbelschnapper zusammensank, packte er mein Joch und zerrte mich runter auf den Schlachthausboden. Ich rollte mich weg, ehe er sich auf mich wälzen und plattdrücken konnte. Smaragd-Sturmschritt kam von rechts auf mich zu. Die Treiber der Schiedsrichter und die Unsichtbaren beider Seiten waren bereits auf dem Feld und versuchten die Spieler abzuschirmen, denen sie zugeteilt waren.
»Lothic ekel ytzam« , brüllte 20-Schweigen von der anderen Seite des Platzes. Es bedeutete so viel wie: »Du bist Taco-Fleisch«, nur dass ytzam dieses billige Pemmikan war, das die geschichtslosen Sippen aßen und verkauften. Jeder wusste, dass es einen hohen Anteil an Eichhorn und Fledermaus, Käfern, Schlamm und Kot enthielt.
»Chikin ukumil jotzpaljal« , erwiderte ich und kellte den Ball aus der Luft. »Man kann deinen schrumpeligen Schwanz sehen.« Dieses spezielle Wort für »schrumpelig« hatte einen Bezug zu »Schrumpfkopf«.
Mit dem Joch schleuderte ich den Ball im Bogen über seinen Kopf. Dabei rutschte ich in einer Blutlache aus und fiel auf den Rücken. Oben auf den Tribünen artete der allgemeine Streit in ein allgemeines gleichzeitiges Niederbrüllen aus. An den beiden offenen Enden des Spielfeldes, wo die Anhänger von Ozelots und Harpyien zusammenstießen, hörte ich die Geräusche wilder Schlägereien. Einige Harpyien skandierten meinen Namen – ich sei Schakal, ich sei aus der Unterwelt zurück.
Wo ist der Ball hin?, überlegte ich. Ich rollte mich auf den Bauch – bei all der Polsterung verletzte man sich bei einem Sturz so gut wie nie –, und einen Schlag lang sah ich Frau Kohs Augen. Sie beobachtete mich. Reglos und scheinbar gelassen durchdrang ihr Blick die wirbelnden Bewegungen und das Federkonfetti. Ich dachte daran, ihr ein Zeichen zu geben, doch sie war zu weit weg; ich hätte zu heftig gestikulieren müssen. Von vor und hinter mir hörte ich, wie jüngere Geblüte aus beiden Endzonen in den Spielgraben strömten.
Ich bemerkte Hun Xocs Hand unter meinem Arm. Er zog mich hoch. Die Geblüte beider Seiten waren den Treibern zahlenmäßig überlegen, und die Treiber hatten ohnehin nur ihre kurzen Zeremonienstreitkolben, die mehr Amtszeichen waren als Waffe.
Hun Xoc spannte sich an, als Brüllaffe wieder auf uns zukam. Brüllaffe schlug ihn. Hun Xoc schlitterte auf dem blutigen Boden nach hinten in mich hinein. Ich stürzte, und wir beide lagen benommen da. Es kam mir vor, als kniete Affenschlampe zwei Minuten lang neben uns, blickte auf uns nieder und murmelte durch einen Klumpen aus Zahnsplittern und schaumigem Blutschleim irgendetwas von wegen, wie er uns nacheinander mit einem Kugelkaktus durchficken wolle. Ich biss die Zähne zusammen und schnaubte verächtlich. Dann gab es ein Krachen, als Hun Xoc sich aufrappelte und Brüllaffe mit der Handkelle eins über den Schädel zog. Affenschlampes Gemurmel verstummte. Ich richtete mich auf, indem ich mich an einem unserer Unsichtbaren hochzog, und hielt mich an Hun Xocs Schulter fest. Von den Tribünen regneten alle möglichen Schmuck- und teuren Kleidungsstücke; man konnte kaum noch etwas sehen. Das große Problem bestand jedoch darin, dass wir bereits zwischen all den Fans eingekeilt wurden – für uns keine ungewohnte Situation, nur dass diesmal einige mit obsidianbesetzten Kampfsägen bewaffnet waren, und wie gesagt, gegenüber diesen Mistdingern erscheinen Rasiermesser geradezu als stumpfe Gegenstände. Ich sah mich nach Koh um, konnte sie aber nicht entdecken. Doch ein Trupp aus sechs ihrer Rassler-Geblüte – die, die sie mir versprochen hatte – glitten vom Norddamm zu uns hinunter. Der Rest der Menge nahm es als Zeichen, die Rampen hinunter in
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