2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
vorarbeitete, steigerte sich die Qual auf eine ganz andere Ebene. Summende Hitze blubberte zu Explosionen von Trockeneisbergen hoch, deren Splitter durch die Risse in meinem Schädel stachen.
»Jed?«, fragte 2 JS .
Komm schon. Lass dir was Plausibles einfallen. Etwas, das er nicht sofort überprüfen kann.
»Sie hat es auf dich abgesehen«, sagte ich. »Ich habe ihr diese ganzen Zeichnungen gemacht, und jetzt baut sie Onager und Armbrüste und so was alles. Sie wird Ix dem Erdboden gleichmachen.«
»Sicher, ist klar.«
»Blasrohrtrupp, meine Güte. Vergiss es, du hättest einen Anti-Artillerie-Trupp aufbauen sollen.«
»Du überzeugst mich nicht«, sagte er.
»Dann nicht«, erwiderte ich. Sag jetzt kein weiteres Wort, dachte ich. Das wäre das Schlimmste, was du tun könntest. Bleib bei der einen Geschichte. Am Ende wird er dich wieder danach fragen. Katapulte. Ich hörte ein Zischen und roch verbranntes Fleisch und verschmorte Haut. Sie mussten Hun Xocs Armstümpfe an einem Steinder Feuerstelle ausbrennen. Die scharfen Tränen, die mir am Hals herunterliefen, fühlten sich an wie Säure, mit Salzen der Verzweiflung gesättigt. 2 JS fragte Hun Xoc etwas, aber bei dem Popcornknistern in meinen Ohren konnte ich nicht verstehen, was es war. Hun Xoc antwortete, er wisse es nicht. Seine Stimme klang ziemlich normal. Es musste ihn große Mühe kosten. Solch ein Willenstest war im Leben eines Geblüts eine große Sache. Wenn man ihn vermasselte und zusammenbrach, bedeutete es, dass man ein scheißschwaches Uay besaß, aber wenn man cool blieb, stand man da wie Errol Flynn. Auf so etwas freute man sich geradezu. Braver Junge, dachte ich. Versuch nur, nicht zu erwähnen, wohin ich gegangen bin, als sie dich gefangen haben. Bittebitte.
Ich glaube, ungefähr da verlor ich zum ersten Mal während dieser Sitzung – und wie gesagt, viel zu früh – das Bewusstsein, denn plötzlich hielten die Diener meine Augen offen. Einer der Necker spie mir Trinkwasser hinein, um sie so weit zu spülen, dass ich sehen konnte, was vor mir geschah. Andere Diener stellten am Rand der Plattform zwei Dreifüße mit zwei dampfenden Tellern frisch aus einem Kochhaus auf. Der Diener hinter mir ließ meinen rechten Arm los, und ich rieb mir sofort die Augen. Selbst eine kleine Erleichterung ist ein Segen. Ich fühlte mich, als hätte ich im Lotto gewonnen. Scheiße, so ein Brennen ist wirklich widerlich. Man braucht dafür ein stärkeres Wort als »Brennen«. Ein Diener nahm den Deckel vom ersten Teller. Es war nur ein Haufen waahob’ , Tortillas. Er nahm die oberste herunter und reichte sie mir. Der andere Diener nahm den Deckel vom zweiten Teller. Darin lagen Hun Xocs Unterarme, in Schokoladenbier eingelegt, auf einem großen immerheißen Flussstein gebacken und zu Spiralen aufgeschnitten, die fast bis zum Knochen reichten. Wie im guten Steakhouse. Die Tätowierungen an seinen Handgelenken waren mit Lebensmittelfarbe hervorgehoben, und die Hände signalisierten »Ich Verräter«. Ich schloss die Augen, aber der Wächter, der meinen Schädel hielt, zwang die Lider mit den Fingern wieder auf und drehte meinen Kopf erneut zum Teller. Der Röster löste einen gut durchgebratenen Streifen vom Ende ab, und sie führten meine Finger, die das Fleisch in die Tortilla wickelten und sie an meinenMund hoben. Ich war nicht begeistert, doch in diesem Moment ging es nur noch darum, das nächste Unausweichliche hinauszuschieben, also biss ich einfach hinein. Es schmeckte nicht besonders. Wie Straußenfleisch. Sie stellten sicher, dass ich schluckte, dann gingen sie zu Hun Xoc.
»Bitte probiere dich selbst«, sagte 2 JS auf Ch’olan und lachte leise auf eine Art, wie ich nie gelacht hätte. »Wir haben dir 10-Skinks Scheiße in die Soße gemischt.«
Hun Xoc weigerte sich, indem er zweimal mit der Zunge schnalzte, das war alles. Sie zwangen es in ihn hinein. Er lachte selbst ein wenig dabei. 2 JS nahm eine Tortilla mit einem guten Stück von Hun Xoc darin und biss mit seinen alten zugefeilten Zähnen hinein. Zu meiner Rechten bliesen sie Salzwasser auf Gürteltierschiss’ enthäutete Wangen. Er hielt es nicht mehr aus und redete, aber er stammelte nur unzusammenhängendes Zeug. Sie taten nicht einmal so, als glaubten sie, er könne irgendetwas wissen. 2 JS muss ungeduldig geworden sein, denn er machte dem Diener hinter mir ein Zeichen, meine Lider offen zu halten, kam herüber und hielt mir einen spitz zugefeilten Fingernagel an das rechte Auge. Er
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