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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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Stimmt’s? Stimmt. Er hat darauf gezählt, sich in der Hitze des Gefechts gegen Koh zu wenden. Seine Idee war, die Rassler zu vereinnahmen und anschließend zu opfern, sobald sieihn in eine gute Position gebracht hätten. Aber trotzdem, sein Blasrohrtrupp hat den Tag gerettet.
    Was plante Koh auf lange Sicht? Was hatte sie vor? Oder genauer auf den Punkt gebracht: Was hatte sie mit mir vor?
    Vielleicht hatte Koh mich nur ausgenutzt, damit ich zum Brunnen vorstieß. Ihre eigenen Leute hatte sie nicht dorthin schicken können, weil 2 JS sich dann gefragt hätte, was sie dort taten. Am überzeugendsten wäre wahrscheinlich, ich hätte einen Fluchtversuch unternommen. Wenn 2 JS das glaubte, dächte er nicht darüber nach, wo ich gefangen genommen worden war …
    »Wohin wolltet ihr, als sie euch gefangen haben?«, fragte 2 JS Hun Xoc.
    »Zum Festland«, antwortete Hun Xoc.
    »Weshalb?«
    »Um jemanden zu treffen, mehr weiß ich nicht«, sagte Hun Xoc.
    Aha, dachte ich. 2 JS glaubt, wir hätten eine Verabredung mit Frau Koh gehabt. Der Necker band Hun Xoc den Unterarm ab und widmete sich dem anderen Arm. Rechts von mir zogen sie Gürteltierschiss die Haut in Streifen von den Wangen.
    2 JS kam zu mir, streckte die Hand vor und packte mein Kinn, als überlegte er, mir den Kiefer abzureißen. Seine Hand hinterließ kleine Geisterbilder von sich selbst, die hinter ihr in der Luft schwebten. Offenbar war ich noch immer ziemlich durch den Wind.
    »Also hat Koh noch was vor, stimmt’s?«, wisperte er auf Englisch.
    »Sicher, sie will nach Kaminaljuyu«, log ich. »An der Westküste entlang. Dort will sie ihre Kräfte sammeln und entscheiden, was sie als Nächstes tut.«
    »Blödsinn«, sagte er. »Ich weiß, was in Kaminaljuyu los ist.« Er streckte die Hand vor und berührte mein Kinn mit dem spitzgefeilten Nagel seines Zeigefingers.



(45)
    »Na, hör mal«, entgegnete ich, »es ist schließlich ein Geheimnis.«
    »Hör zu«, sagte er. »Jeddy-Face. Kumpelchen.«
    »Ja?«
    »Du weißt, dass es nicht ewig so weitergehen kann, oder?«
    »Ja«, sagte ich.
    Er hatte vermutlich recht. Dass am Ende jeder zu zerbrechen ist, stimmt zwar nicht hundertprozentig. Hun Xoc zum Beispiel würde niemals zerbrechen. Ich aber war kein so starker Charakter. Ich würde nicht durchhalten, bis mich ein entsetzlicher Tod erlöste. Ich war nicht Schakal, ich war Jed, und Jed war nur ein verängstiger kleiner Hosenscheißer.
    »Wir wollen doch jetzt nicht das ganze Projekt scheitern lassen, nur weil du enttäuscht bist, dass nicht du derjenige sein wird, der zurückgeht. Du möchtest doch auch, dass das Projekt Erfolg hat, oder? Du willst doch, dass die Welt weitergeht, Jed?«
    »Ja?«
    »Sind wir uns da einig?«
    »Sicher«, sagte ich.
    Er ließ mein Kinn los. Er drängt, dachte ich. Selbst wenn meine Jedheit mich schwächte, dauerte es Stunden, ehe ich redete. Ein paar Tage, wenn ich richtig motiviert war. Und normalerweise hätte 2 JS damit rechnen müssen, dass es so lange dauerte. Die Necker konnten sich monatelang mit einem beschäftigen, bis sie sicher waren, dass man alles tun würde, nur um ohne weiteres Verhör getötet zu werden. Jeder war hier so hart drauf, dass sie das Niveau der Schmerzen und der Zeit, die sie andauerten, exponentiell steigern konnten, falls sie wirklich versuchten, etwas aus jemandem herauszubekommen. Und wenn man das Opfer war, hieß es allgemein, dass man nur eines tunkonnte: sich so aufreizend gleichgültig geben, dass sie einen vor Wut frühzeitig umbrachten.
    Aber wenn man der Inquisitor war, tötete man den zu Vernehmenden vielleicht, falls man den Vorgang beschleunigte. Oder man trieb ihn in den Wahnsinn. Auf jeden Fall ließ man sich Zeit. Weniger als ein paar Tage einzuplanen war eine schlechte Idee.
    Wenn 2 JS also glaubte, dass ihm keine paar Tage mehr blieben …
    Der Diener hinter mir hob meinen Kopf und hielt meine Augen geöffnet. 2 JS nahm mit zwei Fingern ein wenig getrocknete Chilifäden auf. Ich warf einen letzten und, wie ich hoffte, tadelnden Blick auf ihn. Er hob die Hand und blies mir die Fäden vorsichtig in die Augen. Zuerst fühlte es sich nur so an, als hätte ich binnen weniger Schläge einen ganzen Berg Zwiebeln geschält und gehackt, dann spürte ich ein Reißen und Brennen, und meine juckende Nase verflüssigte sich bis in die Nebenhöhlen. Ich wollte blinzeln – aber jetzt konnte ich es nicht –, doch als das Pulver unter meine Lider drang und sich in die Tränenkanäle

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