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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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krachte es. Dann kamen die Clowns aus dem Mattenhaus und strömten die Stufen herunter. Sie taten so, als rutschten, stürzten und rollten sie in ihren gepolsterten Nachbildungen der Gewänder der Bacabob’. Die Menge brach in erleichtertes Gelächter aus. Wenigstens lachen sie hier viel, dachte ich, egal, was sie sonst noch tun. Kohs persönlicher Narr, 0-Stachelschwein-Spaßmacher, den ich in Teotihuacán zum ersten Mal gesehen hatte, sprang aus dem Eingang der Ahauob’ und hüpfte als Ball die Treppe hinunter, knallte gegen einen Tisch mit Töpfen voll Bier und erhob sich aus den Scherben und dem Schaum, einen Krug wie einen Zylinderhut auf dem Kopf. Dann rollte er wieder ein langes Stück weiter, während sein Federkleid zusammenfiel. Schließlich sprang er auf, torkelte herum, prallte blindlings gegen Umstehende und blinzelte unter seiner Streifenmaske. Die Leute krümmten sich vor Lachen. Mittlerweile hatten die Unsichtbaren eine quadratische Fläche auf dem Zócalo freigeräumt, die in ein Opferspielfeld unterteilt war. Der Schauspieler, der mich darstellte, wirbelte in das grüne Zentrum und rollte dabei ein langes, mit Geranien besetztes Band ab, an dem erhing wie an einer Nabelschnur. Er war in rote Tücher mit herunterhängenden Quasten gewickelt, die zeigen sollten, dass er noch ein Säugling war, und seine große Maske war eine 3-D-Version meiner Kopfhieroglyphe; man konnte es vielleicht als Logogramm meines Namens bezeichnen. Mir persönlich sah es in keiner Weise ähnlich. Schauspieler stolzierten herbei, die 9-Reißzahn-Kolibri und 4-Orangefarbener-Schädel verkörperten – das war 9-Reißzahn-Kolibris älterer Bruder, der im fünfzehnten gelben K’atun gestorben war, also 642, ehe 9-Reißzahn-Kolibri die Matte übernahm. Beide paradierten sie einmal um den Zócalo. Der »9-Reißzahn-Kolibri«-Riese schlich sich von hinten an »4-Orangefarbener-Schädel« heran und schlug ihm den auf Kreidegesso gemalten Flechtkopf ab. Könnte er nicht etwas Klassisches tun?, fragte ich mich. Ihm vielleicht Gift ins Ohr träufeln?
    Ich merkte, wie die Polyrhythmen sich beschleunigten. »9-Reißzahn-Kolibri« begann den Schakal-Schauspieler um den Zócalo zu jagen. »Schakal« riss sich von seiner Nabelschnur los und versteckte sich hinter einem Kohletopf. Der Schauspieler, der 2-Juwelenbesetzter-Schädel aus dem Harpyien-Haus darstellte, kroch heran, verneigte sich vor dem kopflosen Körper von 4-Orangefarbener-Schädel, packte »Schakal« und zerrte ihn in die Rote Zone des Opferspielrasters. »9-Reißzahn-Kolibri« tat so, als würde er sich nach ihnen umsehen, ohne sie finden zu können.
    »2-Juwelenbesetzter-Schädel nahm 9-Wachs in seine Ballschule auf
    Im Blauer-Stein-Berg, weit, weit im Osten, wo es sicher war«, sagte Zur Linken.
    Wir schrieben die Geschichte völlig um. Besonders meinen – oder Schakals – Wald-und-Wiesen-Stammbaum. Schakal war in keiner Weise mit den Ozelots blutsverwandt; er war nur das Kind einer abhängigen Sippe aus der Provinz, der früh Talent gezeigt und sich in die Liga hochgekämpft hatte.
    Trotzdem, mit derselben alten Geschichte bekommt man sie immer. Hoffte ich.
    10-Skink – den man nun Schakal nannte – wurde der größte Hüftballspieler aller Zeiten. Natürlich. Der Schauspieler vollbrachte ein paar hübsche Stunt-Versionen meiner spektakulärsten Paraden. Schon bald hatte »9-Reißzahn-Kolibri« einen Verdacht, wer er wirklich war, und versuchte ihn zu opfern. Doch dann gab es den Vulkanausbruch, toll untermalt durch Batterien von Baumtrommeln und langen Ratschen. Unser Held floh nach Teotihuacán, zerstörte die Stadt offenbar ohne jede fremde Hilfe, brachte den Sternenrassler – in dieser Szene eine lange, gegliederte Holzschlange – nach Ix zurück und forderte 9-Reißzahn-Kolibri zu einem großen Hüftballmatch heraus. Der Zócalo füllte sich mit Akrobaten, deren riesige Kopfmasken an Spielzeuge mit Wackelköpfen erinnerten, einer für jeden der berühmten Hüftballspieler. Der Akrobat, der den Ball spielte, schlug den Ozelot-Champions nacheinander die Köpfe herunter. Unsichtbare huschten herein und räumten die Bühne für den Krieg. Bislang hatte alles noch keine halbe Stunde gedauert, aber ich wurde ungeduldig. Ich wusste, wie die Geschichte ausging. Krieger-Pantomimen bauten sich zu beiden Seiten des Zócalos auf, rückten einer nach am anderen vor und bekämpften sich in Zeitlupen-Duellen. Auf den vier Zedernpfählen breiteten die zwölf

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