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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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Infusionsständer ließen sie mich selbst schieben. Sie schienen nicht zu bemerken, dass der Verband an meiner rechten Hand ein bisschen dicker geworden war. Wächter entdeckte ich keine.
    Am anderen Ende des Ganges ging es nach rechts, und ich hatte den Eindruck eines verlassenen Warteraums mit angeschraubten Stühlen.
    Wir bogen in einen weiteren grünen Korridor ab und gingen zu einer Tür, auf der NUR
NOTAUSGANG
!
stand. Gegenüber war eine weitere Tür mit der Aufschrift NAHS
O
, und irgendetwas auf Jeds innerer Festplatte verriet mir, dass dies der Krankenhaus-Code für »Arzneikammer« war. Grgur schob eine Karte durch das Schloss, schob die Tür auf, ohne die Aluminiumstange zu berühren, und betrat die weißen Betonstufen.
    Der andere – Hernán – schob mich Grgur hinterher und schloss die Tür. Er sagte irgendwas darüber, dass die Magics es gegen die Jazz ins Finale schaffen würden, aber Grgur zog nur grunzend ein Päckchen Kolumbos aus seiner Hemdtasche.
    Er schüttelte drei Zigaretten heraus, steckte sich eine an, reichte erst mir und dann Hernán eine und nahm ein Streichholzbriefchen vom Hotel Delano heraus. Er gab sich selbst als Erstem Feuer.
    Wenigstens hat Marena den Kerl gut erzogen, dachte ich. Viele Leute halten es ja für höflich, erst der anderen Person die Zigarette anzuzünden, aber bei Streichhölzern sollte man erst den ekelhaften Schwefelgeruch selbst einatmen, ehe man sie weiterreicht.
    Ich steckte mir die Kippe zwischen die Lippen und beugte mich ein wenig vor. Hernán streckte die Hand mit dem Streichholz zu mir. In dem Moment, als meine Zigarette aufglühen wollte, blies ich die Flämmchen durch den Tabak aus.
    »Tut mir leid«, murmelte ich.
    Kopfschüttelnd streckte ich die linke Hand nach dem Streichholzbriefchen aus, und er ließ es mich nehmen.
    JA ! Mit dem linken Daumen zog ich ein Streichholz über die Rückseite, entzündete es einhändig und inhalierte den Rauch, sog ihn auch durch die Nase ein. Einem Nichtsüchtigen kann man die Wonne des Rauchens kaum erklären. Das ist, als wollte man einem Fünfjährigen klarmachen, was Sex ist.
    Okay. Ich schob das Beutelchen mit dem Tabasco mit der Zunge von der Unterlippe zwischen die Zähne und setzte an, es zu zerbeißen. Dabei hielt ich Hernán das noch brennende Hölzchen hin. Dann saugte ich den großen alten Blasrohrschützenatemzug tief in meine Lunge, damit ich bereit war.
    Hernán beugte sich vor. Ich näherte das brennende Streichholz seiner Zigarette, wobei ich unter dem Schutz des Briefchens, das ich ihm unters Kinn hielt, mit dem Daumen zwei V-förmige alte Rasierklingen vorschob.
    Ich schlitzte ihm die Kehle von links nach rechts auf. Die erste Klinge grub sich sauber ins Fleisch und setzte die Bewegung in einem glatten Bogen bis hinauf zu seinem rechten Ohr fort. Dünne Blutfäden schossen aus dem Schlitz; in dem minzigen Nicht-Licht erschienen sie schwarz.
    Ich ließ ihn los, ehe ich das Ohr erreichte, und zog mich zurück. Hernán reagierte verspätet auf den relativ schmerzlosen Schnitt. Er hob die Hand an die Kehle, schlurfte vor und ergriff meine Rechte, doch ich verdrehte sie gegen seinen Daumen, zog sie zurück und prallte gegen die Wand. Nur war es gar nicht die Wand, sondern Grgur, der mich von hinten packte und zu Boden zerrte. Ich riss ihn mit mir. Als er meinen Gips griff, biss ich auf den Ballon mit dem Tabasco, riss den Kopf herum und brachte den Schluck Flüssigkeit in Position.
    Grgurs Gesicht kam in Reichweite.



(105)
    Selbst in Tony Sics Fußballerkörper besaß ich nicht die Lungenkraft, über die ich in alter Zeit verfügt hatte. Trotzdem, wenn man weiß, wie man seinen Atem in ein Blasrohr stößt, kann man Flüssigkeit mit genügend Kraft spucken, dass sie auch geschlossene Augenlider durchdringt. Und Grgur hatte mit Sicherheit nicht vor, die Augen zu schließen. Wer ausgebildet war wie er … Nun, er war wie ein Ball-Bruder. Wir blinzeln nicht, auch wenn wir einen Arm verlieren. Wenn unsere Augen trocken werden, zwinkern wir erst mit dem einen, dann mit dem anderen.
    Ich spuckte Tabasco. Grgur schloss die Augen nicht schnell genug. In offensichtlichem Schmerz kniff er sie zusammen. Orangerote Tropfen liefen ihm übers Gesicht, aber er drückte mir trotzdem die Arme noch fester auf den Rücken.
    Ich schaute zu Hernán. Er hatte die Hand in der Jackentasche, zog aber keine Waffe.
    Ich machte ein »Stachelschwein«: Ich zog die Beine an, rollte mich zu einem Ball zusammen und versuchte

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