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2.02 Der fluesternde Riese

2.02 Der fluesternde Riese

Titel: 2.02 Der fluesternde Riese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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und klang trotz allem Ernst sehr freundlich und warm. Sie warf mir ein Handtuch zu und lief dann den steilen Pfad an der Felswand hinauf.
    Ich schaute ihr nach. Mir war plötzlich kalt. Vielleicht lag es an dem von der Schneeschmelze sehr kalten Wasser des Flusses. Aber ich fror auch im Innern, ganz tief in mir drin, und April war warm. So warm und so weich wie das kuschlige Handtuch, in das ich mich inzwischen eingerollt hatte. Also folgte ich ihr, stieg oben am Hochufer hinter ihr auf den mit weichen Fellen bespannten Sattel des Quads und jagte mit ihr stromabwärts nach Norden.
    „Weißt du, was im Norden liegt?“, rief sie über das Röhren ihres 125-ccm-Motors hinweg. „Da liegt Hamm in Westfalen, und in Hamm in Westfalen wart ihr doch mal!“
    „Na klar. Vor zwei Jahren“, rief ich schnatternd zurück und konnte nicht widerstehen, mich an sie zu schmiegen.

    Der Nachtwind war kalt, besonders in meinen durchnässten Klamotten, und Aprils Rücken und Taille waren mehr als angenehm warm. „Da haben wir gegen die Biester gespielt.“
    „Und das werdet ihr wieder!“, rief April zurück und genoss dabei lachend meine Umarmung. „Sie sind euer erster Gegner im Freestyle Soccer Contest.“
    „Das heißt, sie sind da?“, fragte ich überrascht. Ich freute mich wirklich. Das müsst ihr mir glauben. Ich freute mich so, als würde ich in die Vergangenheit reisen und etwas noch einmal erleben dürfen, was für mich mehr als wichtig gewesen war. „Sie sind 600 Kilometer bis nach München gefahren. Und das nur für uns?“
    „Nun.“ April wich meiner Frage aus. „Sie trainieren hier schon seit einer Woche.“
    „Das glaube ich nicht! Dann hätten sie sich doch bei uns gemeldet. Wir sind als Freunde auseinandergegangen.“
    „Vielleicht vor zwei Jahren“, antwortete sie. „Und ich weiß auch nicht wirklich, ob sie,für euch’ gekommen sind.“
    „Was meinst du damit?“, fragte ich sie verdattert.
    „Dass sie vielleicht hier sind, um euch zu vernichten.“ Der Satz traf mich ungeschützt. So wie ein Faustschlag den Boxer, der vergessen hat, seine Deckung zu heben. Ich ließ April los und fiel hinten vom Quad. Sie bremste sofort.
    „Uhps“, grinste sie. „Ich hab nur gesagt, dass sie es vielleicht wollen. Dass sie es auch schaffen, hast du dann gedacht.“
    Sie sprang aus dem Sattel und wollte mir helfen. Doch ich stieß sie weg.
    „Du wolltest mir doch etwas zeigen, April.“
    „Genau“, lachte sie, setzte sich vor mir zurück in den Sattel und legte meine Hände um ihre Hüfte. „Aber halt dich schön fest. Da haben wir beide was von. Du fällst nicht runter, und ich genieße deine Umarmung.“
    Sie grinste mich an, und als ich sie trotzig loslassen wollte, gab sie unerwartet Gas. Ganz ohne Motor. Ich hörte ihn nicht. Ich hörte nur ein ganz leises Pfeifen.
    „Das ist der Hybrid!“, grinste sie verwegen. „Den haben wir, um uns anzuschleichen. Auf ihm fliegen wir lautlos durch die Nacht.“
    Und bevor ich noch etwas sagen konnte, sprangen wir vom Hochufer in die Steilwand, jagten hinab zum Fluss und nutzten einen Hohlweg im Unterholz, um uns dem Bombentrichter zu nähern.
    ‚Warum gerade hier?’, schoss es mir durch den Kopf, da sah ich die Lagerfeuer zwischen den Rampen und Schanzen.
    April hielt an, und während wir kriechend durchs Unterholz schlichen, erkannte ich die in Natterngiftgrün gekleideten Mädchen. Sie saßen im Kreis unter den schrillbunten Zelten, die wie Kokons an den Baumstämmen klebten.
    Ich sah Lissi, die aus der Hüfte schießt. Die Torjägerin der biestigen Mannschaft. Sie walkte wie damals ihren Kaugummi durch, nur dass ihre damals noch kurzen und fransigen Haare in den vergangenen anderthalb Jahren zu einer dunkelbraunen Mähne gewachsen waren.
    Neben ihr saß Lara am Feuer, oder genauer gesagt hieß sie: Lara Moon. Die, die sich vor Günter Netzer verneigt. Und sie, die ihr Haar wie Marlon mit einem Stirnband gebändigt hatte, war ihre Nummer 10.
    Schräg gegenüber saß der Rechtsaußen der Mädchen. Die listige Kissi, die den Horizont küsst. Sie lachte mit Aysha, und die stürmte auf links. Das wusste ich noch, und ich erinnerte mich, dass sie dabei so schnell war wie ein fliegender Teppich.
    Sara, die Sternschnuppenreiterin, setzte sich neben Yvette Finito, Basta und Schluss zu Anna „Queen“ Kan, der Tochter des Panthers. Die Torfrau der Biester war genauso unbezwingbar wie Markus’ und am letzten der Feuer lachten Donnerschlag-Nele, das Biest mit dem

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