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2.02 Der fluesternde Riese

2.02 Der fluesternde Riese

Titel: 2.02 Der fluesternde Riese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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seine Behauptung nicht glauben, noch einmal gegen die Erbsenstirn. „Und deshalb bin ich der Bingo-Mann. Der Dings aus dem Kino. Der mit dem Bart, der den Hobbits erklärt, was Dingsda ist. Ich meine, Bäng-Bang-Buhm-Mordor, oder wie das heißt: das Dingsda des Lebens.“
    Er zwinkerte verschmitzt und listig zugleich, und obwohl ich nicht wollte, musste ich lächeln. Billi als Gandalf war einfach zu witzig. Billi, der Penner, der keinen Satz reden konnte, wollte den Hobbits und mir das Leben erklären.
    „Hey Billi“, lachte ich und setzte mich auf. „Wenn du der Dingsda-Buhm-Bäng-Dabauz sein willst, bin ich Mrs. Uppsala aus der verregneten Wüste.“
    „Mississsssssss Uppssssssalahhh?“, fragte Billi zischend und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Bist du ganz sicher? Die dings ich von früher, und die kann ich nicht ausstehen.“
    Ich schnappte nach Luft. Jetzt war Billi verrückt. Eine Mrs. Uppsala gab es doch gar nicht. Die hatte ich gerade erfunden. Doch wie alle Verrückten blieb er absolut ernst.
    „Uhppppssssssallllahhhh, diese Verräterin, Vanessa, das Biest, oder April, die Wölfin. Welche der drei hat dich denn gebängt, gebuhmt und gekrallt und so kräftig gerüttelt, dass du deine Träume, hihi, im Wirbel verdingst.“ Er zeigte nach oben und um uns herum, wo die Blätter aus meinem Notizbuch immer noch schwebten.
    „Aha!“, raunte er, noch bevor ich was sagte. „Es war’n alle drei. Pfui Teufel, das riech ich.“ Er hielt sich die Nase zu. „Also, jetzt sag es gefälligst! Marlon! Warum?“
    Er blitzte mich an. Bei allen Zombiesoldaten 44 des Schwarzen Barons! Bei Blind Black Soul Whistle 45 und dem fiesen Prinz Gagga. Bei allen Halunken dieser Welt! Billi war zornig und wütend und mehr: „Marlon! Warum? WARUM gibst du dich auf?“, fuhr er mich jetzt zum dritten Mal an.
    Und mich machte das noch viel wütender.
    „Ich? Warum ich? Vanessa ist die Verräterin. Sie hat mich zwei Jahre lang eingelullt. Sie hat uns Donnerschlag verschwiegen. Sie hat dafür gesorgt, dass der Bolzplatz zerfällt und dass Camelot eine Ruine wird. Sie allein trägt die Schuld daran, dass wir jetzt nur noch die Hälfte sind. Die Hälfte von denen, die wir einmal waren. Sie hat Leon gebeten, dass er den Fußballanhänger auf den Müll werfen soll. Den Schlüssel für Donnerschlag . Und jetzt geht sie selbst. Jetzt verlässt sie, die Ratte, das sinkende Schiff. Jetzt läuft sie zu Fabi und den Biestigen Biestern . Zu Fabi, der schon damals im Winter vor der Hallenstadtmeisterschaft ein mieser Verräter gewesen ist.“
    Ich schrie alles heraus. Alle Wut. Allen Frust und alles, was mir sonst noch Schmerzen zufügte. Ich ließ den Hass aus dem Käfig, und ich hatte Freude daran, wie er seine Zähne und Krallen in Vanessa schlug. Nein, nicht in Vanessa, sondern in mich. Ja, ihr habt richtig gehört. Auch wenn ich’s nicht wusste. Ich bestrafte mich selbst, und ich genoss es, verflucht! Es war so, wie wenn man sich eine Wunde aufkratzt, die lange gejuckt hat. Ja, man kratzt sie sich auf, obwohl die Fingernägel verdreckt sind und man ganz sicher weiß, dass sie danach vereitert.
    Und Billi, der Kerl in den zwei Dutzend Mänteln, der keinen Satz gerade sprechen konnte, wusste das auch. Er wusste und sah, was ich mir selber zufügte.
    „Dann kannst du ja froh sein, dass sie dings ist. Ich meine buhm-futsch.“
    Er musterte mich, und als er den Schock über mein Gesicht huschen sah, spuckte er aus.
    „Oder du kaufst dir ’nen Schnuller.“
    „Wie bitte was?“ Jetzt hasste ich ihn.
    „’Nen Dingsda!“, spottete Billi weiter und lutschte demonstrativ am Daumen. „Lutsch! Lutsch! Erklär dich zum Opfer. Kauf dir ’ne Windel. Dann stinkst du zumindest nicht mehr andere voll. Ja, du stinkst, Marlon! Bäh!“
    Ich taumelte rückwärts. Das heißt: in mir drin. Obwohl ich mich äußerlich keinen Millimeter bewegte, fiel ich doch innerlich wie ein nasser Sack um, und das machte mich rasend. Billi, der Klapperschlangenmann, hatte meine Rüstung zerschlagen. Alle Schilde und Panzer, die mich beschützen sollten, und er hatte mein heimlichstes Geheimnis offengelegt. Ein Geheimnis, das kein Mensch kennen durfte und das ich vor mir selbst verschwieg:
    Ich war nicht der Kerl, der ich immer vorgab zu sein. Nein, verflucht! Ich war nicht so lässig, so cool und so wild. Ich wusste nicht immer, was richtig war. Und meine ganz große Stärke, die Stärke nicht aufzugeben und immer zu kämpfen, diente in Wirklichkeit nur

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