2024 - Intrigen in Mirkandol
entdeckt." Beinahe widerwillig kamen ihm die Worte über die Lippen. „Was schließt du daraus, Julian Tifflor?"
Die Meldung von Hauptsekretär Moy Westphal stammte vom frühen Morgen. Folglich hatte er oder sein Roboter-Double Westphal II die Lage der Wurzeln verändert und die Arkoniden an der Nase herumgeführt.
Der Terraner sah keine Notwendigkeit, es dem Geheimdienstchef auf die Nase zu binden. „Deine Leute haben schlampig gearbeitet und die Wurzeln falsch gelesen, Sargor. Anders kann ich es mir nicht erklären. Ich wünsche dir eine angenehme Nachtruhe."
„Ich bin noch nicht fertig!" bellte der Geheimdienstchef. „Du hast dich in die Angelegenheiten des Imperators eingemischt. Das hat Konsequenzen."
„Bei deinen Sternengöttern, Progeron. Du weißt nicht, was du redest." Tiff gab sich empört. „Wenn ihr falschen Informationen aufsitzt, ist das wirklich nicht meine Schuld. Was willst du den terranischen Vertretern vor dem Galaktikum noch alles vorwerfen?"
„Nichts, gar nichts", beeilte sich der Arkonide zu sagen. Er wußte, daß der Terraner sich nicht scheuen würde, dem Galaktikum die Aufzeichnung ihres Gesprächs zugänglich zu machen. „Terra wird eine offizielle Protestnote erhalten", wechselte Sargor das Thema. „Nach meinen Informationen hält sich die GILGAMESCH schon seit Monaten in der Milchstraße auf. Wozu diese Verzögerungstaktik? Rhodan hatte die Überstellung des Schiffes zugesagt, sobald es aus Chearth zurückgekehrt ist."
„Du weißt die Antwort doch selbst. Die GILGAMESCH traf ziemlich ramponiert in der Milchstraße ein. Sie mußte erst überholt werden. Frag mich nicht, wo das geschehen ist. Mir liegen keine Informationen dazu vor. Warum freut ihr euch nicht einfach, daß Rhodan sie nicht hat vernichten lassen, wie einige deiner Leute befürchteten?"
„Das ist nicht meine Angelegenheit", wimmelte Progeron ihn ab. Im nächsten Augenblick fiel das Hologramm in sich zusammen. „Drei zu null - mindestens", kommentierte Tiff das Ergebnis und beschloß, sich ein paar Stunden Schlaf zu gönnen.
4.
Sommer 1292 NGZ
Der Wind trug ihm den Geruch von Blut zu. Manklux duckte sich und suchte Deckung zwischen den Felsen. Er hörte ein leises Stöhnen, das aus der Tiefe zu ihm heraufdrang. Es stammte eindeutig von einem Menschen.
Er mußte mit allem rechnen, selbst mit einer Falle.
Zentimeter um Zentimeter schlich er weiter. Nach einer Weile angespannten Wartens wagte er sich endlich bis an den Abgrund.
Er sah zwischen zwei Felsnadeln einen Körper in blauem Kampfanzug liegen. Das weißblonde Haar schimmerte blutgetränkt. Um den Körper des Mannes bildete sich eine größer werdende Lache. „Flanon", flüsterte Manklux.
Der Verletzte gehörte zu den Kameraden, die er ziemlich gut kannte. Eine Weile hatten sie die Unterkunft miteinander geteilt.
Der erste Impuls des Traversaners war, daß der Kamerad Hilfe brauchte. Sein Blutverlust erschien Manklux allerdings so hoch, daß sein Überleben mehr als zweifelhaft war.
Der Behinderte ging mit sich zu Rate. Wenn er sich aus der Deckung wagte, stellte er für die anderen ein leichtes Ziel dar. Sie würden nicht zögern, ihre Chance wahrzunehmen.
So, wie sie es bei Flanon getan hatten.
Begriffe wie Kameradschaft und Rücksicht zählten seit dem frühen Morgen nicht mehr. Nicht hier.
Jeder war in dieser abschließenden Prüfung auf sich allein gestellt.
Manklux richtete den Blick hinauf zum Himmel. Im grellen Licht der Sonne entdeckte er das verräterische Glitzern der Sonde. Sie beobachtete jeden von ihnen und fertigte ein Infrarot-Dossier an.
Mit einem flauen Gefühl im Magen fixierte der Traversaner den Verletzten im Abgrund. Das Stöhnen hatte aufgehört. Flanon rührte sich nicht mehr.
Manklux faßte den Impulsstrahler fester. Der Zeigefinger ruhte dicht neben dem Auslöser. Ein Sekundenbruchteil reichte, um die Waffe zu betätigen.
Von der Reaktionsschnelligkeit hing im Ernstfall das Leben ab. Und diese Prüfung war der Ernstfall.
Der Traversaner hinkte gebückt weiter. In dieser Stellung schmerzte sein Rücken nicht so sehr, wie wenn er aufrecht ging. Dennoch bereitete ihm das Vorwärtskommen mehr Probleme als jedem anderen aus seinem Jahrgang.
In seinem Mund war ein schaler Geschmack. Das Bild des in seinem Blut liegenden Mannes ging ihm nicht aus dem Kopf. Zum erstenmal in den zweieinhalb Jahren seiner Ausbildung hatte er den Tod eines Kameraden unmittelbar miterlebt. Das war etwas anderes, als es im
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