2024 - Intrigen in Mirkandol
diesem Ort empfing, stellte einen überaus großen Vertrauensbeweis dar.
Gemessenen Schrittes ging der Terraner auf die Hütte zu.
Der Linguide hörte ihn nahen und trat ins Freie. Er war klein, höchstens einen Meter fünfzig groß.
Das Haar ragte ihm in Büscheln vom Kopf. Das Gesicht hatte er karoförmig rasiert und die einzelnen Felder abwechselnd gelb oder grün bemalt. „Willkommen, Botschafter", empfing er Tiff. „Dein Weg war weit. Darf ich dich zu einer Stärkung einladen?"
„Erlaube mir, an deiner Seite Platz zu nehmen, Dentron Hopella." Der Terraner neigte zustimmend den Kopf.
Die zwei humanoiden Wesen verzehrten Früchte und ein Gemüse aus schmackhaften Gräsern. „Jeder, der zu uns kommt, sucht um Hilfe nach", sagte der Friedensstifter anschließend. „Es sind nicht wenige, und aus ihrem Mund wissen wir gut über die Verhältnisse in der Galaxis Bescheid."
„Es geht um Frieden oder Krieg. Die Waagschale des Krieges neigt sich immer mehr nach unten", bestätigte Tiff und hoffte, daß er den richtigen Vergleich fand, um den Linguiden zu beeindrucken. „Der Kosmokrat Hismoom hat der Galaxis mit tausend Jahren Krieg gedroht. Wenn jemand das verhindern kann, seid ihr Friedensstifter es."
„Natürlich. Nur wir sind dazu in der Lage. Zwei Monate Zeit genügen uns, um Ruhe in der Milchstraße einkehren zu lassen."
Tiff lauschte den Worten nach. Er fand keinen Unterton von Ironie, dennoch irritierte ihn, was Dentron Hopella sagte.
Vorsicht, warnten seine Gedanken. Die Feststellung von Tatsachen hat nichts mit einer Zustimmung oder einem Einverständnis zu tun. „Deswegen bist du nach Lingora gekommen", fuhr der Friedensstifter fort. „Und ebenso wie alle vor dir wirst du den Planeten bald wieder verlassen."
„Natürlich", bestätigte Tiff. „Ich werde euch keine Minute länger belästigen, als nötig ist."
„Deine Reise war umsonst. Wir werden nicht schon wieder massiv in die Geschicke der Milchstraße eingreifen. Du wirst das verstehen, ohne daß ich dir die Gründe nenne."
„Natürlich." In Tiffs Hals saß übergangslos ein dicker Kloß. „Ich kenne sie."
„Alle kleinen Versuche, auf die Arkoniden einzuwirken, sind darüber hinaus schon im Jahr 1279 gescheitert." Der Friedensstifter neigte den Kopf. „Du weißt es."
Julian Tifflor wußte Bescheid. Die Friedensflotte war damals sogar von Arkoniden attackiert worden. „Dennoch soll dein Weg nicht umsonst gewesen sein, Terraner Tifflor." Hopella griff unter sein Gewand und holte einen kleinen Gegenstand hervor, nicht größer als ein menschlicher Finger. „Nimm das als kleines Geschenk und Erinnerung an unser Volk. Und jetzt leb wohl!"
Der Friedensstifter erhob sich und kehrte in seine Hütte zurück, ohne sich noch einmal umzusehen. „Ich danke dir." Tiff wartete, bis der andere verschwunden war, dann stand auch er auf. „Hier habe ich keine Chance", sagte er leise zu sich. „Aber es war einen Versuch wert."
Der kleine Gegenstand besaß das Aussehen eines Linguiden. Von kunstvoller Hand aus einer Wurzel geschnitzt, erwärmte er sich rasch, je länger Tiff ihn in der geschlossenen Faust hielt.
Als er sie öffnete und die Figur in die Brusttasche seiner Kombination steckte, setzte sie die aufgenommene Wärme in akustische Energie um und fing an, einige Sätze aufzusagen. - „Die Natur aller lebendigen Wesen sei edel, frei von Lüge und dem inneren Selbst nahe, um dem Denker den Weg zur Wahrheit zu ebnen ..."
Die Statuette war fraglos ein sehr wertvolles Geschenk.
Tiff kehrte zu den Schülern des Friedenssprechers zurück. Sie begleiteten ihn bis zur AMMENHAK, mit der er gekommen war. Minuten später hob der 100-Meter-Kreuzer der LFT ab und stieg in den Himmel hinauf. Er brachte Tiff weg von der Welt, auf der die Probleme der Milchstraße nicht existierten.
Vermutlich war es der einzige Ort in der Galaxis, für den das galt. Dort, wohin Tiff zurückkehrte, erwartete ihn das Gegenteil.
Mit der Eroberung des Bundes Ark´Tussan und der Annexion des Hayok-Sternenarchipels sowie der Angliederung etlicher ehemaliger Kolonialwelten hatte Arkon eine Welle von Flüchtlingsströmen losgetreten. Millionen von Lebewesen flohen aus ihrem bisherigen Lebensbereich oder wanderten vorsichtshalber aus. Zehntausende von Planeten galten als gefährdet.
Kaum ein Tag des Jahres 1302 NGZ verstrich, ohne daß nicht irgendein Planetensystem auf die eine oder andere Weise ins Kristallimperium aufgenommen wurde. Häufig handelte es sich um
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