2029 - Ein Planet im Visier
suchend um sich blickte, glaubte Rhodan ein lauter werdendes Grollen zu vernehmen. Sogar die Atmosphäre schien zu vibrieren. „Weg hier!" Mit einer Hand umklammerte Sorayto Rhodans Arm und zerrte den Terraner mit sich, zurück zu der Station.
Gedankenschnell steigerte sich das Grollen zum prasselnden Stakkato. Schwärze wogte am Ende der Schlucht, ein düsterer Wirbel, der mit Orkangewalt heranfegte. Dazu das Beben des Untergrunds. Die ersten Steine stürzten aus der Höhe herab, mannsgroße Brocken, die beim Aufprall meinem Splitterregen zerplatzten.
Tam Sorayto stieß einen halb erstickten Laut aus. Blut quoll aus der klaffenden Fleischwunde an seinem Unterarm; einer der geschoßgleich umherschwirrenden Splitter mußte ihn getroffen haben.
Das Beben nahm an Stärke zu. Aber da hatte der Ertruser Rhodan schon in den Schutz des weit überhängenden Felsens gezerrt. Hinter ihnen prasselte Gestein wie Hagel herab.
Tam Sorayto gab den Terraner ruckartig frei. Mit der Hand preßte er seine Wunde zusammen. „Entschuldige", sagte er knapp.
Noch zehn Meter bis zur Station, die sich in einen irrlichternden Schutzschirm gehüllt hatte. „Warum?"
„Wenn dich der Splitter erwischt hätte ..." Der Präsident brachte den Satz nicht zu Ende, aber Perry Rhodan wußte auch so, was er meinte. Sein Individualschirm hatte sich nicht aktiviert, weil Sorayto Körperkontakt gehalten hatte und die Schaltung einer entsprechenden Strukturlücke nicht möglich gewesen war. Die gute Absicht des Ertrusers hätte also leicht ins Gegenteil umschlagen können.
Immer noch bebte der Boden, erfüllte ein Donnern und Tosen die Schlucht. Dazu die undurchdringliche Schwärze, die gierig von allen Seiten herankroch. Flirrend brach sich der umherwirbelnde Dreck im Schutzschirm der Station. „Weiter! Der Schirm erkennt uns und läßt uns passieren."
„Keine Syntronsteuerung?"
„Unnötig in der Bergwelt ... Bei der massiven Bebengefahr haben wir hier schlichte Positroniken eingesetzt. Die sind robuster."
Das Energiefeld erlosch, als sie es fast schon berührten, und baute sich unmittelbar hinter ihnen wieder auf. Zurückblickend sah Perry Rhodan nur noch Staubwolken, die von der hohen Schwerkraft des Planeten stark verdichtet wurden. Weiter oben in der Schlucht war davon wahrscheinlich nichts zu bemerken. Jetzt allein irgendwo dort draußen - der Terraner konnte sich wahrlich gemütlichere Orte vorstellen. „Das war noch keines der heftigeren Beben", sagte Tam Sorayto. „Kein Grund zur Besorgnis."
Früher, das mußte er eingestehen, hatte Perry Rhodan nie so recht darüber nachgedacht, wie sich die ersten Siedler auf einer Welt wie Ertrus wohl gefühlt hatten. Nicht nur, weil der Planet an sich ein Gigant unter den bewohnten Welten war und seine Oberfläche das Dreißigfache der Erde betrug.
Ertrus, entsann sich der Terraner, war im Jahr 2026 ein von Anfang an sorgfältig geplantes Experiment gewesen. Begeistert von den scheinbar grenzenlosen neuen Möglichkeiten, hatte die Wissenschaft den Satz von der Eroberung des Weltraums allzu wörtlich verstanden.
Mikrobiologen und Gen-Spezialisten hatten den Siedlern auf Ertrus von Anfang an in jeder Hinsicht zur Seite gestanden. Dennoch waren fast einhundert Jahre vergangen, bis das neue Volk in seiner weiteren Entwicklung sich selbst hatte überlassen werden können.
Für die erste Generation mußte das Leben in der feindlichen Umgebung eine Qual gewesen sein, niemand hatte die mörderische Schwerkraft ohne technische Hilfsmittel länger als dreißig Minuten ertragen. Aber jedem war damals von vornherein bewußt gewesen, worauf er sich einließ, und jeder hätte das Experiment für sich selbst abbrechen können. Niemand, soweit sich Perry Rhodan entsann, hatte von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.
Zweifellos lag in diesem frühen Durchhaltevermögen der heutige eiserne Wille der Ertruser begründet.
Rhodan biß die Zähne zusammen. Wie gerne hätte er sich jetzt mit beiden Händen das Gesicht massiert - er konnte es nicht. „Was ist los?" fragte Tam Sorayto besorgt. Er behandelte sich soeben selbst mit Wundplasma und stillte die heftige Blutung. Großflächig löste sich der Schorf ab. „Hast du Probleme mit dem Schutzanzug?"
Rhodan schüttelte den Kopf. „Ich werde mich nie damit abfinden, daß Menschen und Arkoniden einander bekämpfen. Wir sollten längst intelligent genug sein, andere Herausforderungen zu finden."
Der Reihe nach bewegte Tam Sorayto die Finger. „Keine
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