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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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bist, hier unter Deck.«
    Mag sein, dachte er und streichelte über ihren Rücken und ihr seidiges Haar. Sie suchte nach seiner anderen Hand, zog sie an sich und legte sie schließlich auf eine Brust. Verdammt, Josi, dachte er. Wer verführt hier wen? Bevor er Josi fragen konnte, ob sie das wirklich wollte, hatte sie seinen Kopf zu sich herangezogen und küsste ihn hingebungsvoll auf den Mund.
    Dann lösten sich ihre Lippen ein Stück und Josi flüsterte: »Liebe ist etwas, das man ungefragt bekommt und weitergeben kann, wenn der andere es zulässt.« Constantin hatte kein Wort verstanden, aber Josis Nähe tat ihm gut.
    Sie blieb zwei Stunden.
    Dann sah er auf die Uhr. »Ich muss in einer halben Stunde raus, Lars ablösen.«
    »Lass uns jetzt gehen und noch eine Runde schwimmen, ja?«, wisperte sie. »Kurz vor Sonnenaufgang ist das Meer am schönsten.«

 
77
    Montag, 10. Juni, Dubai:
    Leon stand auf dem Balkon seines Hotelzimmers im vierzigsten Stockwerk und versuchte sich zu orientieren. Die zwölfspurige Sheikh Zayed Road , die bis zum Horizont reichte, war bereits am frühen Morgen dicht befahren. Das Meer lag im pastellfarbenen Dunst mit einem Hauch Magenta gepudert. In der Ferne konnte er die künstlich aufgeschüttete Insel Palm Jumeirah sowie die Bögen des Atlantis-Hotels erkennen. Eine Yacht kreuzte die Küstenlinie, und ein Wasser-Taxi fuhr in die von Hochhäusern gesäumte Dubai Marina. Die Bauten reckten ihre schlanken Hälse zum Himmel. Leon schüttelte den Kopf . Sie Wolkenkratzer zu nennen, ist falsch. Hier gibt es fast nie Wolken.
    Er fühlte sich wie ein Gestrandeter in einem Meer aus Beton und Glas. Nach all den Veränderungen auf der Welt, den Straßenschlachten und Unruhen der letzten Jahre, dem stetigen Verlust an Sicherheit, der Zunahme der Obdachlosen und wilden Lager unter Brücken und in Parks, erschien ihm Dubai wie ein Märchen. Hierher sind also die Reichen geflüchtet. Sie haben ihr Aufenthaltsrecht in ihren millionenteuren Appartements geltend gemacht und den Problemen der Welt einfach den Rücken gekehrt. Nie hätte er gedacht, dass er ausgerechnet an diesem Ort Josi suchen müsste.
    Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken.
    Er ging zur Tür und drückte die goldene Klinke herunter.
    »Haben Sie schon gefrühstückt?« Thomas Garden schaffte es, die Worte so herauszubringen, dass sein Gesicht keine Regung zeigte. Verdammt harter Knochen , dachte Leon und trat zur Seite.
    Garden schloss die Tür und ging an ihm vorbei ins Zimmer. »Bevor wir frühstücken, lassen Sie mich etwas klarstellen. Gestern war es ja nicht mehr möglich, so angeschlagen wie Sie hier angekommen sind.«
    Leon trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Mehrmals hatten sie bisher telefoniert, bis alles geregelt war. Im ersten Step war Leon dann von Kaliningrad zurück nach Berlin geflogen. Am Flughafen hatte er sich mit Tom und Nola getroffen. Nola hatte vor Freude geweint. Sie hatte ihm seinen Reisepass gebracht, den er für die Einreise nach Dubai brauchte. Die restliche Nacht hatte er nervös im Flugzeug und am Flughafen verbracht, seine Gedanken waren nur um Josi gekreist.
    Dann also jetzt der wahre Garden , dachte er.
    »Nur zur Erinnerung, Leon. Sie haben meine Tochter in diese schreckliche Situation gebracht«, setzte Garden nach. »Sollte ihr etwas zustoßen, dann bringe ich Sie vor Gericht.«
    »Josi war freiwillig dabei, und Sie können mir gar nichts…«
    »Ich bin ihr Vater, sie ist erst siebzehn.«
    »Und ich bin nicht ihr Vater, gerade deshalb habe ich sie mitgenommen.«
    »Und sie diesen Viren ausgesetzt.«
    »Die Viren? Das müssen Sie anderen anhängen. Sie sind doch der Journalist. Wir waren da, weil niemand sonst da war und mit dem Finger auf die Sauerei gezeigt hat.«
    »Sie geben also zu, dass Sie Josi da mit reingezogen haben?«
    »Ich habe mir nichts vorzuwerfen.«   Leon schluckte, das war gelogen.
    Gardens Blick verfinsterte sich. »Josi hatte für den Tierschutzgedanken Feuer gefangen, aber sie hatte keine Ahnung.«
    »Sie wusste sehr gut, was sie tat.«
    »Verdammt Leon, es geht nicht mehr um Tiere. Es geht um Josis Leben. Und Sie sind doch auch betroffen. Freunde von Ihnen wurden ermordet.«
    »Ja, und deshalb müssen die Schuldigen vor Gericht. Sie müssen büßen...«
    »Das sollten Sie der Polizei überlassen.«
    »Die Polizei hat mich ins offene Messer laufen lassen.«
    Am Frühstückstisch schwieg Garden. Leon starrte auf seinen Teller und kaute, ohne zu merken was er aß.

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