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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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auf Leons Schulter. »Nimm es ihr nicht übel. Sie meint es nicht so. Ohne sie wären Nola und ich längst verhungert. Ich bekomme nur ab und zu einen Gelegenheitsjob, das Geld reicht nicht für uns drei. Und Nola kann niemals arbeiten gehen.«
    »Ich bin trotzdem nicht dumm«, jaulte Nola. »Ich kann Computer programmieren. Und ich habe viele Bücher gelesen. Richtige Bücher auf Papier.«
    »Ja, uralte, feuchte, stinkende Bände.« Tom lachte. »Und sie kann hervorragend mit dreißig Jahre alten Computermonstern umgehen. Die Schrottdinger und die dazugehörigen Handbücher hat sie vom Sperrmüll.«
    »Ich hab‘ ihn zum Laufen gebracht.« Nola schmollte. »Du hast bloß keine Ahnung, wie man die Dinger bedient. Da muss man eben alles noch per Hand eingeben. Nichts mit Sprachsteuerung.« Sie strahlte. »Willst du mal sehen Leon?«
    Kevin wollte erst am späten Abend an der Schrebergartenanlage sein. Jetzt war Nachmittag. Leon hatte folglich noch genug Zeit. Er setzte sich zu Nola an den Laptop und sah dabei zu, wie sie den schweren Deckel aufklappte. Sie hatte es tatsächlich geschafft, irgendwo die alten Akkus aufzuladen und den Laptop startklar zu machen. Der Oldi von der Größe eines Aktenkoffers brauchte eine Minute, bis seine Programme unter ratterndem Geräusch hochgefahren waren.
    »Dabei habe ich schon alles von der Platte gekratzt, was ich nicht brauche«, kommentierte sie das Schneckentempo. »Jetzt haben wir noch acht Minuten Zeit, dann ist der Akku leer. Was willst du dir anschauen?«
    Er lächelte verlegen. »Ich habe doch meinen NanoC . Damit komme ich jederzeit ins SWeb . Ich bin aber trotzdem beeindruckt.«
    Ihr Gesicht wirkte enttäuscht. Doch dann lächelte sie. »Also gut, dann zeige ich dir etwas.«
    Nola drückte die Tasten. »Jemand hat das gesamte Wiki-Wissen aus 2015 auf der Festplatte gespeichert. Da kommst du heute nicht mehr dran. Das ist ein Archiv aus dem alten World Wide Web.«
    Leon zog fragend eine Augenbraue hoch.
    »Das World Wide Web war das Internet vor dem semantischen Web. Dort liegen noch jede Menge verwaiste Seiten, auf die das SWeb keinen Zugang mehr hat. Kein Mensch interessiert sich mehr dafür. Für mich sind die Daten eine Fundgrube. Schau hier. 2003 wurde das menschliche Genom vollständig entschlüsselt. Oder 2015. Damals ist die Finanzblase in Pharmaaktien geplatzt. Die versprochenen Gen-Medikamente kamen nicht wie erwartet auf den Markt. Nur wenige Investoren haben frühzeitig ihr Geld rausgezogen. Zum Beispiel dieser hier, ein milliardenschwerer Schweizer. Ein gewisser Albert von Graef.«
    Nola loggte sich aus dem Web-Archiv und öffnete ein weiteres Archiv, das sie aus dem aktuellen SWeb herunter geladen hatte. »Sorry, jetzt geht es noch langsamer und vor allem nur bruchstückhaft. Der Computer kann die Daten nicht schnell genug verarbeiten. Vor sieben Jahren haben erneut milliardenschwere Geldgeber in Pharma-Aktien spekuliert und hatten mehr Glück. Kurz vor der Grippewelle, die unsere Chimären-Bildung ausgelöst hat, verhielt sich nur ein Investor antizyklisch. Während die Banken ihr Geld weiterhin in Medigood Europe und Medigood World pumpten und nach der Grippewelle noch einmal kräftig absahnten, zog von Graef sein Geld schon vorzeitig heraus. Er hat damit trotzdem super abgesahnt, konnte aber die Kohle nicht mehr ausgeben. Er ist am selben Tag mit seinem Privatflugzeug abgestürzt. Nur sein Sohn hat den Absturz schwer verletzt überlebt. Hier ist der Bericht…«
    Der Computer blinkte. Nola drückte hektisch auf Enter . »Ich muss ihn runterfahren, der Akku ist leer.«
    Leon pfiff durch die Zähne. »Das ist wirklich spannend, was du aus der alten Kiste rausholst.«
    »Manchmal sieht man auf einem Auge mehr, als auf zweien.« Nola hielt ihr rotes Kaninchenauge zu und lachte.
    »Kannst du auf dem Auge nichts sehen?«, fragte Leon mitfühlend.
    »Doch, aber anders. So als würde ich durch ein Rohr schauen. Das Sehfeld ist begrenzt, und es wird leider immer schlechter.«
    Plötzlich drangen Schreie und der Lärm schwerer Fahrzeuge und Maschinen in die Hütte. Tom verschwand und kam kurz darauf zurück. »Sie räumen das Gelände. Ohne Vorwarnung. Diese Schweine! Die Bulldozer haben bereits den Zaun am vorderen Eingang niedergerissen. Die Polizei ist mit einer Hundertschaft im Anmarsch um uns zu vertreiben. Wir müssen sofort verschwinden.« Er begann hektisch die Habseligkeiten, die sie besaßen, zusammenzuraffen und in zwei zerrissene Taschen zu

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