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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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»Chimären – Wenn Tiere Menschen werden«. Er überflog das Vorwort. Der Autor hatte den damaligen Stand der Wissenschaft in seinem Roman aufgegriffen. Jahre bevor die Passivimpfung weltweit die Mensch-Tier-Chimären ausgelöst hatte. Niemand ahnte damals, dass Menschen eines Tages zu Chimären würden. Alle hatten nur umgekehrt gedacht, dass Tiere zu Misch-Wesen wurden und menschliche Zellen bekamen.
    Der Zukunftsroman griff dieses Thema auf. Tierschützer entdeckten Schweine mit menschlichen Gehirnen und der Intelligenz von Kleinkindern. Die Verantwortlichen vertuschten ihre Versuche. Am Ende kamen alle um.
    Leons Gesicht war hart vor Anspannung. Er schlug die letzte Seite des Buchs auf, es endete mit den Worten, »Viel zu lange war der Mensch davon ausgegangen, dass die Erde im Mittelpunkt des Universums steht und sich alles um eben diese dreht. Jetzt ging es um eine weitere fundamentale Frage: Der Mensch hatte sich selbst zur Krone der Schöpfung erhoben. Aber war er das?«
    Nachdenklich blickte er zum Himmel.
    Die Erde drehte sich aus dem Lichtfeld der Sonne…
    Eine lange Nacht lag vor ihm.

 
47
    Montag, 27. Mai, morgens, Chicago:
    Über Chicago dämmerte es. Ein kräftiger Wind blies vom Michigan See herüber. Josi hatte das Fenster geöffnet, um wach zu werden.
    Ethan schien Frühaufsteher zu sein. Sein Blick war hellwach und triumphierend. Er setzte sich auf ihre Bettkante und grinste gutgelaunt. »Ich habe Neuigkeiten.«
    Josi sah auf die Uhr. Halb fünf. Der Flieger sollte um sieben Uhr gehen. In einer halben Stunde wollten sie aufbrechen. »Ich habe euch letzte Nacht gehört. Krass, wie ihr euch angebrüllt habt. Du und dein Vater.«
    »Er wollte, dass ich die Anzeige zurückziehe.«
    »Das habe ich gehört.« Josi richtete sich auf und verzog vor Schmerz das Gesicht.
    »Was hast du? Tut dir was weh?« Auf Ethans Stirn erschien eine Sorgenfalte. Sanft schob er ihr das Kissen in den Rücken. Sie fischte unauffällig nach Leons Foto und schob es unter die Decke.
    »Ich bin wohl in meiner Wut bei den Johnsons gegen eine Kommode gerannt. Ich schätze, ich habe mir die Hüfte geprellt«, log Josi und konnte ihn gerade noch davon abhalten, den Hausarzt aus dem Bett zu klingeln.
    Um von ihrem Befinden abzulenken versuchte sie an die Geschehnisse der letzten Stunden anzuknüpfen.
    »Die Johnsons behaupten, du hättest ihren Sohn geschlagen? Dein Vater war deutlich zu verstehen. Du kriegst eine Anzeige wegen Körperverletzung.«
    »Ach, das kriegen die nie durch.« Ethan grinste. »Ich habe ja dich als Zeugin.«
    »Und jede Menge Gäste, die das Gegenteil behaupten, hat dein Vater gesagt, nein gebrüllt. Sonst hätte ich es nicht bis hier oben gehört.«
    »Schnee von gestern!« Ethan machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Von heute früh.«
    Er grinste fröhlich. »Honey, lässt du mich bitte ausreden. »Jim Johnson wird die Vergewaltigung so schnell nicht vergessen.«
    »Judy auch nicht.«
    »Du tust es schon wieder.«
    »Entschuldige.« Josi legte eine Hand auf Ethans Arm, damit er schwieg. »Hat dein Vater nicht erst gestern erklärt, dass es keine Vergewaltigung war, sondern höchstens Tierquälerei?«
    »Das war gestern. Jim Johnson, dieses Schwein, wird belangt. Aber nicht wegen Tierquälerei, sondern wegen Vergewaltigung. Ich habe es gerade erfahren. Die Polizei wollte die Haltungspapiere für den Affen überprüfen. Und was stellte sich heraus?«
    »Du erzählst es mir sicher gleich.«
    »Nicht nur er ist ruiniert, sondern auch seine Eltern sind dran. Wegen Sklaverei!«
    »Wie bitte?«
    »Eine Hausangestellte hat geplaudert. Judy ist kein Affe. Sie ist ein Mensch. Eine Mensch-Affe-Chimäre. Man prüft gerade ihre Identität.« Er senkte die Stimme. »Es kommt leider noch schlimmer.«
    Was konnte noch schlimmer sein, als das, was Josi gerade erfahren hatte? Sie musste an Kathi denken. Sie hoffte, dass ihre Freundin eine bessere Nacht hinter sich hatte, und sich jemand um sie kümmerte, so wie Ethan sich für Judy eingesetzt hatte. Er konnte stolz auf sich sein. Diesmal hatte er alles richtig gemacht.
    »Dad hat Kontakte, der Bericht liegt bereits beim Staatsanwalt. Judy ist allem Anschein nach noch ein Kind.«
    Josi krallte sich um Ethans Hals und schluchzte laut auf. »Was sind das nur für Monster?«
    Sanft strich er über ihr Haar. »Der Arzt, der sie untersucht hat, schätzt sie auf höchstens fünfzehn Jahre.«

 
48
    Zwei Stunden später:
    »Keiner entfernt sich von der Gruppe. Der Flug von

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