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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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stopfen.
    »Mein Rucksack ist bereits gepackt. Ich muss nur noch mein Fahrrad nehmen. Ich helfe euch.« Leon griff sich eine Plastiktüte und stapelte Teller und Tassen hinein.
    Tom riss die Schublade auf. »Das Besteck.«
    Nola klammerte sich heulend an den Laptop. »Der muss mit.«
    »Wir hängen die Taschen an mein Rad und verlassen das Gelände über die hinteren Gärten.« Leon rannte hinaus, hievte den gepackten Rucksack mit der Gitarre auf den Rücken und schob das Bike vor die Hütte der Geschwister. Tom reichte Taschen und Tüten, die er am Lenker befestigte. Einen weiteren, großen Karton klemmte Leon zwischen Sattel und Rahmen, dann schob er das schwer beladene Rad vorwärts. Tom fasste Nola an der Schulter und schob sie auf dem Skateboard. Nola jammerte, weil sie ihren Computer nicht mitnehmen konnte.
    Leon stoppte abrupt und drückte Tom den Lenker in die Hand. »Nimm du das Rad und geh schon vor, ich komme mit Nola nach.« Er lief zurück, quetschte drei Bücher, die noch in der Hütte lagen, zuoberst in seinen Rucksack, band die Gitarre ab und stattdessen den Laptop an. Dann lief er zu Nola, die sich mit dem gesunden Arm vorwärts gerollt hatte. Er hob sie hoch, klemmte das Skateboard unter den linken Arm und lief Tom hinterher. Mit einem Satz sprang Leon über den Zaun. Tom hatte inzwischen das schwer beladene Fahrrad über die Ausfahrt auf die Straße geschoben.
    Ein Flüchtlingsstrom obdachloser Chimären bewegte sich panisch über das Gelände. Am Vordereingang schlug ein Bulldozer eine Schneise in die morschen Hütten. Die Polizei blieb bei den Abrissleuten, offensichtlich scheute sie die direkte Konfrontation mit den flüchtenden Chimären. Die Staatshüter beschützten lediglich die Bauleute und die schweren Maschinen, die über die Hütten hinweg malmten und die Menschen vor sich hertrieben, wie lästige Käfer.
    Leon, Tom und Nola flohen zwei Straßen weiter. In einer Häusernische legte Leon das Skateboard auf den Boden und setzte Nola darauf. »Ab hier müsst ihr alleine klarkommen.«
    Er nahm den Rucksack vom Rücken und zog seinen Haustürschlüssel aus dem Seitenfach. »Meine Wohnung ist bis auf Weiteres frei. Kleine Mondstraße 25d. Die Miete ist drei Monate im Voraus bezahlt.«
    Er blickte auf sein Rad. »Nehmt das Bike mit und lasst es nachts nicht draußen stehen. Es parkt normalerweise im Flur. Da ist es zu Hause«, fügte er wehmütig hinzu.
    Dann band er den Laptop vom Rucksack, legte ihn Nola auf den Schoß und die Bücher obenauf. Er drückte Tom einen Schein in die Hand. »Ruft euch ein Taxi. So beladen schafft ihr es nicht zu Fuß.«
    Nola weinte. »Danke Leon, das werden wir dir nie vergessen«, schniefte sie. Sie griff in den Stapel Bücher und suchte umständlich ein gebundenes Buch mit fleckigem Leineneinband. »Das ist für dich. Damit du unterwegs etwas zu lesen hast. Was hast du noch gesagt, wo du hin wolltest? Australien? Sie zeigte ihr schiefes Lächeln und zwinkerte ihrem Bruder verschwörerisch zu.
    Tom nickte. »Klar weit weg ins sonnige Australien. Da findet dich die Polizei nie.«
    Tom steckte das Geld ein und grinste verlegen. »Wir passen auf deine Wohnung gut auf und gießen solange die Blumen.«
    Leon lachte. »Ach und frag‘ bei der Fahrradkurier-Zentrale Neukölln nach, da ist jetzt ein Job frei. Ein Bike hast du ja nun.«
    Dann drehte er sich um und ging. Er hasste Abschiede. Menschen, die ihm etwas bedeuteten, waren ihm immer entrissen worden. Jetzt entzog er sich.

     
    Den Rest des Nachmittags verbrachte Leon auf dem Uni-Gelände. Er versteckte sich hinter einem Müllcontainer und dachte daran, wie viele Studenten seit Jahrzehnten hier gebüffelt hatten: Physiker, Chemiker, Biologen, Mediziner, Juristen, Politiker und Journalisten. Allesamt hatten sie die Welt geformt, die heute vor ihm lag. Jeder wollte sein Bestes geben. Doch sie waren gescheitert. An einem verdammten Virus.
    Leon fasste sich an den Hals. Die Kiemen waren inzwischen deutlich zu erkennen. Auf beiden Seiten hatte er einen handtellergroßen Hautlappen. Er spürte Druck in der Lunge und fühlte die Veränderung in seinem Innern. Irgendetwas verschob sich unter der Haut, quetschte die Halsschlagader.
    Vielleicht komme ich nie wieder zurück , dachte er mit Entsetzen. Verzweifelt griff er in seinen Rucksack und nahm das Buch heraus, das Nola ihm zum Abschied geschenkt hatte. Er musste sich ablenken, sonst würde er verrückt.
    Das Buch stammte aus dem Jahr 2012 und trug den Titel

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