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2044 - INSHARAM

Titel: 2044 - INSHARAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zerstört und unzugänglich war. Die zwölf Schatztaucher, allesamt Dookies unter dem Befehl Marth Ravveds, versuchten, „hier" ein Mindestmaß an Ordnung zu schaffen. Es war eine so gewaltige Sisyphusarbeit, dass sie deshalb vom Großteil der Besatzung belächelt wurden. Hochrechnungen gingen davon aus, dass sie machten sie in diesem Tempo weiter einige tausend Jahre dafür brauchen würden. Aus Atlans Zusage, ihnen Unterstützung zukommen zu lassen, war bislang noch nichts geworden. Kein Wunder, wenn man bedachte, was in letzter Zeit alles geschehen war. „Genau", sagte Dustaff, der mittlere der. Ravved-Drillinge. „Was stimmt denn nicht?"
    Necker reichte seinem ältesten Bruder Marth das DRHE, wie die exakte Bezeichnung des Mikroskops lautete. Es ermöglichte einen Blick auf die atomare und sogar subatomare Ebene, und es hatte ihnen bereits gute Dienste geleistet.
    Necker Ravved schaute hinein. Und sah die Stange. Das Artefakt, das sie in einem gerade ausgeschachteten Gang in der Mittelsektion der SOL gefunden hatten. Necker vermutete, dass es sich - wie bei so vielen Fundstücken aus der Hinterlassenschaft jener, die die SOL umgebaut hatten - um ein technisches Gerät handelte, dessen Sinn und Zweck sie wahrscheinlich niemals begreifen würden. Sie konnten lediglich das Phänomen wahrnehmen, das die Stange bot.
    Hunderttausende winziger, sich hektisch bewegender Punkte umschwärmten die Stange. Necker hielt sie auf den ersten Blick instinktiv für Kleinstlebewesen auf subatomarer Ebene. Sie umschlossen die Stange, fielen in regelmäßigen Schüben jedoch von ihr ab und verschwanden im Nichts.
    Gleichzeitig hefteten sich neue Kleinstlebewesen, die wiederum aus dem Nichts erschienen, an die Stange.
    Rider, dachte Necker impulsiv. Diese Punkte sind in der Tat Lebewesen, und ich nenne sie einfach Rider. „Was schlägst du vor?" fragte Marth. „Vernichten wir die Stange? Wie den Klotz?"
    Necker zögerte. Sein ältester Bruder hatte vor einigen Wochen im Mittelteil der SOL mit Hilfe des Eckhardt-Mikroskops einen riesigen Klotz untersucht, der auf subatomarer Ebene plötzlich zum Leben erwacht war, Gestalt angenommen und ihn zu töten versucht hatte. Marth hatte das Gebilde zerstrahlt. Aber mit dieser ominösen Stange hatte es etwas anderes auf sich. Womöglich übte auch sie einen Einfluss auf den Betrachter aus, aber ...
    Necker sah Risse in der Stange, die aber aufwendig restauriert worden waren. Täuschte er sich, oder verschwanden die Rider nicht im Nichts, sondern in diesen Rissen? Und erschienen sie auch aus ihnen?
    Wenn man die Größe der Stange und die der Rider berücksichtigte, war es durchaus möglich, dass das Gebilde einst von viel mehr dieser Rider umschlossen gewesen war, bis in ihrem Innern irgendeine Umstrukturierung vorgenommen worden war. Danach verlief die Fluktuation der Rider schneller als zuvor, und ihre Reaktion hatte sich verändert. Einige versuchten, die alten Zustände wiederherzustellen, andere bemühten sich, die Veränderung voranzutreiben. Und die Stange schien an zahlreichen Stellen gewisse ... Anbauten, Erweiterungen bekommen zu haben.
    Diese Stange war ein lebenswichtiges Gerät, wollte man irgendwo bestehen. Necker hatte nicht die geringste Ahnung, wo das sein mochte, aber für das Überleben dort war sie unerlässlich. „Nein", sagte er. „Ich glaube nicht, dass uns Gefahr von ihr droht. Ganz im Gegenteil, sie könnte uns unglaublich nützlich werden." Er des aktivierte das DRHE. „Ich will kein Risiko eingehen", sagte Marth. „Wir gehen kein Risiko ein", sagte Necker. „Wenn du dieses Artefakt vernichtest, wirst du irgendwann auch uns vernichten ..." Vielleicht sogar unser gesamtes Universum, dachte er, sagte es aber nicht. Er wusste nicht, woher er diese Überzeugung nahm, aber sie war vorhanden. Er spürte den kritischen Blick seines ältesten Bruders auf sich. „Tu es nicht, Marth", sagte er.
    Die Zeit schien stillzustehen. Necker spürte, welcher Kampf in Marth vonstatten ging. Die Erinnerung an das subatomare Wesen in diesem Klotz, das Vertrauen in seinen Bruder... Der Wortführer der Dookies war in einen Konflikt geraten, aus dem er kaum wieder herauskommen würde. „Bruderherz", sagte Marth nach einer Unendlichkeit.
    Ein Wort, das Bände sprach. Du bist mein Bruder, ich vertraue dir. Ich weiß nicht, was ich tun soll, aber wenn du dermaßen energisch für deine Auffassung eintrittst, werde ich mich dir anschließen, wenn auch nur, weil du mein Bruder bist.

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